Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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noch in neuerer Zeit mit gutem Erfolg fortgesetzt 
wurden, beweisen nicht nur amtliche Meldungen, 
sondern auch solche von feindlicher Seite. 
Am 2. Juni sprengte die Abteilung von Knebel 
nördlich der Station Simba einen Güterzug von 
etwa 30 Achsen. Der Zug wurde gänzlich zerstört 
und die Schienen auf 300 m aufgerissen. Die 
Abteilung hatte keine Verluste. 
Der Abteilung Brückner gelang am gleichen 
Tage die Zerstörung der Bahntelegraphenlinie in 
der Nähe der Station Masongoleni und die 
Abteilung des Oberleutnants a. D. Büchsel zer- 
sprengte am 21. Juni bei der Station Kompinyuki 
eine englische Abteilung, von der mehrere Leute 
fielen. Diesseits keine Verluste. Ferner erfahren 
wir auf Grund amtlicher feindlicher Meldungen, 
daß am 20. September bei Meile 268 eine 
deutsche Abteilung einen Panzerzug zur Ent- 
gleisung brachte und daß bei Meile 249 am 
7. Oktober die Bahn gesprengt wurde, wodurch 
die Lokomotive eines Zuges umstürzte und der 
größte Teil des Zuges entgleiste. 
Auch die bei Kiu abzweigende Magadibahn 
wurde, anscheinend Ende Mai, von der Abteilung 
des Oberleutnants Boell bei Meile 53 zerstört. 
In der gleichen Gegend stieß am 12. Mai 
die Abteilung des Oberleutnants d. Res. Mickel 
nördlich Erok auf eine feindliche Patrouille, von 
der ein Engländer fiel und einer schwer ver- 
wundet wurde, während der Rest entkam. Ein 
Maultier, mehrere Reitausrüstungen und Gewehre 
wurden erbeutet. Auf deutscher Seite keine 
Verluste. 
Am 1. Juni wurde die Abteilung des Ober- 
leutnants d. Res. v. Schroeter in der Nähe der 
Magadibahn von zwei feindlichen Kompagnien 
umfassend angegriffen. Es gelang ihr jedoch, sich 
unter Verlust nur eines Askari durchzuschlagen, 
wohingegen vom Feinde 9 Inder und 3 Massai 
fielen und viele verwundet wurden. 
Wie durch Reuters Bureau gemeldet wird, 
hat am Longidoberg, der bereits durch das 
für die Deutschen siegreiche Gefecht vom 3. No- 
vember v. Is. bekannt ist, am 21. September 
d. Is. ein weiterer fünfstündiger Kampf statt- 
gefunden, in dem die Engländer einen Verlust 
von 30 Mann, darunter 2 Europäer tot, 3 ver- 
wundet und 6 vermißt, erlitten. Aus der hinzu- 
gefügten Bemerkung, daß die Lage zu Besorg- 
nissen keinen Anlaß gäbe und daraus, daß die 
sonst üblichen Angaben über die dem Feinde an- 
geblich zugefügten, die eigenen weit übersteigenden 
Verluste fehlen, kann man schließen, daß die Eng- 
länder auch an dieser Stelle gründlich geschlagen 
worden sind. 
Am 11. und 12. Juli erfolgten große Ein- 
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fälle der auf englischem Gebiet wohnenden Massai 
in die Landschaften Maussu und Karadi. 
Mit Hilfe unserer Eingeborenen nahm die 
Abteilung Reichert dem Gegner den größten Teil 
des von ihm geraubten Viehes wieder fort und 
tötete 92 Massai. Der Einfall der Massai dürfte 
kaum aus eigenem Antrieb erfolgt sein. Da die 
Engländer aus eigener Kraft trotz zahlenmäßiger 
Uberlegenheit kriegerische Vorteile nicht erreichen 
können, lassen sie das Raubgesindel der Massai 
gegen unsere Kolonie los. Letzteren wird ihr 
mißglückter Raubzug, der mit einem Verlust von 
92 Mann der Ihren verknüpft war, wohl nicht 
so bald aus dem Gedächtnis schwinden. 
Eine unterm 8. November gebrachte Reuter- 
meldung, die sich auf einen amtlichen Bericht aus 
Britisch-Ostafrika stützt, erwähnt einen Einfall der 
Deutschen in das südliche Massai-Reservat. Es 
heißt, die Massai hätten ihr Vieh in Sicherheit 
gebracht und nach mehrtägigen Kämpfen hätten 
die Angreifer sich auf deutsches Gebiet zurück- 
gezogen. 
Es ist möglich, daß es sich hierbei um eine 
und dieselbe Begebenheit handelt; man mäöchte 
aus der Art, wie die Meldung abgefaßt ist, 
wenigstens darauf schließen. Zu erwähnen ist 
auch noch, daß am 19. Juli in der Nähe der 
Küste, nördlich des Umbaflusses, die Abteilung 
des Leutnants d. Res. Bleeck einen feindlichen 
Posten überfiel, wobei zwei Inder fielen, einer 
gefangen und mehrere verwundet wurden, wäh- 
rend die deutsche Abteilung keine Verluste hatte. 
Über einen weiteren Zusammenstoß im Küsten- 
gebiet erfahren wir aus dem Eastafrican Standard, 
daß am 26. August eine Patrouille der indischen 
Karputhala-Infanterie beim Mrima an der Küste 
auf eine deutsche Patrouille traf und diese in ein 
Gefecht verwickelte. Nach zweistündigem Kampfe 
mußte sich die englische Patrouille mit einem 
Verlust von 24 Mann an Toten, Verwundeten 
und Vermißten zurückziehen. Die deutsche Ab- 
teilung soll angeblich einen Europäer und mehrere 
Askari an Toten verloren haben. 
Aus allem ergibt sich also die erfreuliche Fest- 
stellung, daß auf diesem Teil des ostafrikanischen 
Kriegsschauplatzes die Schutztruppe durch kühne 
Vorstöße in feindliches Gebiet dem Gegner nicht 
nur große Verluste, sondern auch seinen schon be- 
stehenden und den im Bau befindlichen Eisen- 
bahnen und Telegraphenlinien bedeutenden 
Schaden zugefügt hat, ohne dabei selbst nennens- 
werte Verluste zu erleiden. 
Gebiete um den Victoria-See. 
liber die Ereignisse am Victoria-See liegen 
folgende Nachrichten vor:
	        
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