Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

Nachrichten über diesen Vorfall im Kilima— 
ndscharo-Gebiet waren früher nicht hierher gelangt. 
Nr. 6 (ohne Datum): „Vom Beozirksamt 
Neu-Langenburg ist Nachricht am 10. Sep- 
tember eingegangen, daß Sturm der 5. Kom- 
pagnie auf Karonga am Niassa-See am 
9. September von Engländern abgeschlagen. 
Auf unserer Seite mehrere Europäer und eine 
Anzahl Askari tot und verwundet. Hauptmann 
v. Langen verwundet. Im übrigen liegen 
über Namen der Toten und Verwundeten noch 
keine sicheren Nachrichten vor. Arzt Dr. Got- 
hein soll gesangen sein. Kompagnie über 
Grenze auf deutsches Gebiet zurückgezogen. 
Hauptmann Braunschweig aus Muansa- 
Viktoriasee: Der Hilfskrenzer „Muansa“ 
hat den englischen Dampfer „Sybill“, als er 
im Begriff war, 150 indische Soldaten und 
zwei Geschütze nördlich Schirati an der Ka- 
rungubucht zu landen, angegriffen. Das 
Schiff „Sybill"“ ist durch mehrere Gra- 
natenvolltreffer schwer beschädigt. Die 
Besatzung hatte anscheinend viele Ver- 
luste durch unser Maschinengewehrfeuer. 
„Sybill“ stellte ihr Feuer ein und dampfte 
nach Norden. Auf unserer Seite ein Askari 
verwundet. (Dampfer „Muansa“ 34 t, Dampfer 
„Sybill“ 600 t.) 
In den von uns nicht besetzten nördlichen 
Teil des Bezirks Bukoba sind Engländer ein- 
gedrungen.“ 
Wie ein Vergleich mit der ersten Mitteilung 
ergibt, waren in der englischen Meldung die Be- 
schießung und schwere Beschädigung des Dampfers 
„Sybill“ durch unsere kleine „Muansa“ und 
ebenso die damit vereitelte Absicht der Landung 
von Truppen auf unserem Gebiet gänzlich unter- 
schlagen worden! Statt dessen hatten die eng- 
lischen Berichte sich des längeren und breiteren 
mit den anscheinend ganz belang= oder auch 
erfolglosen Bewegungen der Dampfer „Winifred“ 
und „Kavirondo“ beschäftigt, die mit der „Muansa“ 
„Schüsse ausgetauscht“ hätten. 
Nr. 7 (ohne Datum): „Bezirksamt Moschi 
drahtet: Am 19. September, 6 Uhr vormittags, 
griff Abteilung Leutnant Langen in Elma- 
bitet am Loldureish') an, Verluste des Feindes 
sollen sich auf 30 bis 40 belaufen. Diesseits 
tot fünf, verwundet vier Agkari.“" 
Möglicherweise handelt es sich hierbei um 
dasselbe Scharmützel, das nach englischem Bericht 
beim Posten „Campi yha Narabu“ stattgefunden 
*) Elmabitet am Loldureish Fluß., 50 km nord- 
nordöstlich Taveta. 
  
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hat. Genaueres darüber läßt sich vorläufig nicht 
feststellen, weil ein Platz letzteren Namens hier 
nicht bekannt ist. 
Nr. 8 vom 28. September 1914: „Ver- 
stärkte 10. Kompagnie wurde nördlich Lon- 
gido im Lager von Engländern, Buren und 
Askari überfallen. Gegner wurde zurück- 
geworfen, 14 Tote gezählt. Viele Reit- 
tiere erobert. Diesseits tot: Leutnant Walde, 
Reservisten Breitkreuz, Hartmann, Kassel, 
Rothbletz; schwer verwundet: Hauptmann 
Tafel, Reservisten Brennicke, K. Gortzin- 
ger, Maschache, Feldwebel des Beurlaubten- 
standes Beckel; leicht verwundet: Reser- 
visten Horn, Basch, Fritz Koenig.“ 
Nr. 9 (ohne Datum): „Ergänzung zum Ge- 
fechtsbericht der 10. Kompagnie vom 25. Sep- 
tember 1914 bei Engite.') Der UÜberfall 
auf verstärkte Abteilung Hauptmann Tafel 
wurde von 75 Reitern, in der Hauptsache Eng- 
ländern und Buren, ausgeführt. 
Nach ctwa einhalbstündigem Gefecht floh 
Feind zersprengt und eilig. Nach Beendi- 
gung Gefechts wurden bei flüchtigem Zählen 
19 tote Engländer und Buren festgestellt. 
Erbeutet 21 gesattelte Reittiere, 10 Gewehre, 
viele Patronen. Gegner konzentrierte Feuer 
stark auf die Europäer. Europäer und As- 
kari der Detachements haben sich vor- 
züglich benommen. Stimmung der 
Truppe ist ausgezeichnet. 
Verlustliste: tot: Leutnant Walde, Frei- 
willige Breitkreuz, Rothbletz, Hartmann, 
Kossel, sechs Askari; schwer verwundet: 
Hauptmann Tafel (Dumdumschuß), Unter- 
offizier d. Beurl. Standes Nieth (in Unter- 
schenkel), Freiwilliger Brennicke, sieben Askari; 
leicht verwundet: Feldwebel Nickel, Feld- 
webel d. Beurl. Standes Beckel, Vizefeldwebel 
d. R. Dr. Sinnig, Freiwilliger Horn, Fritz 
Koenig, Hauschake, sechs Askari." 
Auch das hier gemeldete, für die Engländer 
mit einer vollkommenen Niederlage endende Ge- 
fecht — das erste am Longido — war von 
der englischen Regierung offenbar ver- 
heimlicht worden. WMenigstens haben die füh- 
renden Londoner Blätter diese Niederlage mit 
keinem Wort erwähnt. Erst das zweite Gefecht 
am Berge gleichen Namens, das Anfang Novem- 
ber stattgesunden hat, wurde seinerzeit in der eng- 
lischen Presse eingehender erörtert. (Näheres 
darüber siehe unten.) Der Berg Longido ist 
in der Landschaft gleichen Namens nordwestlich 
vom Kilimandscharo an der Grenze auf deutschem 
Gebiet gelegen. 
*) Wohl aus „Longido'“ verstümmelt. (R. K. A.)
	        
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