Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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höht. In dieser Hinsicht umfassend ausgeführte 
Beobachtungen haben übereinstimmend ergeben, 
daß in der Vegetationszeit der Wald eine 
beachtenswerte Einwirkung auf den Wasserdampf- 
gehalt der Luft erkennen läßt. Beispielsweise ist 
in Buchenbeständen nach dem Laubausbruche die 
Waldluft um 8 bis 13 v. H. feuchter als die 
Luft im Freien, welcher Unterschied in der Luft- 
feuchtigkeit sich aber im Herbst wieder stark ver- 
mindert. In den Tropen, wo die Temperaturen 
das ganze Jahr hindurch hoch sind, wo somit 
der Unterschied in den Temperaturen der Wald- 
luft und der Feldluft stets ein sehr merklicher 
sein wird und wo die Begetationszeit sich über 
das ganze Jahr erstreckt, wird demnach auch der 
Einfluß, den der Wald auf die Erhöhung der 
Luftfeuchtigkeit ausübt, stets bemerkbar sein. 
Die von tinzelnen bestrittene Fähigkeit des 
Waldes, eine direkte Vermehrung der Niederschläge 
herbeizuführen, sei hier bei der Aufzählung der 
Faktoren, welche dem Walde hinsichtlich seiner 
Einwirkung auf das Klima mit Recht zugeteilt 
werden, außer acht gelassen, wenngleich auch hier- 
über günstige Beobachtungen vorliegen. 
Ich kehre nunmehr zur Beantwortung der 
Frage zurück, ob die großen Veränderungen in 
den Vegetationsverhältnissen Togos, hervorgerufen 
durch die enorme Entwaldung, eine Einwirkung 
auf das Klima zur Folge haben. Nach dem 
Vorausgehenden ist diese Frage unbedingt zu be- 
jahen. Wenn auch das Klima einer bestimmten 
Gegend in erster Linie durch die erwärmende 
Wirkung der Sonnenstrahlen bedingt wird und 
daher von der zweifachen Bewegung der Erd- 
kugel, von der geographischen Lage des betreffenden 
Ortes sowie von der Verteilung von Land und 
Wasser und von der Erhebung über dem Meere 
abhängt, so vermag doch die Bepyetationsdecke 
und namentlich der Wald an den gegebenen 
klimatischen Berhältnissen Veränderungen hervor- 
zubringen. Diese Modifßkationen werden indes 
sehr beachtenswert, wenn es sich um ein großes 
Areal handelt. Man vergegenwärtige sich, daß 
heute in Togo Flächen von ungeheuerer Aus- 
dehnung Baumsteppe sind, daß diese Flächen so- 
mit fast schutzlos der direkten Sonnenbestrahlung 
ausgesetzt sind und auf diese Weise eine Erhitzung 
des Bodens erleiden. Da nun die atmosphärische 
Luft nur zum geringeren Teile durch unmittelbare 
Absorption der Sonnenstrahlen sich erwärmt, den 
weitaus größeren Teil ihrer Wärme vielmehr 
durch Rückstrahlung und durch Leitung von dem 
nicht diathermanen Boden empfängt, so folgt 
hieraus, daß die Steppengebiete unter sonst 
gleichen Berhältnissen eine viel höhere Luft- 
temperatur haben müssen, als geschlossene Wald- 
gebiete. 
  
Mit der fortschreitenden Entwaldung unseres 
Schutzgebietes wurde aber nicht bloß der Gang 
der Lufttemperatur, sondern auch die Feuchtigkeit 
der Luft ungünstig beeinflußt, eine Behauptung, 
welche sich nach den obigen Ausführungen mit 
Recht aufstellen läßt. Gerade aber die mit der 
Ausrottung der Wälder Schritt haltende Über- 
hitzung des Bodens, Erhöhung der Lufttemperatur 
und Erniedrigung der relativen Luftfeuchtigkeit 
bewirkten nach meiner Ansicht in erster Linie 
neben den jährlichen Bränden auf weiten Gebieten 
die Steppenbildungen und unterwerfen ganz Togo 
in klimatischer Beziehung einem Austrocknungs- 
prozesse, der unaufhaltsam fortschreitet, falls nicht 
energische Schritte zur Erhaltung der noch 
vorhandenen Waldreste getan werden und 
gleichzeitig neue Waldungen künstlich geschaffen 
werden. 
Das bereiste Gebiet ließ aber außer den kli- 
matischen noch andere Schäden erkennen, welche 
offenbar Folgen der Zerstörung der Wälder sind: 
Der Haho stellt in seinem Oberlaufe, wie man 
sich durch einen Blick auf die Karte leicht über- 
zeugen kann, ein reich verzweigtes Flußgebiet 
dar. In Berücksichtigung dieser günstigen hydro- 
graphischen Verhältnisse ist anzunehmen, daß hier 
das ganze Jahr oberirdisches Wasser (wenn auch 
zur Trockenzeit nur in geringer Menge) vorhanden 
wäre. Umsomehr muß man sich über die Tat- 
sache wundern, daß gegen Ende der Trockenzeit 
dieses ganze Gebiet sehr wasserarm ist. In dem 
südlich des Weges Latime— Didome durch die 
Flüsse Haho und Balos bzw. Detowe ein- 
geschlossenen Gelände habe ich Anfang April 
innerhalb zehn Tagen nur an zwei Stellen kleine 
Wassertümpel angetroffen. Alle Flußläufe waren 
ausgetrocknet. Die abnorme Wasserarmut dieses 
Gebietes während der Trockenzeit ist nach meinem 
Dafürhalten zu einem großen Teil als eine Folge 
der Entwaldung anzusehen. Denn der Wald 
greift in den Kreislauf des Wassers insofern ein, 
als das in Form von Niederschlägen zu Boden 
gelangte Quantum Wasser vor rascher Verdunstung 
bewahrt und hierdurch örtlich erhalten wird. Es 
beruht dies auf der durch die Pflanzendecke ge- 
hemmten Luftbewegung, der niederen Temperatur 
des Waldes und der großen relativen Feuchtig- 
keit der Waldluft. Ferner wird die rasche Ber- 
dunstung der Bodenfeuchtigkeit in hohem Maße 
durch den Schutz vor direkter Sonnenbestrahlung 
verhindert, ein Faktor, welcher in den Tropen 
ganz besonders ausschlaggebend wird und welcher 
bewirkt, daß hier Waldböden, trotzdem ihnen 
durch ein reich verzweigtes Wurzelsystem auf dem 
Wege der Transpiration mehr Wasser entzogen 
wird, einen dauernd höheren Feuchtigkeitsgehalt 
haben müssen, als Steppenboden. Der Wald ver-
	        
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