Nachrichten über diesen Vorfall im Kilima—
ndscharo-Gebiet waren früher nicht hierher gelangt.
Nr. 6 (ohne Datum): „Vom Beozirksamt
Neu-Langenburg ist Nachricht am 10. Sep-
tember eingegangen, daß Sturm der 5. Kom-
pagnie auf Karonga am Niassa-See am
9. September von Engländern abgeschlagen.
Auf unserer Seite mehrere Europäer und eine
Anzahl Askari tot und verwundet. Hauptmann
v. Langen verwundet. Im übrigen liegen
über Namen der Toten und Verwundeten noch
keine sicheren Nachrichten vor. Arzt Dr. Got-
hein soll gesangen sein. Kompagnie über
Grenze auf deutsches Gebiet zurückgezogen.
Hauptmann Braunschweig aus Muansa-
Viktoriasee: Der Hilfskrenzer „Muansa“
hat den englischen Dampfer „Sybill“, als er
im Begriff war, 150 indische Soldaten und
zwei Geschütze nördlich Schirati an der Ka-
rungubucht zu landen, angegriffen. Das
Schiff „Sybill"“ ist durch mehrere Gra-
natenvolltreffer schwer beschädigt. Die
Besatzung hatte anscheinend viele Ver-
luste durch unser Maschinengewehrfeuer.
„Sybill“ stellte ihr Feuer ein und dampfte
nach Norden. Auf unserer Seite ein Askari
verwundet. (Dampfer „Muansa“ 34 t, Dampfer
„Sybill“ 600 t.)
In den von uns nicht besetzten nördlichen
Teil des Bezirks Bukoba sind Engländer ein-
gedrungen.“
Wie ein Vergleich mit der ersten Mitteilung
ergibt, waren in der englischen Meldung die Be-
schießung und schwere Beschädigung des Dampfers
„Sybill“ durch unsere kleine „Muansa“ und
ebenso die damit vereitelte Absicht der Landung
von Truppen auf unserem Gebiet gänzlich unter-
schlagen worden! Statt dessen hatten die eng-
lischen Berichte sich des längeren und breiteren
mit den anscheinend ganz belang= oder auch
erfolglosen Bewegungen der Dampfer „Winifred“
und „Kavirondo“ beschäftigt, die mit der „Muansa“
„Schüsse ausgetauscht“ hätten.
Nr. 7 (ohne Datum): „Bezirksamt Moschi
drahtet: Am 19. September, 6 Uhr vormittags,
griff Abteilung Leutnant Langen in Elma-
bitet am Loldureish') an, Verluste des Feindes
sollen sich auf 30 bis 40 belaufen. Diesseits
tot fünf, verwundet vier Agkari.“"
Möglicherweise handelt es sich hierbei um
dasselbe Scharmützel, das nach englischem Bericht
beim Posten „Campi yha Narabu“ stattgefunden
*) Elmabitet am Loldureish Fluß., 50 km nord-
nordöstlich Taveta.
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hat. Genaueres darüber läßt sich vorläufig nicht
feststellen, weil ein Platz letzteren Namens hier
nicht bekannt ist.
Nr. 8 vom 28. September 1914: „Ver-
stärkte 10. Kompagnie wurde nördlich Lon-
gido im Lager von Engländern, Buren und
Askari überfallen. Gegner wurde zurück-
geworfen, 14 Tote gezählt. Viele Reit-
tiere erobert. Diesseits tot: Leutnant Walde,
Reservisten Breitkreuz, Hartmann, Kassel,
Rothbletz; schwer verwundet: Hauptmann
Tafel, Reservisten Brennicke, K. Gortzin-
ger, Maschache, Feldwebel des Beurlaubten-
standes Beckel; leicht verwundet: Reser-
visten Horn, Basch, Fritz Koenig.“
Nr. 9 (ohne Datum): „Ergänzung zum Ge-
fechtsbericht der 10. Kompagnie vom 25. Sep-
tember 1914 bei Engite.') Der UÜberfall
auf verstärkte Abteilung Hauptmann Tafel
wurde von 75 Reitern, in der Hauptsache Eng-
ländern und Buren, ausgeführt.
Nach ctwa einhalbstündigem Gefecht floh
Feind zersprengt und eilig. Nach Beendi-
gung Gefechts wurden bei flüchtigem Zählen
19 tote Engländer und Buren festgestellt.
Erbeutet 21 gesattelte Reittiere, 10 Gewehre,
viele Patronen. Gegner konzentrierte Feuer
stark auf die Europäer. Europäer und As-
kari der Detachements haben sich vor-
züglich benommen. Stimmung der
Truppe ist ausgezeichnet.
Verlustliste: tot: Leutnant Walde, Frei-
willige Breitkreuz, Rothbletz, Hartmann,
Kossel, sechs Askari; schwer verwundet:
Hauptmann Tafel (Dumdumschuß), Unter-
offizier d. Beurl. Standes Nieth (in Unter-
schenkel), Freiwilliger Brennicke, sieben Askari;
leicht verwundet: Feldwebel Nickel, Feld-
webel d. Beurl. Standes Beckel, Vizefeldwebel
d. R. Dr. Sinnig, Freiwilliger Horn, Fritz
Koenig, Hauschake, sechs Askari."
Auch das hier gemeldete, für die Engländer
mit einer vollkommenen Niederlage endende Ge-
fecht — das erste am Longido — war von
der englischen Regierung offenbar ver-
heimlicht worden. WMenigstens haben die füh-
renden Londoner Blätter diese Niederlage mit
keinem Wort erwähnt. Erst das zweite Gefecht
am Berge gleichen Namens, das Anfang Novem-
ber stattgesunden hat, wurde seinerzeit in der eng-
lischen Presse eingehender erörtert. (Näheres
darüber siehe unten.) Der Berg Longido ist
in der Landschaft gleichen Namens nordwestlich
vom Kilimandscharo an der Grenze auf deutschem
Gebiet gelegen.
*) Wohl aus „Longido'“ verstümmelt. (R. K. A.)