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geteilt waren. Fünf davon teilte ich als Verbindungs-
leute mit der Feldwache am Monnu ein, sie waren
angewiesen, als Staffetten Meldungen von mir weiter-
zubefördern; fünf anderc hatte ich am gleichen Nach-
mittag vorgeschickt, sich in die Nähe der ersten Tschetti-
dörfer zu schleichen und mir Nachrichten über die
Stärke der Besatzungen zukommen zu lassen. Die
Meldung erwartete c möglichst noch am Abend oder
in der Nacht, spätestens aber am nächsten Morgen an
der Höhe „80 mé“, die ich ihnen genau zeigen konnte.
Den Rest von 10 Mann dieser Leute schickte ich am
22. August früh vor meinem Abmarsch voraus: sie
sollten erkunden, ob die Wasserstelle hinter der Höhe
.80 m“ noch vom Feinde frei sei. Die am Abend
vorgeschickten 5 Mann sowie die letzten 10 Leute sind
nicht wieder zurückgekehrt, offenbar sind sie sang= und
klanglos zum Feind übergegangen: vielleicht haben sie
sich auch gefangennehmen lassen. Am 22. August früh
ritt die Reiterpatrouille vom Monn zurück, und ich zog
mit meinen Leuten in strömendem Regen nach der
Höhe „80 m“". Ungünstig war, daß die am Pfad ge-
legenen Felsblöcke und Hohen als Ausguck nicht geeignet
waren, weil das Gewirr der Baumkronen jede Aus-
sicht auf den Pfad verhinderte, wie ich dies auch auf
einen von Kamina kommenden Befsehl. diese Höhen zu
besetzen, nach dort gemeldet hatte. Ich mußte mich
daber auch bei Ankunft an der Höhe „80 m“ un-
mittelbar an den Pfad halten und stellte mich daher
eltwa 300 m vorwärts der Höhe und südlich des
Pfades — jedoch in seiner nächsten Nähe — auf. Es
war morgens 8#, als eine seindliche Abteilung auf
ungefähr 500 m gemeldet wurde, die nicht den Pfad
benutzte, sondern aus nördlicher Richtung kommend
sich den Weg quer durch den Busch auf die Höhe
„80 m“ zu bahnte. Sie bedrohte also meine Rück-
zugslinie und schnitt die Verbindung mit der Feldwache
ab, wenn es ihr gelang, den Pfad zu besetzen.
Ich beschloß, mit meinen 19 Leuten den Feind
anzugreisen und aufzuhalten, auch schon aus dem
(GGrunde. um genaue Stärke des Gegners, die in dem
bohen Unterholz nicht zu erkennen war, melden zu
können. Ich ließ meine Lente dicht am Pfad aus-
schwärmen und eröffnete auf den im Göünsemarsch be-
findlichen Gegner auf 175 bis 200 m Schpnellfeuer.
Der Gegner erwiderte das Fener.
Obwohl meine Leute in der Schützenlinie sich sehr
geschickt gegen Sicht gedeckt hatten, so blieb doch nicht
aus, daß sich die feindlichen Schützen aus meine
Stellung bald eingeschossen hatten.
Es kam dies daher, daß jeder Schuß in kniender
oder stehender Stellung abgegeben werden mußte, um
die feindliche Schützenlinie, die ans kniender Stellung
schoß, sehen zu können. Ich merkte bald, daß ich mich
einem bedeutend überlegenen Gegner gegenüber befand,
dessen Feuerüberlegenheit noch durch ein modernes
Mehrladegewehr (Modell 1907, drei Patronen im
Rahmen. rauchlos. verkupfertes Spitgeschoß) unserem
Modell 71 gegenüber sehr verstärkt wurde. Dam kam
noch, daß die Luft im Waldgebiet durch den in der
Nacht und am Morgen gefallenen Regen derart mit
Wasser übersättigt war, das der Pulverdampf von
unserm 71-Gewehr unmittelbar vor der Mündung
liegen blieb und dem Feind ein gutes giel bot.
Meine Leute hielten sich ausgezeichnet. Auffällig
ist es gewesen, daß während des Feuergefechts nicht
ein einziger Europäer in der feindlichen Schützenlinie
zu sehen war, obwohl ich vor jedem Schuß, den ich
abgab, die ganze Front des Feindes absuchte. Nach-
dem mir gemeldet worden war. daß am rechten Flügel
bereits mehrere Mann gefallen, ein Reservist schwer
verwundet und zwei Leute links von mir tot gesagt
wurden, gab ich den Befehl. sich vom rechten Flügel
einzeln zurückzugieben, sich hinter dem Hügel zu sammeln
und im Eilmarsch nach dem Monu zurückzumarschieren. Zu-
gleich schickte ich meinen Jungen mit der erforderlichen
Meldung, besonders über die Stärke des Gegners.
zurück. Die feindliche Abteilung bestand aus ungefähr
100 bis 120 Senegalschützen mit 9 Europäern (Offizierc,
Unteroffiziere und Sanitätspersonal)."
Über das weitere Schicksal der früher in
Dahomey gefangen gewesenen Deutschen
ist seit der letzten Veröffentlichung die amtliche
Nachricht eingegangen, daß diese Deutschen nach
Nordafrika und, soweit Gesundheitsrücksichten vor-
lagen, nach Frankreich gebracht worden sind. Wo
in Nordafrika und Frankreich die einzelnen dieser
Gefangenen untergebracht sind, steht auf Grund
von hier eingegangenen Privatnachrichten nur
teilweise fest. Es sind Schritte getan, eine amt-
liche Namensliste über die „Dahomey-Gefangenen“
in den einzelnen Lagern von Nordafrika und
Frankreich zu erhalten. Durch die Verbringung
der „Dahomey-Gefangenen“ nach Nordafrika und
Frankreich schien die französische Regierung eine
allgemeine Besserung in ihrer Lage eintreten
lassen zu wollen. Diese Erwartung ist leider
nicht in vollem Umfang erfüllt worden. Denn
durch eine Anordnung der französischen Regierung
ist für diese Gefangenen jeglicher Postverkehr,
also Absendung und Empfangen von Briefen,
Einzelpaketen, einzelnen Postanweisungen gesperrt.
Die Anordnung ist als „Vergeltungsmaßregel“ da-
für bezeichnet worden, daß den französischen Be-
wohnern der von den deutschen Truppen besetzten
Gegenden Frankreichs der Postverkehr mit dem
unbesetzten Teile Frankreichs nicht gestattet sei.
Da dieses Vorgehen durchaus ungerechtfertigt ist,
hat die Regierung ungesäumt die erforderlichen
Schritte zur Aufhebung des Postverbots unter-
nommen. Bedauerlicherweise haben die Vor-
stellungen zu einer befriedigenden Erledigung der
Angelegenheit noch nicht geführt, so daß die Re-
gierung ihrerseits vor der Frage der Einführung
von Vergeltungsmaßregeln steht.
Um die durch das Verbot drückend gewordene
Lage der „Dahomey-Gefangenen“ einigermaßen
zu lindern, find, da Sammelsendungen von
Geld, Kleidungsstücken und Lebensmitteln
zugelassen sind, amtlicherseits Verhandlungen
wegen solcher Sendungen mit dem Zentral-
komitee des Roten Krenzes, Abteilung für
Gefangenenfürsorge, in Berlin gepflogen
worden. Dieses hat in dankenswerter Weise die
Ubermittlung solcher Sendungen und das Herbei-
schaffen von freiwilligen Beiträgen für diese Hilfs-
aktion übernommen und in die Wege geleitet.
Hierdurch wird ermöglicht, die „Dahomey-Gefan=
genen“ mit Rücksicht auf den empfindlichen Tem-
peraturwechsel zwischen Tag und Nacht in Nord-