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feindlichen Besatzung endete. Unsere Verluste be-
trugen 11 Tote und 22 Verwundete. Unter den
Verwundeten befand sich der Führer Maojor
Franke, ferner Hauptmann Vorberg, Ober-
leutnant Gutjahr, die Leutnants d. Res. Schrader
und Scherer und Leutnant a. D. Frhr. v. Stein.
Nach Rückkehr aus dem Norden übernahm der
von seiner Verwundung wieder genesene und in-
zwischen beförderte Oberstleutnant Franke An-
fang des Jahres 1915 den Befehl über die
Gesamtstreitkräfte.
Die aufständigen Buren der Kapkolonie unter
Maritz und Kemp hatten sich Ende des Jahres
1914 näher an die Südostecke des Schutzgebiets
herangezogen und dort mit wechselndem Erfolg
gegen die Uniontruppen gekämpft. Die Ereignisse
um die Jahreswende sind jedoch dunkel und die
Nachrichten darüber widersprechend. Jedenfalls
hat sich Kemp mit seinem und einem Teil des
Kommandos Maritz bald ergeben. Major Ritter
wurde daher mit einer stärkeren Abteilung nach
der Südostecke des Schutzgebietes, anscheinend
zur Vornahme einer gewaltsamen Erkundung,
entsandt, während der Major Bauszus das
Kommando über die etwa noch 800 Mann starke
Truppe in Aus übernahm, das allmählich zu
einer so starken Feldbefestigung ausgebaut worden
war, daß die in Garub westlich Aus stehenden
feindlichen Truppen trotz ihrer fast zehnfachen
lberlegenheit einen Angriff nicht wagten.
Die gewaltsame Erkundung Ritterslzwei Kom-
pagnien, eine Batterie, verstärkt durch eine bisher
selbständige Abteilung des Oberleutnants Frhr.
v. Hadeln) war zunächst von Erfolg begleitet. An-
fang Februar griff er die am Nordufer des Oranje in
der Kapkolonie bei Kakamas verschanzten Eng-
länder überraschend an, warf sie über den Fluß
und zerstörte sämtliche Fähren. Da der Feind
aber fortgesetzt Verstärkungen erhielt und eine
Umgehung zu befürchten war, wurde die Ab-
talung nach scharfem Gefecht, in dem Oberleut-
nant d. Res. Voigts, die Leutnants Moebus
und v. Wegnern und etwa 30 Mann fieelen,
wieder auf Ukamas zurückgenommen. Als jedoch
kurze Zeit darauf von Swakopmund aus ein
großer, von Botha persönlich geführter Angriff
drohte, wurde die Abteilung Ritter an die
Bahnlinie Swakopmund —Windhuk gezogen.
In der Gegend bei Ukamas blieb nur die
schwache Abteilung des Oberleutnants Frhrn.
v. Hadeln zurück, der seine Aufgabe trefflich
erfüllte und die Uniontruppen wochenlang in
Schach hielt.
Ende Oktober 1914 war das gänzlich un-
verteidigte und unbefestigte Swakopmund bereits
von einem englischen Hilfskreuzer beschossen, aber
nicht besetzt worden. Weihnachten 1914 landeten
die Engländer dann eine starke Abteilung süd-
afrikanischer Truppen in Walfischbai und be-
gannen alsbald von hier aus eine Bahnlinie
nach dem Norden zum Anschluß an die Bahn
Swakopmund — Windhuk zu legen; Mitte
Januar zogen sie, ohne daß ihnen Widerstand
geleistet worden wäre, in Swakopmund ein.
Ein größerer Vorstoß nach Osten erfolgte eng-
lischerseits zunächst nicht; es kam in den folgenden
Wochen nur zu kleinen Zusammenstößen mit unseren
Vortruppen bei Nonidas und Goanikontes.
Inzwischen war eine neue größere Abteilung,
die hauptsächlich aus den von Norden zurück-
gekehrten Frankeschen Truppen bestand, unter
Major a. D. Wehle gebildet worden. Diese
Abteilung griffen die Uniontruppen Ende März
1915 bei Jakalswater und Riet (100 km
östlich Swakopmund) mit überlegenen Kräften
überraschend an und warfen sie unter großen
Verlusten für uns auf Kubas zurück. Die Eng-
länder sollen bei Riet 10 000 und bei Jakals-
water 6000 Mann stark gewesen sein gegen
etwa 450 bzw. 230 Mann auf unserer Seite.
Die bei Jakalswater stehende Abteilung, eine
Kompagnie und eine Halbbatterie mußte sich nach
völliger Umzingelung und schwerstem Kampfe,
und nachdem die Munition verschossen war, der
fünfundzwanzigfachen feindlichen libermacht er-
geben. Die Gewehre waren kurz vor der Über-
gabe zerschlagen und die beiden Geschütze un-
brauchbar gemacht worden. Die Verlustzahlen
dieses unglücklichen Gefechts stehen noch nicht fest;
sie müssen jedoch an Toten und Verwundeten
erheblich gewesen sein. Bekannt ist nur, daß
Oberleutnant d. Res. Weiher und Leutnant
d. Landw. Ewald fielen, Oberleutnaut Frhr.
v. Schade (dieser zum zweiten Male) und Leut-
nant d. Landw. Mansfeld verwundet wurden.
Die Reste der Abteilung Wehle wurden nun
mit der schleunigst nach Kubas vorgezogenen
Abteilung Ritter, unter Führung des letzteren,
vereinigt und auch die Abteilung des Majors
Bauszus von Aus Anfang April herangezogen.
Mitbestimmend für die Aufgabe von Aus war
der Umstand, daß starke feindliche Abteilungen
mit „hunderten von Kraftwagen“ — die Schutz-
truppe verfügte im ganzen über vier Antos! —
im südöstlichen Teil des Schutzgebiets und auch
von Süden her vorgingen, so daß die Grenzschutz-
abteilungen der Hauptleute Medding und
Schoepffer und die des Oberlentnants Frhrn.
v. Hadeln dem Drucke weichen mußten, wodurch
die Truppen in Aus Gefahr liefen, ahgeschnitten
zu werden. Auch Keetmanshoop wurde ge-
räumt.