Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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hafen, Erimahafen (Stephansort), Finschhafen nach 
Simpsonhafen eröffnet. Heimwärts nimmt der 
Dampfer denselben Weg, jedoch werden von 
Niederländischen Häfen fahrplanmäßig nur Ma— 
cassar, die anderen nach Bedarf angelaufen. Der 
Dampfer „Siar“ der Kompagnie ist dadurch vom 
Lokalverkehr in Kaiser-Wilhelmsland entlastet 
worden und steht nunmehr der Werbung von 
Arbeitern voll zur Verfügung. Die neue Linie 
verbindet Neu-Guinea mit Niederländisch-Indien 
und den Straits. 
Im Geschäftsjahr 1908/09 wurden insgesamt 
115911,50 gegen 92 569,— Al, also 
53 342,50 /“ mehr als im Vorjahre für Zölle, 
Steuerzahlungen ufw. an die Gouvernements- 
kassen abgeführt. Wenn auch inzwischen die hohen 
Zollsätze auf die Getränke Ermäßigung gefunden 
und eine Anzahl von unentbehrlichen, der Unter- 
haltung der Arbeiter und der Pflege der 
Pflanzungen dienenden Gegenstände von den 
Eingangszöllen wieder befreit worden sind, so 
wird doch der Exportzoll auf Kopra, der noch 
besteht, von den Ansiedlern und Firmen als eine 
schwere Auflage empfunden. 
Die Einnahmen aus dem kaufmännischen 
Betriebe sind von 401 649,36 NK auf465 491,27 ½, 
also um 63 841,91 J/7 gestiegen. Die Steigerung 
ist lediglich den vergrößerten Umsätzen, deren 
lberschüsse den in Berlin geführten Exportkonten 
zu gute kommen, zu danken. Die speziellen 
Schutzgebiets-Einnahmen haben sich annähernd auf 
der Höhe des Vorjahres gehalten — ihnen ist 
also aus der Einführung der Zölle und den 
damit verbundenen Preiserhöhungen der Waren 
des Lagers im Schutzgebiete ein Vorteil, wie 
vielsach bei Verteidigung der Zolllasten behauptet 
wurde, nicht erwachsen. 
Die Einnahmen auf dem Produktenkonto haben 
sich gegen das Vorjahr wiederum gehoben, von 
485827,60 auf 608 329,12 .¼, also um 
122501,52 +. Dies ist um so bemerkens- 
werter, als sich der auf dem Markte erzielte 
Durchschnittspreis für Kopra um 17,— . pro 
Tonne schlechter gestellt hat als im Vorjahre. 
Die gesamten Einnahmen ohne Reichszuschuß 
stellen sich auf 1098 820,39.¾ gegen 920 191,43.7/ 
des Vorjahres, das ist ein Mehr von 178628, 96. 
gegenüber 1907/08, ein Resultat, das um so 
erfreulicher ist, als die Ausgaben um fast 
30000,— / geringer sind als im Vorjahre. 
Auch in diesem Jahre sind nennenswerte 
Ausfälle in dem umfangreichen Konto-Korrent- 
verkehr unseres kaufmännischen Betriebes im 
Schutzgebiete nicht zu verzeichnen. 
Über die Aussichten des laufenden Ge- 
schäftsjahres (1909/10) wird bemerkt: Aus 
den telegraphisch eingegangenen Nachrichten ergibt 
  
sich, daß der Kopraexport in weiterem Anwachsen 
ist. Bis jetzt haben wir aus den Ernten des 
Geschäftsjahres 1909/10 bereits 1021 t Kopra, 
die zum größten Teil noch schwimmend sind, zu 
guten Preisen verkauft. Bis zu demselben Zeit- 
abschnitt waren im Vorjahre nur 721t verkauft 
worden. Es liegt bereits für das erste Halbjahr eine 
Mehrleistung von 300 t Kopra vor und ist daher 
zu erwarten, daß wir 1909/10, wenn nicht 
darüber, so doch nahe an ein Exportquantum 
von 2000 t heran kommen. 
Von Kautschuk sind im laufenden Jahre an- 
nähernd 2000 kg, gleichfalls zu recht guten 
Preisen, verkauft worden. Die Haupterntezeit 
fällt erst in die Zeit vom November bis März. 
Nach dem Bericht der Administration von 
Stephansort ist in diesem Jahre die erste Sisal- 
ernte zu erwarten. 
Auch die Kakavernte wird eine Zunahme er- 
fahren und die der Zwischenkultur entstammende 
Kaffeeerute sich voraussichtlich mindestens auf 
der Höhe des Vorjahres halten. 
Störend macht sich der im Schutzgebiet zur 
Zeit herrschende starke Bedarf an barem Gelde 
fühlbar. Als Ursachen sind anzusehen: die Zoll- 
zahlungen, die im Schutzgebiet in barem Gelde 
geleistet werden müssen; die mehr und mehr zu 
spürende Umwandlung des Tauschhandels mit 
den Eingeborenen in einen Handel mit barem 
Gelde; die Auslöhnung der farbigen Arbeiter 
mit barem Gelde an Stelle von Tauschwaren; 
die Kopfstener, die die Eingeborenen in Bargeld 
zu leisten haben, das ihnen von den Firmen ge- 
liefert werden muß und das daher den Weg zur 
Gouvernementskasse und nicht wieder zur eigenen 
Kasse nimmt. 
Es wird abzuwarten sein, ob die Kopfsteuer 
die Eingeborenen zu vermehrter Lieferung von 
Handelskopra anspornt, was nicht ausgeschlossen 
erscheint. 
Das Jahr 1908/09 ist insofern besonders be- 
merkenswert, als in ihm der Reichszuschuß zum 
letzten Male gezahlt und verbucht worden ist. 
Aber auch ohne Reichszuschuß dürfen wir im 
Vertrauen auf die stetig, voraussichtlich schon 
von diesem Jahre ab in größerem Umfange sich 
mehrenden Produkten-Einnahmen erwarten, daß 
bald das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und 
Ausgaben erreicht werden wird. 
Bilanz: Auf der Debetseite der Ertrags- 
bilanz sind nachgewiesen an Ausgaben im Schutz- 
gebiet und in Berlin 1538151 ¼ für Be- 
soldungen 44 321///7 für Zinsen 71997 , 
Provisionen und verschiedene Ausgaben 13655.7; 
ferner an Abschreibungen 55 390 “, Uber- 
weisungen an die Reservefonds 98 000 /, Ge- 
winnvortrag 1727 465 .. Auf der Kreditseite
	        
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