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die englische Meldung wohlweislich. Um aber
der Beschießung wenigstens den Schein einer Be-
rechtigung beizulegen, werden schleunigst einige
„Forts“ hinzugedichtet. Das englische Vorgehen
gegen Daressalam nach Mißbrauch der weißen
Flagge und gröblichem Vertragsbruch, ebenso wie
die durch nichts gerechtfertigte Beschießung der
offenen Stadt auch am 29. November ist und
bleibt ein Bruch des Völkerrechts.
In der letzten Veröffentlichung war berichtet
worden, daß unser kleiner Kreuzer „Königsberg“
sich vor den überlegenen englischen Seestreitkräften
in den Rufijifluß zurückgezogen habe und nach
englischen Angaben durch ein versenktes Kohlen-
schiff blockiert worden sei. Das Bestreben der
Engländer ging nun dahin, die „Königsberg“
von der See her durch Geschützseuer zu ver-
nichten. Das ist ihnen bis jetzt nicht gelungen
und wird ihnen voraussichtlich auch nicht ge-
lingen.
Vom 2. bis 4. November v. J. beschossen der
englische Kreuzer „Chatham“ und zwei weitere
Kreuzer das Rufijidelta ohne Erfolg. Nur zwei
Mann der Küstenwache wurden leicht verwundet.
Am 6. und 7. erfolgte eine erneute heftige, aber
ebenso erfolglose Beschießung durch die drei
Kreuzer, unter deren Schutz die Engländer mit
vier armierten Barkassen und einem Dampfer in
den Fluß einzudringen versuchten, aber durch
Maschinengewehrfeuer abgewiesen wurden. Am
11. November endlich wurde in der Simba
Uranga-Mündung des Rufiji ein großer englischer
Dampfer versenkt, der unter dem Schutze des
Feuers der englischen Kreuzer und in Begleitung
von vier armierten Barkassen und einem Dampfer
einfuhr. Bei dem sich entspinnenden Gefecht
wurden vier Mann der Küstenwache verwundet.
Die Verluste beim Feinde konnten nicht festgestellt
werden. Nach englischen Berichten sollen dabei
vier Offiziere und eine Reihe von Soldaten
schwer verletzt worden sein.
Endlich sei noch erwähnt, daß die englische
Regierung soeben eine, in der Nacht vom 28. Fe-
bruar zum 1. März beginnende Blockade der
Küste von Deutsch-Ostafrika bekannt gegeben
hat. Die Blockade soll außer der Küste auch die
vorgelagerten Inseln, d. h. die gesamte Küsten-
zone zwischen 4° 41 östl. Br. und 10° 40 füdl. Br.
umfassen. Den neutralen Schiffen wird eine Frist
von vier Tagen bewilligt, um die blockierte Zone
verlassen zu können.
Abgesehen von letzterem Zusatz handelt es sich
lediglich um die amtliche Notifizierung eines schon
seit längerer Zeit tatsächlich bestehenden Zustandes.
(Abgeschlossen am 27. Februar 1915.)
M
II. Kamerun.
Über die kriegerischen Ereignisse in Kamerun
sind in den letzten beiden Monaten Berichte des
Kommandeurs der Schutztruppe von Ka-
merun, Oberstleutnants Zummermann, und des
Gouverneurs Ebermaier eingegangen. Sie
ergänzen sich teilweise und vervollständigen die
Darstellungen unserer zweiten Beröffentlichung;
zugleich bringen sie Aufschluß über den Fortgang
der Ereignisse von Ende September bis Anfang
Dezember 1914. Das sonst hier eingegangene
Material, das aus englischen, französischen und
privaten deutschen Quellen stammt, bringt Schil-
derungen über Ereignisse, die bis Ende Januar
1915 eingetreten find. .
Im folgenden ist das gesamte Material nach
den Vorgängen im Norden und mittleren Teil
Kameruns und nach denjenigen im Süden und
Osten angeordnet.
Die amtlichen Nachrichten über den nörd-
lichen und Mittelkameruner Kriegsschauplatz
lauten: ·
„Kusseri geräumt nach langer erfolgreicher
Verteidigung am 25. September. Seine Be-
satzung 20 Gewehre, schlagen sich durch nach
Mora, wo die 3. Kompagnie ihre befestigte
Stellung gegen 2 und Franzosen bislang
behauptet. Abteilung in Banjo beunruhigt
feindliche Gebiete.
Nach den Schlägen von Garua 30. August
und Rssanakang 6. September Gegner längs
Nordwestfront untätig.“
„Alle verfügbaren Kräfte sind offenbar gegen
die Küste Duala herangezogen, wo 5 Kriegs-
schiffe: „Cumberland“, „Challenger“, „Dwarf“,
„Bruix“ und „Surprise“, etwa 1 Dutzend Fluß-
kanonenboote und 5 Barkassen, je 5 große eng-
lische und französische Transportdampfer, zahl-
reiche, teils mit Lem-Geschützen armierte Barre-
dampfer und außerdem etwa 2000 englische und
französische farbige Truppen unter Befehl des
Generalmajors Dobell zusammengezogen sind.
Wesentliche Unterstützungen durch zahl-
reiche Dualaüberläufer, die dem Feind
Fahrwege und zahlreiche, bislang ihm un-
bekannte Krieks zur Annäherung verraten.
Überwachung der Duala und viele Umgehungs-
gelegenheiten der befestigten Stellung Duala
schwächten die Besatzung empfindlich, die aus
rund 600 Gewehren einschließlich Europäer-
abteilung, 4 alten Geschützen 73, 5 Maschinen-
gewehren und der Armierung von „Herzogin“
und „Nachtigal“ bestand. Unter dem Schutz
schwerer Schiffsartillerie beseitigten Gegner die
angelegte Barresperre, ankerten mit „Chal-
lenger", „Dwarf“ und „Ivy“ 3 km von Duala-
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