Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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welche uns unser Aufenthalt in Englisch-Südafrika 
gegeben hat. Dort ist uns mit einer außerordent- 
lichen Liberalität und warmem Entgegenkommen 
alles das gezeigt worden, was für ein Ver- 
ständnis dieser Länder erforderlich erschien. Ich 
will an dieser Stelle nicht verfehlen, bei der ersten 
Gelegenheit, bei welcher ich mich öffentlich aus- 
spreche, den englischen und kolonialen Behörden 
für ihr großes Entgegenkommen meinen warmen 
Dank auszusprechen. Ich habe die Genugtuung, 
daß in allen denjenigen Dingen, bei denen ein 
gemeinschaftliches Interesse der in Südafrika koloni- 
fierenden Völker besteht, wie bei dem Schutz der 
Grenzen, der Niederhaltung unruhiger Grenzbe- 
völkerung, dem Kampf gegen die Landplagen Süd- 
afrikas, insbesondere die Heuschrecken, bei dem 
Studium und der Bekämpfung der den nationalen 
Reichtum bedrohenden Viehseuchen, dem Studium 
und der Feststellung der geeignetsten Produktions= 
methoden, ein freundnachbarliches Verhältnis hat 
hergestellt werden können, dessen erste Früchte ich 
kürzlich durch die Presse bekannt geben durfte. 
Dieser Dank gebührt nicht minder den englischen 
Zentralbehörden in London wie auch jedem ein- 
zelnen der britischen und kolonialen Funktionäre, 
die uns, zum Teil mit erheblicher Unbequemlich= 
keit für sie selbst, nahezu zwei Monate lang mit 
königlicher Gastfreundschaft ihre Einrichtungen zur 
Verfügung gestellt haben. 
Den zentralen und besonders westlichen Teil 
der Kapkolonie bildet die sogenannte Karoo, 
ein hügeliges, zum Teil bergiges Grasland von 
dürftiger Vegetation und schwacher Besiedlung. 
In ganz Britisch-Südafrika, welches mit ungefähr 
674 000 qkm etwa um die Hälfte größer ist als 
der zunächst als besiedlungsfähig geltende Teil 
unseres Schutzgebiets, gibt es nach dem Zensus 
von dem Jahre 1904 nur 72 000 im Ackerbau 
bzw. in der Viehzucht tätige selbständige Weiße. 
Auch über die Dichtigkeit der in deren Diensten 
stehenden einheimischen Bevölkerung sind durch- 
aus irrtümliche Ansichten verbreitet. Von den 
1 600 000 Eingeborenen der Kapkolonie sitzen 
nur etwa 250 000 auf Farmen, die weißen Be- 
sitzern gehören, über 1 Million bewohnen Reser- 
vate, von denen die Weißen ausgeschlossen sind. 
Der Rest ist die Mischlingsbevölkerung, die im 
wesentlichen in den großen Städten ihren Unter- 
halt findet. 
In der Kapkolonie wurden nach dem Zensus 
des Jahres 1906 gezählt — hierbei schließe ich 
die in Eingeborenen-Reservaten befindlichen Tiere 
aus —: 
1906: 12350000 Schafe, 2958000 Angora- 
ziegen, 3350000 andere Ziegen, im 
wesentlichen die als bockies bezeichneten 
Schlachttiere. 
  
Nach dem Zensus von 
553000 Rinder, 96000 Pferde, Maul- 
tiere und Esel, 240000 Schweine, 
357000 Strauße. 
Die gesamte weiße Bevölkerung betrug nach 
200 jähriger Kolonisation 579000 Menschen, davon 
174 820 erwachsene männliche Weiße. Neben den 
schon erwähnten Ackerbauern gab es 24000 Hand- 
werker, 4600 männliches Hausgesinde, 43000 im 
Handel beschäftigte und 61000 in der Industrie 
tätige Personen. Auf die Bedeutung dieser 
Ziffern für die vermutliche Aufnahmefähigkeit 
unseres Schutzgebietes komme ich zurück. 
Dem großen Karoo-Gebiet ähnlich ist nun 
durchaus der Süden unseres Schutzgebietes, d. h. 
derjenige Teil, welcher begrenzt wird durch die 
Kapkolonie, die Nordgrenze des Bezirks Gibeon, 
die Namib im Westen und den Oranjefluß im 
Süden, mit dem Unterschied, daß, wenn schon in 
der Karoo die Wirtschaft eine durchaus extensive 
ist, in unserem Schutzgebiet die für die Unter- 
haltung einer Familie in mäßigem Wohlstande 
erforderliche Fläche teilweise noch erheblich größer 
sein muß. Dies hängt zusammen mit dem 
durchschnittlichen Regenfall, der, wenn man den 
Ort Lüderitzbucht, der unter Umständen jahrelang 
keinerlei Niederschläge verzeichnet, als Nullpunkt 
annimmt, sich in bogenförmig verlaufenden Linien 
von Nordwesten nach Südosten durch das ganze 
Schutzgebiet derartig verstärkt, daß er im Bezirk 
Grootfontein schon eine der deutschen Nieder- 
schlagsmenge ähnliche Stärke erreicht und im 
weiteren Norden, am Okawango und nach dem 
Caprivi-Zipfel hin, den Charakter tropischer Nieder- 
schläge erhält. Daraus folgt aber auch, daß der 
östliche Süden unseres Schutzgebietes, besonders 
das Vilander-Gebiet, erheblich wertvoller ist als 
ein Teil des Kapschen Karoo. Da das Wachs- 
tum der Futterkräuter im direkten Verhältnis 
zu der Niederschlagsmenge steht, so wachsen auf 
einem Hektar unseres Schutzgebietes also ver- 
hältnismäßig weniger Futterkräuter; es muß deshalb 
eine größere Farmenfläche angesetzt werden. 
Dies bleibt natürlich nicht ohne Rückwirkung auf 
die Bodenpreise, die selbst im östlichen Teil der 
Kapkolonie etwa das 20 fache des in Südwest- 
afrika Verlangten bilden. Daraus ist aber der 
Schluß gerechtfertigt, daß auch in unserem Schutz- 
gebiet bei geordneten Zuständen und etwas 
dichterer Besiedlung höhere Bodenwerte ent- 
stehen müssen. Die zunächst auf der Hand 
liegende Besorgnis, daß mangels der Nieder- 
schlägee auch das für eine Viehzucht unentbehr- 
liche Tränkwasser in unserem Schutzgebiet nicht 
in hinreichendem Umfange beschafft werden könne, 
hat sich als nicht richtig herausgestellt. Die 
Erfolge der Bohrkolonne „Süd“ sind im Gegen- 
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1904:
	        
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