Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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der etwa 60 Seemeilen entfernten Insel Feis 
zu segeln, um von dort Tabak und Süßkartoffeln 
zu holen. Sie wurden aber von so schwerem 
Wetter überrascht, daß sie nicht segeln konnten 
und trieben nach der Ngulu-Gruppe, die sie nach 
sechs Tagen erreichten. Hier blieben sie acht 
Tage und machten dann zehn Tage lang den 
Versuch, nach Ululsi zurückzukommen. Das gelang 
ihnen aber nicht, weil ihr Segel zerrissen war. 
So wurden sie von der starken Strömung gepackt 
und nach den Philippinen verschlagen, die sie 
nach etwa zwei Wochen erreichten. Hier blieben 
sie gegen zwei Monate in einem Eingeborenen= 
Dorfe. Einer von ihnen war bereits in früherer 
Zeit nach den Philippinen vertrieben worden und 
hatte bei dieser Gelegenheit die Sprache ein 
wenig erlernt. So konnten sie sich notdürftig 
  
verständigen. Speise und Trank wurde ihnen 
von den Dorfbewohnern in reichem Maße ge- 
liefert. Als Gegenleistung fertigten sie Fischreusen 
an. Als nach zwei Monaten günstiger Wind 
eintrat, reisten sie mit dreihundert Kokosnüssen 
und zwei Faß Wasser als Proviant und einem 
neuangefertigten Segel, zu dem ihnen ihre Gast- 
freunde das Zeug geliefert hatten, ab und kamen 
nach sechzehntägiger Fahrt am 10. April alle 
gesund auf der Ngulu-Gruppe an. Hier blieben 
sie fünf Tage, dann segelten sie ab, um nach 
ihrer Heimatsinsel Ululsi zurückzukehren. Zwei 
der Leute waren auf Ngulu zurückgeblieben und 
sind von da mittels Kanu nach Jap gekommen; 
diese haben mir die vorstehende Schilderung ihrer 
Reise gegeben."“ 
Kolonialwirtschaftliche Mittellungen. 
Verwendung des bolzes von Musanga Smithii 
(Kameruner Schirmbaum) Jur Dapierfabrikation. 
Der Kameruner Schirmbaum (Musanga 
Smithü) liefert ein ganz leichtes und zähes Holz, 
welches seiner Struktur nach schnell gewachsen ist. 
Wahrscheinlich gehört dieser Baum zu denjenigen, 
welche in kurzer Zeit eine bedeutende Höhe er- 
reichen, wie die Albizziaarten, welche ein gleich 
aussehendes leichtes Holz aufweisen. Es ist nicht 
nur deshalb ein Vorteil, daß ein Baum schnell 
wächst, weil man das Holz infolgedessen auch schnell 
benutzen kann, sondern das schnelle Wachstum 
hat auch Einfluß auf die Struktur des Holzes, 
weil dadurch das Holz locker und faserig und 
zum Auflösen durch Kochen sowie zum Bleichen 
geeignet wird. Das Schirmbaumholz hat ein 
spezisisches Gewicht von etwa 0,43 und fühlt sich 
zähe und faserig an. Im Laboratorium wurde 
eine Kochung mit Natronlauge in offener Por- 
zellanschale vorgenommen, wodurch nach kurzer 
Zeit ein guter, aufgeschlossener Zellstoff erhalten 
wurde. Hieraus kann man schon den Schluß 
ziehen, daß das Holz ohne Anstände und mit 
mäßigem Chemikalienaufwand in Zellstoff ver- 
wandelt werden kann. 
Bei der mikroskopischen Untersuchung des ge- 
kochten Stoffes fielen sofort die geschmeidigen und 
verhältnismäßig langen Fasern auf, welche hier 
und da sogar die Länge der Nadelholzfasern er- 
reichten. Die Gefäßzellen zeigten weniger die 
dem Laubholz charakteristischen Gebilde, die man 
im allgemeinen antrifft. Die Faserlänge betrug 
etwa 2,5 mm und erreichte hier und da 3 mm. 
Die geschmeidigen, langen Fasern werden sicher 
  
bei geeigneter Behandlung ein gutes Papier 
ergeben. " 
Man kann deshalb im allgemeinen sagen, daß 
das Schirmbaumholz einen guten, wertvollen Pa- 
pierrohstoff darstellt und daß es nur von den wirt- 
schaftlichen Verhältnissen abhängen wird, ob das 
Holz seinen Weg in die Papierfabrik finden wird. 
(Aus: „Der Papierfabrikant“ 1908, Nr. 147.) 
Otavi Oinen- und Eisenbahn-Gesellschaft"). 
Die bergbaulichen Arbeiten in Tsumeb 
sind unter Einhaltung des vorher aufgestellten 
Betriebsplanes günstig vorangeschritten. Im Juni 
1907 wurde mit der Erzpverschiffung begonnen. 
Der Hauptförderschacht der Tsumeb-Mine 
wurde auf das Niveau der 3. Sohle auf 70 m 
niedergebracht. Der Schacht hat zur Zeit 83 m 
Tiefe erreicht und wird erst weiter abgeteuft, 
wenn die Aufschlüsse in der Lagerstätte zur Aus- 
führung gelangt sind. Der Ausbau des Schachtes 
durch Mauerung in seinem oberen Teile und 
Zimmerung bis zur 1. Sohle ist fertiggestellt. 
Ebenso wie die 1. Sohle wurde die 2. und 
3. Sohle mit dem Hauptförderschacht durch Quer- 
schläge von 60 m Länge verbunden. 
Die Vorrichtungsarbeiten bewegten sich aus- 
schließlich im Niveau der 3. Sohle, wo westlich 
des Westschachtes von der 35 m langen Strecke drei 
Querschläge in die Lagerstätte getrieben wurden. 
Der Westerzkörper zeigt hier eine Mächtigkeit von 
*) Aus dem Geschäftsbericht für das achte Geschäfts- 
jahr (1. April 1907 bis 31. Mai 1908).
	        
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