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an der dunkleren Färbung vom Namibboden zu
unterscheiden; an trockenen Tagen passierbar, ver-
sinkt man in ihnen an Tagen, an denen die See
hoch geht und ihnen reichlich Feuchtigkeit zuführt,
wie im Sumpfe.
Bei Tagesanbruch fanden wir den Weg wieder
und folgten ihm bis zu Tempels Lager, wo Mit-
tagsrast gemacht wurde, und die Kamele mit dem
mitgebrachten Schilf gefüttert wurden. Hier zeigte
man uns auch die ersten Diamanten, die hier ge-
funden sein sollen. Nachmittags wurde nach Nor-
den weitermarschiert und etwa 50 km nördlich
Meob nach Nordosten und dann nach Osten um-
gebogen.
Von Mcob nach Empfängnis-Bucht zieht sich
an der Küste entlang mit einzelnen, niedrigen,
unregelmäßigen Flugsanddünen, Felspartien und
Granitflächen — eine etwa 15 bis 20 km breite
Fläche —, die im Osten von der in. nordsüdlicher
Richtung laufenden Randdünen-Kette begrenzt ist.
Nachdem einige kleinere Vordünen ohne
Schwierigkeiten überschritten waren, kamen wir
am 20. an eine mächtige Düne, deren Höhe in dem
dichten Nebel nicht erkennbar war. Der Höhen-
messer zeigte an der von uns überschrittenen
niedrigen Stelle 180 m (gegen 40 m am Fuße).
Wir standen jetzt auf der eigentlichen Randdüne,
vor mächtigen unregelmäßigen Dünen mit steilen
Rändern und tiefen Kesseln, die oft nicht um-
gangen werden konnten, und versuchten in dem
wilden Durcheinander ungeheuerer Dünen im all-
gemeinen die Ostrichtung einzuhalten, wurden
aber zu vielen Abweichungen gezwungen. Be-
sonders schwierig war das Überklettern der auf
jeder Düne befindlichen Flugsandkronen, die,
6 bis 10 m hoch, sich wie eine steile Mauer unab-
sehbar hinzogen. Um die erste Flugsandmauer zu
überklettern, brauchten wir annähernd eine
Stunde. Einzelne Kamele mußten abgesattelt
und hinaufgezogen werden. In fünfeinhalbstün-
digem Fußmarsch waren etwa 11 km zurückgelegt.
Die Dünentäler hatten eine durchschnittliche Breite
von etwa 1 kmn, die relative Höhe der Dünen be-
trug durchschnittlich 80 bis 90 m. Die ersten Täler
zeigten roten Sandboden, dann Felsboden mit
Sand und Kies. Bald fanden wir in den Tälern
vereinzelte kümmerliche Grasbüsche, am 22. August
das erste Stechgras, in dem die Kamele seit Meob
zum ersten Male wieder weiden konnten. Von
einer hohen Düne aus sahen wir in weiter Ferne
die Naukluft. Am Abend des letztgenannten
Tages wurde der erste Versuch gemacht, Heliogra-
phen-Verbindung mit Ababis zu bekommen,
um einen Richtungspunkt zu haben, diese vergeb-
lichen Versuche wurden dann jeden Abend wieder-
holt. Seit dem 22. hatten wir zahlreiche frische
Gemsbockspuren gesehen, ohne jedoch einen Gems-
bock zu Gesicht zu bekommen. Dagegen fanden wir
zahlreiche Gemsbockgerippe, die mir früher auch
schon in der Gegend von Sossus bereits aufge-
fallen waren. Die Buschleute erklärten, daß die
Gemsböcke in grasarmen Gegenden Narabusch
nehmen, dann abmagern und eingehen. Der
Saft des Narastengels soll den Tieren schädlich
sein. Meine Absicht war zunächst gewesen, den
Tsondab zu erreichen, doch mußten wir nach
unserer Berechnung bei den Versuchen, hohen
Dünengipfeln auszubiegen, zu weit südlich gekom-
men sein. Da erfahrungsgemäß die Nordseite der
Berge dünenfrei ist, entschloß ich mich, um mög-
lichst bald aus den Dünen herauszukommen, auf
eine etwas südöstlich liegende spitze Kuppe, und
dann auf die weiter östlich liegenden größeren
Berge loszumarschieren. Am 24. trafen wir mor-
gens an der spitzen Kuppe ein und konnten von
hier aus feststellen, wo wir uns befanden. Wir
hatten das ganze Panorama der Naukluft vor uns,
im Südosten den Awasebs-Berg, der einige
Tage vorher fälschlich als der Hauptstock der Nau-
kluft angesehen worden war, weiter im Süden den
Sessrims= Berg, vor uns die der Naukluft vor-
gelagerten Berge, im Nordosten die Pforte von
Ababis und im Norden die den Kuiseb be-
gleitenden Berge. Nach Osten zählten wir noch
etwa acht hohe Dünen bis zu der an unserem Rich-
tungsberg liegenden Fläche, auf der wir am Abend
des 24. eintrafen, nachdem wir fünf Tage unter
großen Anstrengungen ununterbrochen über 80
bis 90 m hohe Dünen marschiert und durchschnitt-
lich in der Stunde 2½ km vorwärts gekommen
waren.
Tags darauf kam die Erpedition in Ababis
an, nachdem sie von Gorab über 500 km, davon
etwa 300 km in hohen Dünen, marschiert war.
Am 19. und 20. hatten wir je ein Kamel ver-
loren. Die Tiere waren durch das fortgesetzte Er-
steigen der hohen und steilen Sanddünen und das
Überklettern der Flugsandmauern schlapp geworden
und konnten nicht mehr mitkommen. Ein Zurück-
lassen und Nachbringen der Tiere war ausge-
schlossen, sie mußten erschossen werden. Da den
Buschleuten die Gegend unbekannt und es fraglich
war, wann wir die erste Weide bekommen oder
aus den Dünen herauskommen würden, mußten
wir scharf vorwärts und konnten uns der Tiere
wegen nicht aufhalten. Auch hätten sich die Leute
zu leicht verirren können, da die Spur im Flug-
sand nach ganz kurzer Zeit verweht und ein Rich-
tungspunkt nicht vorhanden war. Erst vom 22.
ab glaubte ich die Veramwortung für das Nach-
bringen müder Tiere übernehmen zu können, da
die Dünen Graswuchs hatten und die Spur sich
hier gut hielt, wie ich mich an mehrere Tage alten
Gemsbockspuren überzeugt hatte. Außerdem war