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von höchstens 20 bis 25 v. H. Gerbstoff liefern
könnten — eine Anreicherung, die viel zu gering
sein würde.
Auch die Hülsen des „Anabaumes“, der
Acacia albida, die im übrigen auch in Ost-
afrika vorkommt,“) sind nach Schinz gerbstoff-
haltig; über ihre Verwendung nach dieser Rich-
tung hin wird indessen nichts mitgeteilt.
Außer dem vorstehend aufgeführten ist noch
weiteres Rindenmaterial von Akazien gelegentlich
zur Untersuchung gelangt, dessen Artzugehörigkeit
aber leider nicht festzustellen ist. So bekam die
Deutsche Versuchsanstalt für Lederindustrie im
Jahre 1901 eine Anzahl Rindenproben von
Akazien, und zwar eine aus Deutsch-, die übrigen
aus Britisch-Ostafrika, zur Untersuchung. Die erst-
genannte Probe wies einen Gerbstoffgehalt von
nur 7,9 v. H. auf; die Proben I1 und II aus
Britisch-Ostafrika zeigten sich ganz gerbstoffarm,
die ebendaher stammende Probe III dagegen ent-
hielt 34,5 v. H. Im Jahre 1902 fand ich am
Himo, eine Tagereise von Moschi entfernt, eine
Akazie mit gelbgrüner Rinde, von der ich eine
kleine Probe entnahm. Die spätere Untersuchung
der Rinde im Laboratorium des B. L. Insti-
tuts in Amani ergab einen Gerbstoffgehalt von
33 v. H. Leider befanden sich am Baum zur
Zeit der Probeentnahme weder Blüten noch
Früchte; es war daher nicht festzustellen, um
welche Akazienart es sich gehandelt hat. Die
Militärstation Moschi hat sich danach bemüht,
weiteres Material der gleichen Sorte zu sammeln;
die eingesandten Proben besaßen aber viel we-
niger, nämlich nur 10,7 v. H., Gerbstoffgehalt;
wahrscheinlich lag also hier Material einer anderen
Art vor.
In der Rinde einer von mir am Südwest-
abhang des Usambara-Gebirges (ebenfalls steril)
angetroffenen Akazienart, die vielleicht mit der
A. Seyal identisch ist, konnten nur 11,8 v. H.
Gerbstoff nachgewiesen werden.
Weitere Akazienrindenproben sind von der
Forstverwaltung in Wilhelmstal in der Steppe
gesammelt und im B. L. Institut in Amani unter-
sucht worden.
Das im „Pflanzer“ von 1906, S. 336, ver-
öffentlichte Analysenergebnis ist nachstehendes:
àW T Lösliche
...- .. .. Gesamt-
ur Gerbstoff Wasser Nicht- Z
Probe gerbstoffe Ertrakt
v. S. v. S. v. H. v. H.
l
. 20,32 7,öl 9,56 29.88
II. 22,47 — 9 10,78 33,20*)
Bei 1000 getrocknete Substanz.
*) Vgl. Harms a. a. O.
Wenn es nun auch nach dem Vorangegangenen
nicht ausgeschlossen erscheint, daß sich noch die
eine oder andere Akazienart in Deutsch-Ostafrika-
auffinden läßt, die eine gerbstoffreichere Rinde
besitzt, so muß auf Grund der dort herr-
schenden Vegetationsverhältnisse doch
bezweifelt werden, ob sich aus einer solchen
Entdeckung ohne weiteres ein praktischer
Nutzen ziehen ließe. Selbst für den Fall,
daß es sich dabei um eine häufiger vorkommende
Art handelte, würden doch die räumliche Ver-
teilung der vorhandenen Vorräte, ihre größere
Entfernung von der Küste, die also zum mindesten
noch einen weiteren Bahntransport bedingte, die
Möglichkeit der Verwertung der Rinde durch
Export nicht zulassen; es erübrigte dann allenfalls
eine Verwendung der Rinde als Gerbmittel im
Lande selbst, wie dies in Deutsch-Südwestafrika
mit derjenigen der oben besprochenen Acacia
horrida geschieht; aber eine solche Verwendung
könnte immer nur eine gelegentliche sein, denn
an die Entwicklung eines selbständigen Gerberei-
gewerbes in unseren Kolonien, etwa wie in
Indien, wird in absehbarer Zeit kaum gedacht
werden können.
Eine noch nicht aufgeklärte Frage ist die, ob
das Holz der mit der indischen „Cutch-Akazie“
(A. Catechu) nahe verwandten A. Suma, die
in Deutsch-Ostafrika nachgewiesenermaßen stellen-
weise, und zwar meist in der Nähe der Wasser-
läufe bestandbildend auftritt, eine gleiche Ver-
wendung finden kann, d. h. ob sie auch das be-
kannte Färb= und Gerbmittel Catechu enthält.
In Indien, wo beide Arten nebeneinander vor-
kommen, soll dies der Fall sein. Bei der großen
Schwierigkeit, die das Auseinanderhalten der zwei
Akazien bietet, muß diese Angabe indessen einiger-
maßen zweifelhaft erscheinen.“
3. Andere, wild vorkommende
Leguminosen.
Auch die in Ost= und Westafrika zahlreich
vertretenen, zur Gattung Albizzia gehörenden
Baumarten sind auf den Gerbstoffgehalt ihrer
Rinde noch wenig untersucht, obwohl verschiedene
fremde Arten, z. B. die in Indien einheimische,
an der Ostküste Afrikas vielerorts kultivierte
A. Lebbeck, als gerbstoffliefernd bekannt sind.
Nach einer älteren Angabe"““) soll die in der
portugiesischen Kolonie Angola vorkommende
A. coriaria Gerbstoff enthalten. Von ostafri-
kanischen Arten, die größere Verbreitung besitzen,
haben sich verschiedene, wie A. Petersiana,
*) Siehe auch H. Harms a. a. O.
**) Notizblatt des Königl. Botan. Gartens und
Museums, Berlin 1896, S. 264.