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3. Besondere Ansprüche bezüglich des Weide-
futters und der Ernährung überhaupt (z. B. des
Salzbedürfnisses) sind kaum zu berücksichtigen.
Für die Merinos wird jedenfalls Salzzufuhr nur
in geringem Maßstab erforderlich sein, daher wird
die Merinozucht an vielen Stellen des Schutz-
gebietes möglich werden, an denen das Fett-
schwanzschaf wegen Mangel an Salz (Brack) in
Pflanzen oder Pfannen nicht gehalten werden kann.
Als Vorsichtsmaßregeln bei der Unterhaltung
der Tiere bezüglich der Ausbildung der
Wolle werden folgende zur Berücksichtigung
empfohlen:
1. Eine möglichst gleichmäßige Ernährung
während des ganzen Jahres ist im Interesse einer
guten, gleichmäßigen Wollerzeugung anzustreben.
Anderenfalls wird, wie es in Australien vor-
gekommen ist, der Stapel leicht brüchig.
2. Bei der Bestockung der Farmen ist ge-
nügende Vorsicht zu beobachten, damit die Tiere
zu jeder Zeit reichlich Nahrung finden.
Als besondere Vorschriften, betreffend Wäsche
und Schur, sind zu beachten:
1. Die Schur soll unmittelbar vor Beginn
der Regenperiode stattfinden.
2. Auf regelmäßige Einhaltung der Schur-
termine ist besonders Wert zu legen.
3. Die Schur hat nur einmal im Jahr statt-
zufinden.
4. Die Versammlung erklärte sich für den
Export von ungewaschener Wolle, da Hand-
und Rückenwäsche nicht nötig sei, für Maschinen-
wäsche es aber an den Vorrichtungen im Schutz-
gebiete fehle.
Von Wichtigkeit sind endlich die nachstehenden
Resolutionen bezüglich der Behandlung der
Wolle von der Schur bis zum Versand:
1. Es ist trocken zu scheren, und die Wolle
ist eine Zeitlang luftig aufzubewahren sowie völlig
trocken zu verpacken.
2. Bei und nach der Schur hat eine Aus-
sortierung der Wolle stattzufinden, damit in den
einzelnen Ballen möglichst nur Wolle von gleich-
mäßiger Beschaffenheit enthalten ist.
3. Die Markierung der Schafe mit Teer ist
zu vermeiden, da dieser Stoff sich später nicht
mehr aus der Wolle entfernen läßt und dadurch
wesentliche Verluste für den Produzenten ent-
stehen können. Auch sind Klunkern und Brand-
spitzen vor der Verpackung zu entfernen.
M
Deutsch · Neuguinea.
Die Expedition Sopper-Friedericl. " )
Von Dr. Friederici ist ein weiterer Bericht
aus Herbertshöhe (d. d. 9. November 1908)
eingelaufen. Wir entnehmen daraus die nach-
stehenden Einzelheiten:
-In einigen Tagen werde ich mit der
„Langeoog"“ nach Neuguinea abfahren. Ich
möchte daher noch von hier aus einen kurzen
Bericht erstatten.
Ich hatte die kleine Dampfpinasse der Neu-
Guinea-Kompagnie gechartert, um in ihr am
28. Oktober nach der Offenen Bai (Neu-Pommern)
zu fahren. Infolge eines Kesseldefekts blieb jedoch
nichts weiter übrig, als den schlechten Kutter
„Baltic“ zu nehmen. Um nicht zu viel Zeit zu
verlieren, schiffte ich mich noch an demselben
Abend an Bord des „Baltic“ ein. Die Fahrt
war höchst unglücklich. Zwar gelang es mir in
Massikonajinka drei ortskundige Führer zu er-
langen, aber ich war vier Nächte und dreieinhalb
Tage auf diesem Boot unterwegs, ehe ich mein
Ziel, Vatu an der Offenen Bai, erreichte. Durch
die bevorstehende Abfahrt der „Langeoog“ war
meine Zeit beschränkt; meinen Plan, Neu-Pommern
zu durchqueren, um auf der anderen Seite
Herbertshöhe wieder zu erreichen, konnte ich nun
nur noch durchführen, wenn ich im Innern einiger-
maßen glatte Bahn fand. Es stellte sich heraus,
daß dies leider nicht der Fall war. Gleich am
Morgen nach der Landung brach ich auf, ging
durchs Gebiet der Nakanai in das der Baining
und erreichte schließlich das Palisadendorf des
Baining-Häuptlings Kambule. Hier waren alle
Verkehrswege nach Osten zu Ende. Weder in
Aussicht gestellte Bezahlungen noch Geschenke der
verlockendsten Art vermochten mir einen Pfad in
die gewünschte Richtung zu öffnen. Immer hieß
die Antwort „boa!“, „ist nicht vorhanden", und
immer wieder „boa, boa!“, „gibt es nicht!“ Durch
persönliche Rekognoszierung überzeugte ich mich,
daß die Pfade in der Richtung nach dem Innern
allerdings bald hinter dem Dorf Puluga auf-
hörten. Das Flußbett des Pale, an dem das
Palisadendorf liegt, hätte mich auch nicht nach
Osten, sondern offenbar nach Südwesten geführt.
Das Innere dieser Gegend von Neu-Pommern
scheint unbewohnt zu sein, die Bainings dieser
Gegend haben keinerlei Verkehr nach Osten über
die Berge; ihr geringer Verkehr geht nur zur
westlichen Küste.
Ich hatte nur die Wahl, mir einen Weg zu
bahnen, oder zur Küste zurückzukehren. Infolge
*) Agl. zuletzt „D. Kol. Bl.“ 1908, Nr. 24. S. 1237.