Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Geerntet wurden 33510 Pfund, gegen 20000 
Pfund im Vorjahre. Für eine Nebenkultur ist 
die Nettoeinnahme aus der Ernte mit. J 14000,— 
als befriedigend anzusehen. 
Etwa 200 1 Lemongras= und Zitronell- 
grasöl sind zur Versendung gelangt. 
Die Viehzucht, die durch den Ausbruch von 
Seuchen in den Jahren 1904 und 1905 schwere 
Schläge erlitten hatte, scheint sich nach und nach 
zu erholen, doch hat der Bestand noch lange 
nicht die Stärke, die für den Wirtschaftsbetrieb 
erwünscht wäre. Der Nutzen, den die Haltung 
zahlreicherer Viehherden den Betrieben der Kom- 
pagnie erbringen würde, ist bedeutend. Die 
Tiere erleichtern durch Abgrasen des Unkrautes 
auf ihren Weideflächen die Reinigung der 
Pflanzungen ungemein, und besorgen den Be- 
trieb der Mähmaschinen; dadurch werden zahl- 
reiche Arbeitskräfte gespart. Durch den Mangel 
an Schlachtvieh einerseits und die Verteuerung 
aller Lebensmittel durch Zollauflagen anderseits 
ist die Lebenshaltung der Weißen verteuert 
worden; die Möglichkeit, regelmäßig und fort- 
laufend frisches Fleisch abgeben zu können, 
würde, abgesehen von der Verbesserung der 
Nahrung in sanitärer Hinsicht, den Weißen die 
Führung eines besseren Haushaltes unter nor- 
malen Geldausgaben gestatten. Auch sind die Vor- 
teile, die die Verwendung von Viehdünger den 
Pflanzungen bringt, nicht hoch genug ein- 
zuschätzen. · 
Mit der Zucht von javanischen Fettschafen 
ist ein Anfang gemacht worden. Es wird ab— 
zuwarten sein, ob sich diese Tiere, deren Fleisch 
die Ernährung der Weißen erleichtern und ver— 
bessern würde, akklimatisieren können, ehe man 
an eine Ausdehnung der Zucht herangeht. 
Die Stellen, die nach den gegenwärtigen 
Betriebsverhältnissen mit weißem Personal besetzt 
zu halten sind, sind folgende: 4 Administratoren, 
5 Stellvertreter und Hauptassistenten, 27 Pflanzer 
als Stationsleiter von Pflanzungen und Außen- 
stationen, 6 Pflanzer für besondere Zwecke, 
14 Kaufleute 8 Beamte des technischen Betriebes, 
4 Heilgehilfen, zusammen 68 Stellen im Land- 
dienste; ferner 3 Kapitäne, 2 Steuerleute, 2 Boots- 
leute, 3 Maschinisten, zusammen 10 Stellen im 
Schiffsdienste. 
Der durchschnittliche Arbeiterbestand be- 
trug 3616 Farbige (Schwarze, Chinesen und 
Javanen) gegen 3654 Farbige im Vorjahre; 
er blieb also annähernd auf der Höhe des Vor- 
jahres. Die Arbeiterverhältnisse erscheinen aber 
in einem wesentlich ungünstigeren Lichte, wenn 
man einen Vergleich des Bestandes am 1. April 
1908 und dem des 1. April 1909 zieht. Zu 
ersterem Zeitpunkte betrug er 3675 Farbige, zu 
  
letzterem nur noch 3526 Farbige, Abnahme also 
149 Leute. Zur richtigen Instanderhaltung der 
Pflanzungen, sowie zur Aufrechthaltung der 
sonstigen Betriebe ist mindestens ein Stamm 
von 4000 Arbeitern erforderlich. 
Der Gesundheitszustand war unter den 
Weißen im allgemeinen befriedigend. Ungünstiger 
war der Gesundheitszustand der Farbigen. Es 
starben 144 Farbige gegen 100 im Vorjahre. 
Das Prozentverhältnis stieg von 2,7 des Vor- 
jahres auf annähernd 4 v. H. 
Im Geschäftsjahr 1908/09 mußte eine um- 
fangreiche Bautätigkeit entfaltet werden, um 
den Bau derjenigen Anlagen weiterzuführen bzw. 
neu in Angriff zu nehmen, die für die kommenden 
Ernten erforderlich werden. In Herbertshöhe 
wurde auf den Pflanzungen in Ungan, Fissoa, 
Teripax und Ungalabu je ein Trockenhaus mit 
Heizung fertiggestellt. Damit sind die Pflanzungen, 
auf denen eine bedeutendere Produktion dem- 
nächst zu erwarten steht, sämtlich mit heizbaren 
Trockenanlagen versehen. Weitere fünf Anlagen 
werden im laufenden Geschäftsjahre in Angriff ge- 
nommen werden, da man in der Produktion auf 
fünf Pflanzungen eine bedeutende Zunahme er- 
warten darf. Der Beginn der Kautschukernte 
veranlaßte die Erbauung eines Kautschukauf- 
bereitungshauses und eines Kautschuktrockenhauses. 
Der Neubau des Lagergebäudes in Simpsonhafen, 
der im laufenden Jahre vollendet werden wird, 
wurde weitergefördert. 
In Peterhafen wurde die bestehende Trocken- 
anlage mit Heizung, um größere Leistung zu er- 
zielen, umgebaut, und auf Vorwerk Lambe eine 
neue Trockenanlage errichtet, ferner mit den Vor- 
bereitungen zur Errichtung eines großen Kakao- 
hauses begonnen. 
In Friedrich-Wilhelmshafen wurde das 
Hospital vollendet und in Stephansort mit der 
Anlage zur Aufsbereitung des Sisalhanfes mit 
Maschinenbetrieb begonnen. Letztere Arbeiten 
waren im September 1909 vollendet. 
Die Verlegung der Verwaltung der Station 
Seleo von Seleo nach Eitape führte zum Abbruch 
einiger Gebäude in Seleo und deren Aufbau in 
Eitape. 
Den durch die umfangreichen Bauten er- 
forderlichen großen Holzbedarf konnten die Säge- 
werke in Putput und Erimahafen fast ganz 
decken. Putput schnitt 85 315 laufende Meter und 
Erimahafen 65 324 laufende Meter Bauholz. 
In der eigenen Schiffahrt ist keine Anderung 
eingetreten. Der Norddeutsche Lloyd hat am 
1. April 1909 eine neue Linie von Singapore 
unter Anlaufen der Häfen Batavia, Samarang, 
Soerabaya, Macassar, Amboina, Banda, Berlin- 
hafen (Eitape), Potsdamhafen, Friedrich-Wilhelms-
	        
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