Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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solange unbewohnte und ungenutzte Baum- 
steppengebiete in schier unermeßlicher Ausdehnung 
im Schutzgebiete zur Verfügung stehen, welche 
gut und sicher aufforstbaren Boden haben. 
Nachdem auf Grund eingehender Vorunter- 
suchungen der Plan gefaßt worden war, das 
Quellgebiet des Haho zwischen den Flüssen Haho 
und Baloe systematisch aufzuforsten, also ein 
großes, zusammenhängendes Waldgebiet zu schaffen, 
war es eine folgerichtige Notwendigkeit, schon die 
ersten Kulturversuche so zu gestalten, daß sie in 
den Rahmen eines mit dem Fortschreiten der 
Kulturen von Jahr zu Jahr sich mehr ent- 
wickelnden Wirtschaftsnetzes passen. Man hat sich 
bei Anlage der Kulturen zu vergegenwärtigen, 
daß der daraus sich entwickelnde Wald in späteren 
Jahren nach Erlangung der Hiebsreife nach 
einem allgemeinen Wirtschaftsplan genutzt werden 
muß. Nun wissen wir aber von den zur Auf- 
forstung verwendeten einheimischen Holzarten 
noch nicht den Zeitpunkt des Eintrittes ihrer 
Hiebsreife. Dazu kommt, daß die Zahl unserer 
Nutzhölzer eine wesentlich größere ist als die 
Zahl der unsere europäischen Kulturwälder bil- 
denden Nutzholzarten. Namentlich in den An- 
fängen der Aufforstung wird die Zahl der an- 
zuwendenden Nutzholzarten auf relativ kleinen 
Flächen eine große sein; sie wird geringer werden, 
sobald erkannt worden ist, für welche Holzarten 
die Aufforstung sich am rentabelsten gestalten wird. 
Die mit den verschiedenen Holzarten aus- 
geführten Kulturversuche müssen seinerzeit für sich 
selbständig genutzt und verjüngt werden können. 
Es wird daher jetzt schon notwendig sein, die 
einzelnen, mit verschiedenen Holzarten bestockten 
Flächen durch die Bildung von Abteilungen 
und Unterabteilungen zu selbständigen Wirt- 
schaftsfiguren zu machen. Durch das Frei- 
halten sechs Meter breiter Unterabteilungs- 
linien von Holzkulturen werden sich an diesen 
Linien die gepflanzten Bäume tief herab 
beasten, sie werden daher geschützt gegen die 
nachteiligen Einwirkungen der Sonne, sowie 
windsicher erwachsen und zugleich den dahinter 
liegenden Bäumen Sonnen= und Windschutz ge- 
währen. So wird es möglich sein, jede einzelne 
Unterabteilung unabhängig von der benachbarten 
zu verjüngen. Die einzelnen Unterabteilungen 
werden zu Abteilungen vereinigt. Die Abteilung 
bildet die kleinste Teilungseinheit; sie ist not- 
wendig zur Orientierung sowie zur Ordnung der 
seinerzeitigen Schlagführung. Die Form der 
Abteilungen kann den ebenen Terrainverhältnissen 
des Aufforstungsgebietes, insbesondere seines 
größeren Südteiles, zufolge rechtwinklig gestaltet 
werden. Die Größe der Abteilungen wird sich 
im allgemeinen auf 20 bis 30 ha beziffern. 
  
Die Linien, etwa 10 bis 12 m breite Schneisen, 
welche die einzelnen Abteilungen voneinander 
trennen, können in dem ebenen Gelände so ge- 
legt werden, daß sie für die Folge auch die 
Grundlage zum Wegenetz bilden. Besondere 
Fälle ausgenommen, werden die Abteilungen 
länger als breit gemacht und die lange Seite der 
Abteilung so gelegt, daß die herrschende Wind- 
richtung senkrecht kreuzt und parallel den Schlag- 
linien verläuft. Die herrschende Windrichtung, 
bzw. die Richtung, von welcher die wegen ihrer 
Heftigkeit gefährlichen Tornados kommen, ist von 
Osten herein. Im allgemeinen werden also die 
Längsseiten der Abteilungen Nord-Süd-Linien 
bilden. 
Nach diesen Grundsätzen wurden die im Be- 
richtsjahre ausgeführten Kulturen zu einer aus 
sieben Unterabteilungen bestehenden Abteilung 
vereinigt. Die Grenzen dieser Abteilung bildet 
der Fluß Hah, und einige hundert Meter noch 
der Fluß Baloe von seiner Mündung ab. Die 
Nordgrenze dieser Abteilung bildet eine von Osten 
nach Westen verlaufende Schneise. Entgegen den 
obigen Ausführungen wurde die Längsseite der 
Abteilung in die Windrichtung verlegt wegen der 
dadurch erzielten, bereits erwähnten, Erleichte- 
rung des Brandschutzes. Senkrecht zu dieser 
Abteilungslinie verlaufen sieben, die einzelnen 
Unterabteilungen bildende Linien bis an den 
Uferwald des Haho. 
Von Osten her wurden nun in dieser Ab- 
teilung sieben Unterabteilungen mit den im 
folgenden aufgeführten Holzarten gebildet- 
Unterabteilung a. Am Ostrande dieser 
Unterabteilung stehen zunächst einige Reihen Khaya 
Klainül. Von dieser wertvollen Holzart wurden 
aus den Ende September 1907 in die Pflanz- 
gärten ausgelegten Samen etwa 600 Stück er- 
halten. Die Pflanzen wurden im Mai 1908 auif 
ihren dauernden Standort verbracht. Die jungen, 
zur Auspflanzung gelangten Pflänzlinge hatten 
eine durchschnittliche Höhe von 1 m bei einem 
unteren Stammumfange von 3 bis 6 cm; es 
waren jedoch Pflanzen von 1,5 m Höhe und von 
einem Stammumfange von 10 cm dabei. Die 
Pflanzen hatten eine kräftig entwickelte Pfahl- 
wurzel von durchschnittlich 30 bis 40 cm Länge; 
Seitenwurzeln waren verhältnismäßig sehr wenig 
ausgebildet. Schon am Tage der Verpflanzung 
(15. Mai 1908) fingen alle Blätter und jungen, 
noch nicht verholzten Triebe der Pflanzen zu 
welken an; nach 14 Tagen waren sie vertrocknet; 
die Mehrzahl der Pflanzen ging sonach in ver 
Höhe um 20 bis 40 cm zurück. In der dritten 
Woche erschienen neue Knospen und nach vier bis 
fünf Wochen hatten fast alle Pflanzen schon wieder
	        
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