Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Der Süden. Nach Eintreffen von Verstärkungen 
hatien die Franzosen unter Führung des Majors 
Miquelard den Wol5ö--Fluß überschritten. Fechtend 
waren unsere Truppen auf Ojem zurückgegangen. 
Auch diese Station wurde von ihnen am 15. Fe- 
bruar geräumt, da die ganze Bevölkerung des 
— in Neukamerun gelegenen — Ojem-Bezirks 
zum Feinde übergegangen war. Mit dieser Hal- 
tung der Eingeborenen Neukameruns mußte ge- 
rechnet werden. Erst nach dem Marokko-Ab- 
kommen dem alten Schutzgebiet angegliedert, 
hatten die Pangwe die deutsche Herrschaft noch 
nicht voll anerkannt. Französischen Einflüsterungen 
waren sie daher um so eher erlegen, als die von 
Gabun aus nordwärts rückende Übermacht fie 
an dem Siege der französischen Waffen nicht 
zweifeln ließ. 
Am Tage nach der Räumung von Ojem durch 
unsere Truppen wurde die Station von den Fran- 
zosen besetzt. Nach kleineren Gefechten bei Assok 
und am Nje-Fluß, die von unseren Truppen 
aufgenommen wurden, um das Vorrücken des 
Gegners aufzuhalten, gingen die französischen 
Truppen bei Assok, etwa 10 km nördlich Ojem, 
in Stellung. 
Eine zweite von Gabun aus vorgestoßene 
französische Kolonne wurde durch unsere Auf- 
klärungstruppen bei Minkebe festgestellt. Wie 
aus französischen Nachrichten hervorgeht, wird sie 
vom Oberstleutnant Le Meilleur geführt. Sie 
besetzte die Posten Minkebe und Ngara-Binsam 
und ist im Vorgehen gegen Akvasim begriffen. 
Ob sie die angestrebte Verbindung mit der 
Ssanga-Kolonne schon hergestellt hat, ist nicht 
bekannt. 
Am 22. Dezember war es französischer Über- 
macht gelungen, Molundu zu besetzen. Unsere 
Truppen waren in die Linie Eta—Ngato — Juka- 
duma zurückgegangen. Zwei Wege standen den 
Franzosen für ihre weiteren Unternehmungen 
gegen Lomie vön Molundu aus zur Verfügung: 
Der Weg über Eta —Ngoida — Nkul sowie die 
Straße Ngato —Besam. 
Auf beiden Straßen drangen starke fran- 
zösische Kräfte vor. Hauptmann Henner schlug 
die auf Eta in Marsch gesetzte Abteilung in den 
Gefechten bei Alad am 12. und 17. Februar 
und bei Suanke am 1. und 9. bis 11. März, 
sah sich aber schließlich doch genötigt, vor der 
UÜbermacht auf Eta und nach weiteren heftigen 
Kämpfen nach Ngoida zurückzugehen. Hier über- 
nahm Hauptmann von der Marwitz die Füh- 
rung, der vom Dume-Fluß über den Dscha- 
Posten zur Unterstützung herbeigeeilt war. Am 
22. März wurden die in befestigter Stellung 
zwischen Eta und Ngoida stehenden Franzosen 
angegriffen. Gleich zu Beginn des Gefechtes 
  
wurde Hauptmann von der Marwitz durch 
Schüsse in beide Oberschenkel schwer verwundet. 
Hauptmann Henner übernahm die Führung. 
Zwei französische Schützengräben hatte er schon 
gestürmt, beim Sturm auf den dritten fiel er, 
durch einen Schuß in den Unterleib tödlich ver- 
letzt. Mit ihm fiel der Kriegsfreiwillige Schuck. 
In den Kämpfen bei Suanke und Eta hatte 
zuvor schon der Gefreite Buhrmann den Heldentod 
gefunden; Unteroffizier Kittlas war hier schwer 
verwundet worden. Mehrere farbige Sol- 
daten folgten ihren deutschen Führern in den Tod. 
Hauptmann von der Marwitz erlag am 
2. April in Lomie seinen Wunden. Einen schweren 
Verlust bedeutet sein Heldentod für das Schutz- 
gebiet. 
Auf dem Wege Molundu —Ngato waren die 
Franzosen unter Oberstleutnant Hutin vorgerückt; 
gleichzeitig hatte dieser starke Kräfte gegen Juka- 
duma gesandt. Hier befand sich nur eine schwache 
Besatzung, die Hauptmann von der Marwitz 
zurückgelassen hatte. Er selbst war auf die Kunde 
von der bedrohlichen Lage bei Bertua Ende 
vergangenen Jahres gegen Njassi vorgestoßen, 
um durch einen Angriff auf die linke Flanke der 
französischen Lobaje-Kolonne zur Entlastung unserer 
bei Bertua fechtenden Truppen beizutragen. 
Tatsächlich hatte er auch die Räumung 
von Njassi erkämpft. 
Anfang Februar war Jukaduma, nachdem 
sich die schwache Besatzung auf Lomie zurück- 
gezogen hatte, von den Franzosen besetzt worden. 
Von hier aus stießen französische Kräfte auf der 
Straße Jukaduma—Lomie gegen den Madom- 
Fluß und über Momie gegen Ngato vor, um 
den Vormarsch der Hauptkolonne von Molundu 
auf Ngato zu unterstützen. Nach heftigen Kämpfen 
vom 23. bis 28. März besetzte Oberstleutnant 
Hutin letzteren Ort, nachdem unsere Truppen eine 
Stellung am Libo-(Lebe-) Fluß westlich Ngato 
eingenommen hatten. Wie französische Zeitungen 
berichtet haben, ist diese Stellung nach sieben- 
tägigen schweren Kämpfen am 31. Mai von dem 
Feinde besetzt worden. Unsere Truppen hatten 
sie tags zuvor geräumt. Der Gegner hat nach 
eigener Angabe derartige Verluste durch den 
heldenmütigen Widerstand unserer durch Zahl und 
Kampfmittel benachteiligten Truppen erlitten, daß 
der geplante Vormarsch auf Besam bis nach Ein- 
treffen von Verstärkungen verschoben werden mußte. 
Das genannte Dorf liegt etwa 50 km südöstlich 
Lomie an der Straße nach Molundu. Dank den 
günstigen Transportverhältnissen scheint der Nach- 
schub so schnell herbeigeführt worden zu sein, daß 
der Vormarsch über Besam inzwischen fortgesetzt 
werden konnte. Lomie soll am 23. Juni von 
dem Gegner besetzt worden sein, und die fran-
	        
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