Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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nußbestände, die den Vergleich mit der Nordküste 
der Gazellenhalbinsel sehr wohl aushalten. Auch 
im übrigen war der Bestand an Palmen in allen 
Dörfern sehr reichhaltig. Von Dagoi aus führte 
ein 24 Kilometer langer Marsch über Bogia 
nach Potsdamhafen. Ich fand dort alles 
ruhig. Die Orakoza-Leute hatten sich seit der 
letzten Züchtigung still verhalten.') Sie müssen 
noch mehrere Verwundete haben, da sie sich durch 
Vermittlung der Iku-Leute wiederholt Verband- 
zeug bei der Mission bestellten. 
Von Potsdamhafen aus lief ich nochmals 
Tombenam an. Wie zu erwarten war, wurden 
mir die Gefangenen nicht ausgeliefert. Tom- 
benam sowie Kaiten waren verlassen. Ich setzte 
mich auf der Insel Pataky fest. Diese ist nun- 
mehr durch einen breiten Sanddamm mit dem 
Festland verbunden. In Pataky blieben wir 
einen Tag. Dort wurden fünf große Tanz- 
trommeln der Tombenam= und Kaiten-Leute be- 
schlagnahmt. Diese Trommeln können, mangels 
des dazu nötigen Holzes, in Hatzfeldhafen nicht 
hergestellt werden, sondern werden gegen Eber- 
zähne von der Vulkaninsel Manam eingetauscht. 
Sie stellen infolge ihres Wertes ein äußerst ge- 
hütetes Besitztum der Eingeborenen dar und 
waren sorgfältig im Busch versteckt. Vier, zum 
Teil sehr große Kanus wurden durch Zerschlagen 
unbrauchbar gemacht und außerdem die Häuser 
der beiden Eingeborenen Gomoi und Matabul 
verbrannt. Im übrigen habe ich beide Dörfer 
unversehrt gelassen. Auf dem Rückweg wurde 
nochmals Malala angelaufen und von dort aus 
in zwölfstündiger ununterbrochener Fahrt die 
Heimreise vollendet. 
Die Ergebnisse der Expedition möchte ich 
folgendermaßen zusammenfassen: 
Die eingetretene Bestrafung ist genügend. Es 
wäre eine nutzlose Grausamkeit gewesen, die 
Dörfer niederzubrennen. Ich nehme an, daß die 
Eingeborenen das Einsehen gehabt haben, daß es 
sich um eine verdiente Bestrafung gehandelt hat 
und daß es vielleicht beim nächsten Besuch des 
Dorfes gelingt, in friedlichen Verkehr zu treten. 
Ein Niederbrennen der Dörfer hätte höchstwahr- 
scheinlich einen Wegzug der Eingeborenen von 
der Küste zur Folge gehabt. 
Wenn mir auch die Gebiete zwischen 
Friedrich-Wilhelmshafen, Elisabethhafen 
und Kronprinzhafen noch nicht genauer be- 
kannt find, so möchte ich doch jetzt schon die Be- 
hauptung wagen, daß die Herstellung eines Reit- 
weges zwischen Friedrich-Wilhelmshafen und 
Potsdamhafen nicht einmal das Maß von 
Kapital und Arbeit erfordern würde, wie die 
  
*) Val. „D. Kol. Bl.“ 1908, Nr. 5, S. 231 f. 
  
Herstellung einer Straße zwischen Friedrich- 
Wilhelmshafen und Stephansort. Der von 
mir begangene Teil des Geländes gestattet nur 
an wenigen Stellen das Reiten nicht. Im 
übrigen würde es sich nur um die Verbreiterung 
der bereits bestehenden, ganz komfortablen Ver- 
bindungswege zwischen den einzelnen Dörfern 
handeln sowie um die Korrektur einiger schwieriger 
Stellen. Flußläufe sind nicht zu überbrücken. 
Die baldige Inangriffnahme eines derartigen 
Reitweges erscheint höchst wünschenswert, weil 
damit die Organisation der gesamten zahlreichen 
Küstenbevölkerung in Angriff genommen werden 
könnte. Häuptlinge sind in den sämtlichen Ort- 
schaften vorhanden. Das ganze Wesen der Ein- 
geborenen zeigt deutlich, daß sie fast nie mit den 
Europäern in Berührung gekommen sind. Die 
Eingeborenen machen ganz entschieden den Ein- 
druck, als ob sie leicht lenkbare und weißem 
Einfluß unschwer zugänglich zu machende Leute 
seien. 
Die Fruchtbarkeit des Bodens in dem größten 
Teile des besichtigten Geländes ist erstaunlich. 
Ich sah riesige Eingeborenen-Pflanzungen. Der 
Tabakbau der Eingeborenen steht in hoher Blüte. 
Die Ergiebigkeit der Palmen an dicken großen 
Nüssen ist enorm. 
Nach Angabe der Eingeborenen findet sich 
Gutta in den Hängen der Tamberrokette sowie 
am Prinz August= und Prinz Adalbert-Berge. 
Persönliche Nachforschung war mir wegen Zeit- 
mangels leider nicht möglich. Der Eingeborenen- 
name für die Gutta lautet „nebegru"“. 
Der Arbeiteranwerbung in diesen Gebieten 
sowie auch im Hinterlande werden noch aus- 
gezeichnete Resultate zu prophezeien sein. Die 
Dorfältesten von Malala haben mir acht ihrer 
Leute auf drei Jahre unter der Bedingung an- 
vertraut, daß sie einmal, um ihre Heimat und 
ihre Verwandten zu sehen, mit dem „Seestern“ 
kommen dürften. 
Bei den Kannidalen der Kdmiralitäts-Inseln.") 
Die Usiai-Leute hatten im Februar d. Is. 
eine Bootsbesatzung von vier Mann überfallen 
und aufgefressen. Sofort nachdem die Bestrafung 
der Eingeborenen beim Gouvernement beantragt 
war, trat der „Seestern“ eine Reise nach den 
Admiralitäts-Inseln an. 
Er ging am 21. April in der großen Nord- 
lagune der Admiralitätsgruppe vor der Insel 
Ponam vor Anker. Dort wurden 40 ein- 
*) Aus dem Bericht des Kaiserl. Bezirksamtmanns 
von Herbertshöhe über eine Reise nach den Admira- 
litäts-Inseln und nach Eitapé. 
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