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Hauptmann Adler verhindert, der mit seiner
Truppe schußbereit lag. Am 3. morgens ge-
lang es dem Feind, von Ras Kazone aus
gegen Tanga vorzudringen, doch verlegte ihm
Hauptmann Adler den Weg. Bei diesen Lan-
dungsversuchen sollen sich auch die Schiffs-
besatzungen beteiligt haben. Dem Hauptmann
Adler schlossen sich die Abteilungen Poppe und
Merensky an. Einen Sturmangriff unserer
Truppen konnte der Gegner nicht standhalten
und zog sich auf Ras Kazone zurück. Der
Feind vollendete nun die Landungen aller
Truppen, die aus acht Kompagnien Royal
North Lancashire-Regiment (die Kompagnie zu
100 Mann) und acht indischen Regimentern
iedes Regiment zu 900 Mann)y bestanden.
Außerdem waren dieser Streitmacht, die Major-
General Aitkin befehligte, noch Pioniere, Signal-
truppen und sonstige Spezialtruppen für Minen
usw. beigegeben.
In der Nacht vom 3. zum 4. November
erkundeten Oberstleutnant v. Lettow-Vorbeck und
Hauptmann v. Hammerstein die feindliche
Aufstellung bis zu den feindlichen Vorposten.
Vom Hospital aus, das vom Feinde besetzt
war, war die gesamte Flotte zu übersehen.
Auf den Schiffen war reges Leben. Am Ost-
rande von Tanga nahm die Truppe Gefechts-
aufstellung. Um 3 Uhr nachmittags ging der
Feind zum Angriff vor. In der Mitte be-
fanden sich die europäischen Truppen. Rechts
und links angelehnt kämpften die indischen
Regimenter. Die Mitte des Angriffs richtete
sich gegen den alten Ngomaplatz, wo Haupt-
mann v. Prince mit seinen Getreuen zum
Gegenangriff vorging. Unserem tapferen Sakka-
rani gegenüber konnten auch die europäischen
Truppen kein Gelände gewinnen. Der An-
griff des Feindes kam ins Stocken. Haupt-
mann v. Prince fand hier den Heldentod,
nicht weit von ihm sein Adjutant Leutnant
v. Hoffmann. Inder und Engländer, die am
Zoll gedeckt vordrangen, wurden durch einige
Europäer, deren Führung Dr. Lessel über-
nommen hatte, zurückgedrängt.
Mit Beginn des feindlichen Angriffs setzten
auch die Schiffsgeschütze ein, die zunächst den
westlichen Teil von Tanga beschossen und dann
ihr Feuer immer weiter östlich verlegten.
3¾ Uhr nachmittags wurden unsere Um-
gehungstruppen von der Panganistraße aus
angesetzt. Der feindliche linke Flügel wurde
umfaßt. Der Feind begann zu weichen. Als
die Nacht hereinbrach, befand er sich in panik-
artiger Flucht auf Ras Kazone.
Von unseren Patrouillen verfolgt, deckte er
noch am 5. November seine Einbootungen in
der Hauptsache durch Maschinengewehre. Der
Feldbatterie Heering gelang es am 5. No-
vember verschiedene Male, einige Volltreffer
in die im Hafen liegenden Schiffe zu senden.
Die Schiffe verließen den Hafen und legten
sich auf See bei Ras Kazone vor Anker.
Am 6. November wurde dem Feinde ge-
stattet, 60 Schwerverwundete, nachdem letztere
sich auf Ehrenwort verpflichtet hatten, nicht
mehr in diesem Kriege gegen Deutschland und
seine Verbündeten zu kämpfen, auf das Hospital-
schiff zu bringen. ·
Die Verluste des Feindes waren enorm.
An manchen Stellen lagen 100 und mehr tot
daniedergestreckt. Die Gesamtverluste des Geg-
ners, deren Größe sich immer mehr heraus-
stellt, wird mit 1200 Mann nicht zu gering
angegeben. Große Mengen von Waffen,
Munition, Ausrüstungsgegenständen und Ver-
pflegung wurden erbeutet. Viele unverwundete
gefangene Engländer und Inder wurden in
das Innere transportiert, wohin auch Eisen-
bahnzüge voll von verwundeten Engländern
und Indern geschafft wurden.
Unsere Verluste waren gering.
Am 6. und 7. November dampfte das ge-
schlagene englische Expeditionskorps nach Norden.
Die Haltung unserer Truppe war über
jedes Lob erhaben. Ihr Heldenmut und ihre
Tapferkeit in der Schlacht von Tanga wird
ein Ehrenblatt in der Geschichte unserer Schutz-
truppe und unserer Kolonie bleiben.
Gott war mit uns!
Welche enormen Verluste die englisch-indischen
Truppen an Menschen und Material bei dieser
Gelegenheit erlitten haben, geht aus nachstehender
Meldung hervor:
In der Schlacht von Tangu wurden ge-
fangen genommen: 5 Engländer ohne Rang,
ein Hindnarzt, Offizierrang, ein eingeborener
Sergeant, 4 Korporale, 52 indische Soldaten
ohne Chargen.
Verwundet gefangen an Engländern: 2 Offi-
ziere, 1 Feldwebel, 2 Korporale, 13 Gemeine.
An Indern: 29, Rang und Chargen noch nicht
festgestellt.
Bei Tanga verwundet gefangen und auf
Ehrenwort, nicht mehr gegen Deutschland und
Verbündete zu kämpfen, dem Feinde wieder
überliefert, an Engländern: 2 Oberstleutnants,
1 Major, 3 Hauptleute, 2 Leutnants, 1 ster-
bender Offizier, letzterer im Tanga-Hospital ab-
geliefert, 1 Feldwebel, 4 Sergeanten, 1 Kor-
poral, 9 Gemeine. An Indern: 1 Oberst-
leutnant, 2 Unteroffiziere, 52 indische Soldaten,
Rang nicht festgestellt.