Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Die Neupflanzung 1911 hat sich in zufrieden- 
stellender Weise entwickelt. Der Gesamtbestand der 
Pflanzung belief sich auf rund 43 600 Palmen; wir 
beabsichtigen in der Pflanzzeit 1912/13 die Pflanzung 
durch Auspflanzung von weiteren 6400 Palmen auf 
rund 50 000 Palmen zu bringen. 
Von den unserer Palmenpflanzung benachbarten 
Eingeborenen-Pflanzungen konnten 16 777 Kokosnüsse 
angekauft werden. Wir beabsichtigen diese Beziehungen 
weiterhin zu pflegen. 
Zwischenkulturen. Bekanntlich waren in der 
WPflanzzeit 1910 11 120 ha mit Baumwolle in Zwischen- 
kultur bepflangt. Die Saat war gut ausgegangen, in- 
dessen wurde das Wachotum bald durch Regenmangel 
aufgehalten und schließlich trat die Kränselkrankheit 
mit derartiger Heftigkeit auf, daß der größte Teil der 
Kultur zugrunde ging und nur etwa 10 000 Pfund 
Saat-Baumwolle geerntet werden konnten, die nicht 
einmal die Kulturkosten deckten. Wir wollen daher in 
Zukunft von dieser Zwischenkultur absehen. 
Auch das Ergebnis der Erdnußkultur war kein 
günstiges. Es wurden nur 112 gentner geerntet, deren 
Erlös ebenfalls zur Deckung der Kulturkosten nicht 
ausreichte. Dieses schlechte Ergebnis ist hauptsächlich 
der Oualität des Saatmaterials zugzuschreiben. Nach 
diesem ungünstigen Ergebnis wollen wir auch von der 
Erdnuß-Zwischenkultur in Zukunft Abstand nehmen. 
Bei der Bedeutung von Stickstoffzufuhr in die 
ziemlich stickstoffarmen Böden werden fortdauernd 
Kulturversuche mit Leguminosen angestellt. Ein mit 
Clitorca ternaten im kleinen unternommener Versuch 
ermutigt zur Fortsetzung. 
Düngungsversuche. Im Berichtsjahr wurde 
nach einem Versuchsplan der Deutschen Landwirt- 
schafts-Gesellschaft ein Düngungsversuch bei der Baum- 
wolle unternommen, der indessen durch ungemein 
heftiges Auftreten der Kränselkrankheit ergebnislos 
verlief. Ende 1911 ist nun ebenfalls in Verbindung 
mit der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft ein 
Düngungsversuch bei Kokospalmen eingeleitet worden, 
und zwar sowohl bei älteren Palmen zwecks Steige- 
rung der Erträgnisse als auch bei jungen Pflanzen 
zwecks Förderung des Wachstums. Wir halten die 
Frage der Düngung bei Kokospalmen für sehr wichtig, 
und es wird von dem Ergebnis der eingeleiteten Ver- 
suche abhängen, ob wir in Zukunft auf unserer Pflan- 
zung die künstliche Düngung in größerem Umfange 
einführen sollen. 
Versuchspflanzungen. 
Olpalmen. Nachdem einige eingegangene 
Pflanzen erfetzt werden mußten, stehen etwa 400 junge 
Olpalmen im Felde, die sich teilweise sehr schön ent- 
wickelt haben. 
Kautschuk. Die etwa 1 Jahr alte Versuchs- 
pflanzung von 20 ha hat sich in günstiger Weise ent- 
wickelt. Die Bäunchen sind sehr gleichmäßig auf- 
gegangen und zeigen ein gesundes Wachstum. Wir 
beabsichtigen, die kleine Pflanzung in der Pflanzzeit 
1912,13 auf 100 ha zu vergrößern, wofür ein be- 
sonders geeigneter Boden zur Verfügung steht. Die 
Pflanzweite auf den Versuchsfeldern beträgt 4—4 m; 
nach Ansicht von Sachverständigen soll indessen eine 
Pflanzweite von 50 5 m bessere Aussichten bieten, so 
daß wir bei der Vergrößerung auch 5—5 m pflanzen 
werden. 
Personal und Arbeiter. 
Die Arbeiterverhältnisse waren auf beiden 
Pflanzungen befriedigend. Es gelang uns stets, die 
notwendige Arbeiterzgahl zu beschaffen. Die Arbeits- 
löhne haben zwar sowohl in Pemba als auch in Ki- 
  
lindi eine kleine Erhöhung erfahren, sind aber immer 
noch erheblich niedriger als die im Norden der Kolonie 
bezahlten Löhne. 
Der Gesundheitszustand unserer europäischen An- 
gestellten war gut. Bei den Arbeitern haben wir 
leider eine Ausbreitung der Wurmkrankheit festzu- 
stellen gehabt; hoffentlich gelingt es den Bemühungen 
der Pflanzungsleitung, die in dieser Beziehung Hand 
in Hand mit den Sanitätobehörden des Schutzgebietes 
arbeitet, diese lästige Krankheit mehr und mehr einzu- 
dämmen. 
Landfrage. 
Mit Rücksicht auf die stetig steigenden Landpreise 
haben wir es jetzt schon für nötig erachtet, für eine 
etwaige spätere Vergrößerung von Pemba geeignetes 
Land zu belegen. Es ist uns gelungen, ein im Westen 
und Norden unmittelbar an Pemba angrenzendes 
Areal von etwa 1000 ha von der Regierung zugeteilt 
zu erhalten. Die Uermessung und das Ausschlagen 
der Grengen ist bereits erfolgt. 
Bilan. 
Da der Fabrikbetrieb und damit die Hauf- 
produktion erst Anfang Juli 1911 ausgenommen ist, 
sind die bis zum 30. Juni im Pflanzungsbetrieb ent- 
standenen Aufwendungen, wie in den Vorjahren, dem 
Pflanzungs-Konto belastet. Vom 1. Juli ab gingen 
nicht nur sämtliche Fabrikationskosten, sondern auch 
alle Unkosten für die Verwaltung und Bewirtschaftung 
der Pflanzung zu Lasten des Hanf-Kontos, dem 
wiederum der Erlös anus dem verkauften Hauf gut- 
geschrieben ist. Die bis zum 31. Dezember nach 
Enropa verschifften Produkte sind mit dem erzielten 
Nettoerlös in die Bilanz eingestellt. 
* * 
* 
Die Betriebsrechnung ergibt einen Erlös aus 
Hanfverkäufen von 57799 ., ferner Gewinne von 
8756 „M auf Baumwolle und von 317.K auf Waren. 
Nach Abezug der Unkosten usw. und der mit 10 595 ./ 
bemessenen Abschreibungen resultiert ein Uberschuß von 
4263 .KK, der einschließlich Vorjahrsgewinnrest mit 
zusammen 7588 “ auf neue Rechnung vorgetragen 
wird. In der Bilanz per 31. Dezember 1911 stehen 
zu Buch die Pflanzung Pemba und Kilindi mit 
600 0413 .%, Vorräte von Baumwolle mit 18 026 .( 
und an Hauf mit 21 559 #¾ sowie Debitoren mit 
12 068 +“. Demgegenüber stehen bei 500 000 .#% 
Kapital Konto die Rreditoren mit 164 374 .7K. 
UNeu-Guinen-Compagnie.“) 
Pflanzungebetrieb. 
Im Geschäftojahre 1910/11 kam die gute Weiter- 
entwicklung der Pflanzungen durch größere Ernte- 
ergebnisse auf allen Gebieten zum Auedruck. Eine 
nennenswerte Erweiterung des etwa 7500 ha um- 
fassenden Plantagenareals, das seit 1907.08 in den 
gleichen Grenzen geblieben ist, fand auch in diesem 
Jahre nicht statt. 
Kokospalmen. 
Die zahl der Kokospalmen ist von 637 400 Stück 
des Vorjahres auf 652 300 Stück, also um rund 15 000 
Palmen gestiegen, die zum Teil aus den wilden Be- 
ständen den Pflanzungen neu angegliedert werden 
konmen. Die Erute war im allgemeinen auf allen 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1910/11.
	        
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