Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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geteilt waren. Fünf davon teilte ich als Verbindungs- 
leute mit der Feldwache am Monnu ein, sie waren 
angewiesen, als Staffetten Meldungen von mir weiter- 
zubefördern; fünf anderc hatte ich am gleichen Nach- 
mittag vorgeschickt, sich in die Nähe der ersten Tschetti- 
dörfer zu schleichen und mir Nachrichten über die 
Stärke der Besatzungen zukommen zu lassen. Die 
Meldung erwartete c möglichst noch am Abend oder 
in der Nacht, spätestens aber am nächsten Morgen an 
der Höhe „80 mé“, die ich ihnen genau zeigen konnte. 
Den Rest von 10 Mann dieser Leute schickte ich am 
22. August früh vor meinem Abmarsch voraus: sie 
sollten erkunden, ob die Wasserstelle hinter der Höhe 
.80 m“ noch vom Feinde frei sei. Die am Abend 
vorgeschickten 5 Mann sowie die letzten 10 Leute sind 
nicht wieder zurückgekehrt, offenbar sind sie sang= und 
klanglos zum Feind übergegangen: vielleicht haben sie 
sich auch gefangennehmen lassen. Am 22. August früh 
ritt die Reiterpatrouille vom Monn zurück, und ich zog 
mit meinen Leuten in strömendem Regen nach der 
Höhe „80 m“". Ungünstig war, daß die am Pfad ge- 
legenen Felsblöcke und Hohen als Ausguck nicht geeignet 
waren, weil das Gewirr der Baumkronen jede Aus- 
sicht auf den Pfad verhinderte, wie ich dies auch auf 
einen von Kamina kommenden Befsehl. diese Höhen zu 
besetzen, nach dort gemeldet hatte. Ich mußte mich 
daber auch bei Ankunft an der Höhe „80 m“ un- 
mittelbar an den Pfad halten und stellte mich daher 
eltwa 300 m vorwärts der Höhe und südlich des 
Pfades — jedoch in seiner nächsten Nähe — auf. Es 
war morgens 8#, als eine seindliche Abteilung auf 
ungefähr 500 m gemeldet wurde, die nicht den Pfad 
benutzte, sondern aus nördlicher Richtung kommend 
sich den Weg quer durch den Busch auf die Höhe 
„80 m“ zu bahnte. Sie bedrohte also meine Rück- 
zugslinie und schnitt die Verbindung mit der Feldwache 
ab, wenn es ihr gelang, den Pfad zu besetzen. 
Ich beschloß, mit meinen 19 Leuten den Feind 
anzugreisen und aufzuhalten, auch schon aus dem 
(GGrunde. um genaue Stärke des Gegners, die in dem 
bohen Unterholz nicht zu erkennen war, melden zu 
können. Ich ließ meine Lente dicht am Pfad aus- 
schwärmen und eröffnete auf den im Göünsemarsch be- 
findlichen Gegner auf 175 bis 200 m Schpnellfeuer. 
Der Gegner erwiderte das Fener. 
Obwohl meine Leute in der Schützenlinie sich sehr 
geschickt gegen Sicht gedeckt hatten, so blieb doch nicht 
aus, daß sich die feindlichen Schützen aus meine 
Stellung bald eingeschossen hatten. 
Es kam dies daher, daß jeder Schuß in kniender 
oder stehender Stellung abgegeben werden mußte, um 
die feindliche Schützenlinie, die ans kniender Stellung 
schoß, sehen zu können. Ich merkte bald, daß ich mich 
einem bedeutend überlegenen Gegner gegenüber befand, 
dessen Feuerüberlegenheit noch durch ein modernes 
Mehrladegewehr (Modell 1907, drei Patronen im 
Rahmen. rauchlos. verkupfertes Spitgeschoß) unserem 
Modell 71 gegenüber sehr verstärkt wurde. Dam kam 
noch, daß die Luft im Waldgebiet durch den in der 
Nacht und am Morgen gefallenen Regen derart mit 
Wasser übersättigt war, das der Pulverdampf von 
unserm 71-Gewehr unmittelbar vor der Mündung 
liegen blieb und dem Feind ein gutes giel bot. 
Meine Leute hielten sich ausgezeichnet. Auffällig 
ist es gewesen, daß während des Feuergefechts nicht 
ein einziger Europäer in der feindlichen Schützenlinie 
zu sehen war, obwohl ich vor jedem Schuß, den ich 
abgab, die ganze Front des Feindes absuchte. Nach- 
dem mir gemeldet worden war. daß am rechten Flügel 
bereits mehrere Mann gefallen, ein Reservist schwer 
verwundet und zwei Leute links von mir tot gesagt 
  
wurden, gab ich den Befehl. sich vom rechten Flügel 
einzeln zurückzugieben, sich hinter dem Hügel zu sammeln 
und im Eilmarsch nach dem Monu zurückzumarschieren. Zu- 
gleich schickte ich meinen Jungen mit der erforderlichen 
Meldung, besonders über die Stärke des Gegners. 
zurück. Die feindliche Abteilung bestand aus ungefähr 
100 bis 120 Senegalschützen mit 9 Europäern (Offizierc, 
Unteroffiziere und Sanitätspersonal)." 
Über das weitere Schicksal der früher in 
Dahomey gefangen gewesenen Deutschen 
ist seit der letzten Veröffentlichung die amtliche 
Nachricht eingegangen, daß diese Deutschen nach 
Nordafrika und, soweit Gesundheitsrücksichten vor- 
lagen, nach Frankreich gebracht worden sind. Wo 
in Nordafrika und Frankreich die einzelnen dieser 
Gefangenen untergebracht sind, steht auf Grund 
von hier eingegangenen Privatnachrichten nur 
teilweise fest. Es sind Schritte getan, eine amt- 
liche Namensliste über die „Dahomey-Gefangenen“ 
in den einzelnen Lagern von Nordafrika und 
Frankreich zu erhalten. Durch die Verbringung 
der „Dahomey-Gefangenen“ nach Nordafrika und 
Frankreich schien die französische Regierung eine 
allgemeine Besserung in ihrer Lage eintreten 
lassen zu wollen. Diese Erwartung ist leider 
nicht in vollem Umfang erfüllt worden. Denn 
durch eine Anordnung der französischen Regierung 
ist für diese Gefangenen jeglicher Postverkehr, 
also Absendung und Empfangen von Briefen, 
Einzelpaketen, einzelnen Postanweisungen gesperrt. 
Die Anordnung ist als „Vergeltungsmaßregel“ da- 
für bezeichnet worden, daß den französischen Be- 
wohnern der von den deutschen Truppen besetzten 
Gegenden Frankreichs der Postverkehr mit dem 
unbesetzten Teile Frankreichs nicht gestattet sei. 
Da dieses Vorgehen durchaus ungerechtfertigt ist, 
hat die Regierung ungesäumt die erforderlichen 
Schritte zur Aufhebung des Postverbots unter- 
nommen. Bedauerlicherweise haben die Vor- 
stellungen zu einer befriedigenden Erledigung der 
Angelegenheit noch nicht geführt, so daß die Re- 
gierung ihrerseits vor der Frage der Einführung 
von Vergeltungsmaßregeln steht. 
Um die durch das Verbot drückend gewordene 
Lage der „Dahomey-Gefangenen“ einigermaßen 
zu lindern, find, da Sammelsendungen von 
Geld, Kleidungsstücken und Lebensmitteln 
zugelassen sind, amtlicherseits Verhandlungen 
wegen solcher Sendungen mit dem Zentral- 
komitee des Roten Krenzes, Abteilung für 
Gefangenenfürsorge, in Berlin gepflogen 
worden. Dieses hat in dankenswerter Weise die 
Ubermittlung solcher Sendungen und das Herbei- 
schaffen von freiwilligen Beiträgen für diese Hilfs- 
aktion übernommen und in die Wege geleitet. 
Hierdurch wird ermöglicht, die „Dahomey-Gefan= 
genen“ mit Rücksicht auf den empfindlichen Tem- 
peraturwechsel zwischen Tag und Nacht in Nord-
	        
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