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sie zur Verteilung an die Eingeborenen bestimmt
gewesen waren, und reichlich Munition in die
Hände fiel.
Der amtliche Bericht des Generals Smuts über
diese Ereignisse lautet natürlich anders. Nach
ihm wurden die deutschen Angriffe samt und
sonders mit schweren Verlusten abgewiesen, während
die eigenen Verluste als ganz unbedeutend dar-
gestellt werden. Nur an einer Stelle wird nebenbei
erwähnt, daß van Deventer infolge Unterbrechung
seiner rückwärtigen Verbindungen in eine sehr
bedrängte Lage geriet. Aus dieser vermochten
ihn anscheinend erst die ihm gesandten Ver-
stärkungen und die bald darauf in Usambara und
über Handeni nach Süden einsetzende Entlastungs-
offensive von Smuts selbst zu befreien. Jedenfalls
war er bis Ende Juni lahmgelegt.
Infolge des vorläufig mißglückten Vorstoßes
van Deventers gegen die Zentralbahn sah sich
General Smuts genötigt, nun seinerseits die Be-
wegungen wieder aufzunehmen, um die Deutschen
zur Aufgabe Usambaras sowie dazu zu zwingen,
ihre gegenüber van Deventer stehenden Truppen
abzuziehen und nach dem jetzt mehr bedrohten
östlicheren Kriegsschauplatz zu überführen. Gegen
Ende Mai begann er aus der Gegend von Kahe
und dem oberen Ruwu den Vormarsch der
Usambarabahn und dem Panganifluß entlang, die
ihm gegenüberstehenden schwachen deutschen Streit-
kräfte meist durch umfassende Bewegungen all-
mählich über Lembeni, Marago-Opuni, Same auf
Mikotscheni und den Mkomasifluß zurückdrängend.
An diesem Abschnitt stieß er jedoch auf heftigeren
Widerstand der deutschen Truppen, den er erst
nach hartnäckigen Kämpfen und, wie es scheint,
sehr schweren Verlusten am 30. Mai zu über-
winden vermochte, worauf er bis Buiko vor-
dringen konnte. Nach Räumung des Mkomasi-
Abschnittes und nachdem sie, die Eisenbahnbrücke
über diesen Fluß gesprengt hatten, setzten die
deutschen Truppen ihren Rückzug fort und zogen
sich, da sie gegenüber der erdrückenden Übermacht
Usambara nicht halten konnten, gegen Mitte Juni
vom Panganifluß südlich über Handeni in die
Gegend östlich der Nguruberge zurück, wo sie
angeblich am Lukigurafluß erneut Stellung be-
zogen.
Bis Anfang Juli war ganz Usambara im
Besitz des Feindes. Am 7. Juli besetzte er die
Hafenstadt Tanga und wenige Tage später Pangani.
Den zurückgegangenen deutschen Truppen folgte
der Gegner über Handeni, das er am 19. Juni
erreichte, und am 24. griff er ihre Stellung
westlich des Lukiguraflusses an. In dem sich
entwickelnden schweren Gefecht sollen dann die
Deutschen geschlagen und zum weiteren Rückzug
gezwungen worden sein. Wir haben jedoch Grund,
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die Richtigkeit dieser Meldung zu bezweifeln, denn
es ist auffallend, daß nach späteren englischen
Meldungen einen Monat nachher wieder deutsche
Streifabteilungen am Panganifluß auftauchen, dort
die rückwärtigen englischen Verbindungen bedrohen,
und daß noch Anfang August die Deutschen starke
Stellungen in den Agurubergen halten.
Unterdessen war es General Smuts gelungen,
dem General van Deventer ausreichende Ver-
stärkungen sowie Munition und Verpflegung zu-
zuführen und ihn auf diese Weise in den Stand
zu setzen, seine Angriffsbewegungen gegen die
Zentralbahn wieder aufzunehmen.
Am 26. Juni griff van Deventer die bei
Kondoa-Irangi stehenden, jetzt wahrscheinlich
wieder stark verminderten deutschen Truppen er-
neut an und zwang sie schließlich durch weitaus-
holende umfassende Bewegungen zur Aufgabe ihrer
Stellungen und zum Rückzug auf Dodoma. So
ganz einfach scheint dieses Unternehmen nicht ver-
laufen zu sein, denn erst am 21. Juli, also fast
einen vollen Monat später, konnte van Deventer
den Vormarsch von Kondoa-Irangi wieder fort-
setzen und am 31. Juli die Zentralbahn in Do-
doma erreichen. Wenige Tage später besetzten
seine Umgehungsabteilungen Kilimatinde westlich
und Kikombo östlich von Dodoma. Die deutschen
Truppen gingen allmählich über Mpapua und
Kidete auf Kilossa und von da in südlicher Rich-
tung zurück, nachdem sie bei Tschunjo, Kidete und
Kilossa dem nachdrängenden Gegner heftigen
Widerstand entgegengesetzt hatten, bevor sie schließ-
lich der erdrückenden Übermacht weichen mußten.
So gelang es van Deventer am 21. August die
deutschen Truppen bei Kilossa erst dann zum Rück-
zug zu zwingen, nachdem diese durch eine von
General Smuts südlich der Nguruberge auf Ma-
kala entsandte starke berittene Abteilung in Flanke
und Rücken bedroht worden waren. ·
Anfang August hatten auch die von Usambara
über Handeni nach Süden durch die Nguruberge
und östlich davon voröringenden feindlichen Streit-
kräfteihre Angriffs
In heftigen Kämpfen wurden die zähen Wider-
stand leistenden deutschen Truppen zum Rückzug
hinter den Wamifluß, und infolge der weitaus-
holenden Umgehungsbewegungen des bei weitem
stärkeren Gegners in der Nacht vom 17. zum
18. August zum Zurückgehen auf Morogoro und
Milkesse genötigt.
Der nachfolgende Gegner besetzte Morogoro
am 26. August, das anscheinend von den deutschen
Truppen bereits vorher geräumt worden war, die
ihren Rückzug durch die Uluguruberge sowie ästlich
und westlich davon nach Süden fortsetzten, wobei
sie auch hier an mehreren Stellen dem nach-
wieder