Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Vom Feinde sind gefallen nach mehrfacher 
Zählung mindestens 150 Engländer und 
500 Inder. Eine große Zahl verwundeter 
Engländer und Inder wurden vom Feinde an 
Bord genommen. Erbeutet wurden 455 eng- 
lische Gewehre, ½ Million Patronen, 8 Ma- 
schinengewehre, außerdem 3 Maschinengewehr- 
lafetten, viele Ausrüstungsstücke und Ver- 
pflegung. 
Ein brauchbarer Leichter zurückerobert. 
Der Wert der auf deutscher Seite ge- 
machten Beute wird aufüber eine Million 
geschätzt. Die Engländer hatten sich mit 
unglaublich reichen Materialien ver- 
sehen, um die Verwaltung des Nordens 
unserer Kolonie sofort antreten zu 
können. Die Einzelheiten des Kampfes 
sollen furchtbar gewesen sein. Auf 
unserer Seite wurde mit einer unglaub- 
lichen Bravour und Todesverachtung 
gekämpft. 
ine UÜber die Ereignisse am Njassa-See sind 
Berichte des Bezirksamtmanns Dr. Stier-Neu- 
Langenburg und des mit der Führung der 5.Kom- 
pagnie beauftragten Oberleutnants Falkenstein 
eingegangen, aus denen hervorgeht, daß sich unsere 
kleine Truppe gegen eine überwältigende Macht 
geradezu heroisch geschlagen hat. Nicht allein die 
wenigen Deutschen, von denen die Mehrzahl dem 
Vaterlande mit ihrem Blute die Treue besiegelten, 
haben gekämpft, wie es für deutsche Soldaten 
selbstverständlich ist, sondern auch unsere Askari 
haben gezeigt, was deutsche Disziplin aus unserem 
Eingeborenenmaterial zu machen verstanden hat. 
Den teuren Toten, die uns in schwerer Zeit 
ein so glänzendes Beispiel deutscher Treue, selbst- 
loser Pflichterfüllung gegeben haben, wollen wir 
in unseren Herzen ein ehrendes Andenken be- 
wahren. Mögen ihre Heldentaten allen Deutschen 
in unserer Kolonie ein Beispiel geben, wie man 
deutsches Land bis zum letzten Blutstropfen ver- 
teidigt. 
Wir entnehmen dem Bericht folgende Einzel- 
heiten: Bereits in den ersten Tagen des Sep- 
tember glückte es einer Patronille unter dem 
Kriegsfreiwilligen Wicht und einer Abteilung der 
5. Kompagnie, die englische Telegraphenlinie 
zwischen Abercorn und Fife (Ikawa) sowie zwischen 
Fife und Karonga zu unterbrechen. Am 5. Sep- 
tember begab sich der Pflanzer Gentner-Mbuju 
nach Alt-Langenburg, um im Auftrage des Bezirks- 
amts die dort noch lagernden Materialien des 
Dampfers „Hermann von Wissmann“ in Sicher- 
heit zu bringen. Als er erst kurze Zeit anwesend 
war, erschien der englische Dampfer „Gwendolin“ 
  
vom Süden her und eröffnete sofort das Feuer 
auf die Westseite der unbesetzten Boma. Gentner, der 
sich auf die Berge zurückgezogen hatte und von dort 
unbemerkt alles mit ansah, stellte später fest, daß 
von den etwa 30 Schüssen, die der Dampfer ab- 
feuerte, acht die Boma getroffen hatten. Auch 
diese richteten jedoch kaum nennenswerten Schaden 
an, da von sämtlichen Granaten nicht eine einzige 
krepierte. Nach einiger Zeit setzten die Engländer 
in drei Booten drei Europäer und 16 Askari an 
Land, die den kleinen Ort durchsuchten. Sie 
nahmen aus den Magazinen nur einige Gegen- 
stände von geringem Werte mit. Nachdem sie 
sodann noch einen alten Stahlleichter durch zwei 
Salven und Abreißen einiger Platten unbrauchbar 
gemacht und die ohnedies schon halbverfaulten 
Brennholzvorräte angezündet hatten, fuhren sie 
wieder ab. 
Über das Gefecht bei Karonga am 9. Sep- 
tember ergibt sich aus den Berichten folgendes: Die 
englische Besatzung von Karonga hatte in der 
allerletzten Zeit, wahrscheinlich sogar noch in der 
letzten Nacht vor dem Gefecht, beträchtliche Ver- 
stärkungen erhalten, so daß die 5. Kompagnie 
einer unerwarteten Übermacht von mindestens drei 
Kompagnien Askari und 75 Europäern gegen- 
überstand. Zudem hatten die Engländer ihre 
Stellung mit Schützengräben, Wolfsgruben und 
Minen sehr stark befestigt, und der Gegner bot 
hinter den Erdwällen der Schützengräben schlechte 
Ziele. Auch waren die englischen Askari, wie 
aus erbeuteten Gewehren zu ersehen ist, alle mit 
kleinkalibrigen Mehrladern und rauchschwacher 
Munition ausgerüstet, während die Stellung der 
Unsrigen, wenn fie sich auch möglichst gegen Sicht 
deckten, stets bald durch die starke Rauchentwick- 
lung der 71er Munition verraten wurde. Die 
Europäer auf der Gegenseite waren aller Wahr- 
scheinlichkeit nach zum größten Teil nicht Soldaten, 
sondern Kriegsfreiwillige, die mit ihren Jagd- 
gewehren vorzüglich schossen. Fast alle Gefallenen 
hatten Kopfschüsse; daß mit Jagdgewehren ge- 
schossen wurde, geht auch aus den großen Aus- 
schüssen bei Verwundungen hervor, sowie aus der 
Auffindung von Halbmantelgeschossen auf dem 
Schlachtfelde. 
Der Verlust der beiden Geschütze und der 
beiden Maschinengewehre steht jetzt endgültig fest. 
Der Verlust der Geschütze ist darauf zurückzu- 
führen, daß feindliche Verstärkungen unserer 
Truppe beim Rückzuge in Flanke und Rücken 
kamen, wobei fast die gesamte Geschützbedienung 
fiel. Das Maschinengewehr der Kompagnie 
wurde von Hauptmann v. Langenn selbst be- 
dient, nachdem die ursprüngliche Bedienungs- 
mannschaft abgeschossen war. Hierbei wurde er 
an beiden Augen und Händen durch Geschoß-
	        
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