Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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feindlichen Besatzung endete. Unsere Verluste be- 
trugen 11 Tote und 22 Verwundete. Unter den 
Verwundeten befand sich der Führer Maojor 
Franke, ferner Hauptmann Vorberg, Ober- 
leutnant Gutjahr, die Leutnants d. Res. Schrader 
und Scherer und Leutnant a. D. Frhr. v. Stein. 
Nach Rückkehr aus dem Norden übernahm der 
von seiner Verwundung wieder genesene und in- 
zwischen beförderte Oberstleutnant Franke An- 
fang des Jahres 1915 den Befehl über die 
Gesamtstreitkräfte. 
Die aufständigen Buren der Kapkolonie unter 
Maritz und Kemp hatten sich Ende des Jahres 
1914 näher an die Südostecke des Schutzgebiets 
herangezogen und dort mit wechselndem Erfolg 
gegen die Uniontruppen gekämpft. Die Ereignisse 
um die Jahreswende sind jedoch dunkel und die 
Nachrichten darüber widersprechend. Jedenfalls 
hat sich Kemp mit seinem und einem Teil des 
Kommandos Maritz bald ergeben. Major Ritter 
wurde daher mit einer stärkeren Abteilung nach 
der Südostecke des Schutzgebietes, anscheinend 
zur Vornahme einer gewaltsamen Erkundung, 
entsandt, während der Major Bauszus das 
Kommando über die etwa noch 800 Mann starke 
Truppe in Aus übernahm, das allmählich zu 
einer so starken Feldbefestigung ausgebaut worden 
war, daß die in Garub westlich Aus stehenden 
feindlichen Truppen trotz ihrer fast zehnfachen 
lberlegenheit einen Angriff nicht wagten. 
Die gewaltsame Erkundung Ritterslzwei Kom- 
pagnien, eine Batterie, verstärkt durch eine bisher 
selbständige Abteilung des Oberleutnants Frhr. 
v. Hadeln) war zunächst von Erfolg begleitet. An- 
fang Februar griff er die am Nordufer des Oranje in 
der Kapkolonie bei Kakamas verschanzten Eng- 
länder überraschend an, warf sie über den Fluß 
und zerstörte sämtliche Fähren. Da der Feind 
aber fortgesetzt Verstärkungen erhielt und eine 
Umgehung zu befürchten war, wurde die Ab- 
talung nach scharfem Gefecht, in dem Oberleut- 
nant d. Res. Voigts, die Leutnants Moebus 
und v. Wegnern und etwa 30 Mann fieelen, 
wieder auf Ukamas zurückgenommen. Als jedoch 
kurze Zeit darauf von Swakopmund aus ein 
großer, von Botha persönlich geführter Angriff 
drohte, wurde die Abteilung Ritter an die 
Bahnlinie Swakopmund —Windhuk gezogen. 
In der Gegend bei Ukamas blieb nur die 
schwache Abteilung des Oberleutnants Frhrn. 
v. Hadeln zurück, der seine Aufgabe trefflich 
erfüllte und die Uniontruppen wochenlang in 
Schach hielt. 
Ende Oktober 1914 war das gänzlich un- 
verteidigte und unbefestigte Swakopmund bereits 
von einem englischen Hilfskreuzer beschossen, aber 
  
nicht besetzt worden. Weihnachten 1914 landeten 
die Engländer dann eine starke Abteilung süd- 
afrikanischer Truppen in Walfischbai und be- 
gannen alsbald von hier aus eine Bahnlinie 
nach dem Norden zum Anschluß an die Bahn 
Swakopmund — Windhuk zu legen; Mitte 
Januar zogen sie, ohne daß ihnen Widerstand 
geleistet worden wäre, in Swakopmund ein. 
Ein größerer Vorstoß nach Osten erfolgte eng- 
lischerseits zunächst nicht; es kam in den folgenden 
Wochen nur zu kleinen Zusammenstößen mit unseren 
Vortruppen bei Nonidas und Goanikontes. 
Inzwischen war eine neue größere Abteilung, 
die hauptsächlich aus den von Norden zurück- 
gekehrten Frankeschen Truppen bestand, unter 
Major a. D. Wehle gebildet worden. Diese 
Abteilung griffen die Uniontruppen Ende März 
1915 bei Jakalswater und Riet (100 km 
östlich Swakopmund) mit überlegenen Kräften 
überraschend an und warfen sie unter großen 
Verlusten für uns auf Kubas zurück. Die Eng- 
länder sollen bei Riet 10 000 und bei Jakals- 
water 6000 Mann stark gewesen sein gegen 
etwa 450 bzw. 230 Mann auf unserer Seite. 
Die bei Jakalswater stehende Abteilung, eine 
Kompagnie und eine Halbbatterie mußte sich nach 
völliger Umzingelung und schwerstem Kampfe, 
und nachdem die Munition verschossen war, der 
fünfundzwanzigfachen feindlichen libermacht er- 
geben. Die Gewehre waren kurz vor der Über- 
gabe zerschlagen und die beiden Geschütze un- 
brauchbar gemacht worden. Die Verlustzahlen 
dieses unglücklichen Gefechts stehen noch nicht fest; 
sie müssen jedoch an Toten und Verwundeten 
erheblich gewesen sein. Bekannt ist nur, daß 
Oberleutnant d. Res. Weiher und Leutnant 
d. Landw. Ewald fielen, Oberleutnaut Frhr. 
v. Schade (dieser zum zweiten Male) und Leut- 
nant d. Landw. Mansfeld verwundet wurden. 
Die Reste der Abteilung Wehle wurden nun 
mit der schleunigst nach Kubas vorgezogenen 
Abteilung Ritter, unter Führung des letzteren, 
vereinigt und auch die Abteilung des Majors 
Bauszus von Aus Anfang April herangezogen. 
Mitbestimmend für die Aufgabe von Aus war 
der Umstand, daß starke feindliche Abteilungen 
mit „hunderten von Kraftwagen“ — die Schutz- 
truppe verfügte im ganzen über vier Antos! — 
im südöstlichen Teil des Schutzgebiets und auch 
von Süden her vorgingen, so daß die Grenzschutz- 
abteilungen der Hauptleute Medding und 
Schoepffer und die des Oberlentnants Frhrn. 
v. Hadeln dem Drucke weichen mußten, wodurch 
die Truppen in Aus Gefahr liefen, ahgeschnitten 
zu werden. Auch Keetmanshoop wurde ge- 
räumt.
	        
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