Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

drückenden Gegner in hartnäckigen Kämpfen jeden 
Fuß breit Boden streitig machten. 
Mitte September war nach englischen Mel- 
dungen die Lage auf diesem Kriegsschauplatz 
folgende: 
Die durch die Uluguruberge, sowie östlich und 
westlich davon vorrückenden feindlichen Streitkräfte 
hatten Kissaki südlich der Uluguruberge erreicht. 
Ein Versuch, den südlich dieses Ortes vorbei- 
fließenden Mgeta zu überschreiten, scheint blutig 
gescheitert zu sein. Die von Kilossa südwärts vor- 
gehende Division des Generals van Deventer 
näherte sich dem Großen Ruahafluß. Von den 
zurückweichenden deutschen Truppen wurde zunächst 
behauptet, daß sie ihren Rückzug in der allgemeinen 
Richtung auf Mahenge nähmen. 
Aus späteren englischen Meldungen ist jedoch 
zu entnehmen, daß dies nicht der Fall war. Die 
deutschen Truppen hielten vielmehr noch das Ge- 
biet nördlich des Rufiji und standen an dem Wege 
von Kibambawe (am Rufiji) nach Kissaki mit Vor- 
posten dicht südlich des Mgetaflusses. Die südlich 
des Rufijideltas liegenden Kitschi= und Matumbi- 
berge sollen von ihnen besetzt und befestigt worden 
sein. Die Lage am Rufijiabschnitt blieb so bis 
Anfang Jannar 1917. In den ersten Tagen 
dieses Monats soll es dann den englisch-südafrika- 
nischen Truppen gelungen sein, die südlich Kissaki 
stehenden deutschen Kräfte über den Rufiji zurück- 
zudrängen und auch weiter westlich in das Rufijji= 
delta einzudringen. Aus englischen Zeitungs- 
berichten geht hervor, daß bei diesen Kämpfen 
außer indischen auch nigerische farbige Truppen, 
und zwar unter dem Befehl des aus den Kämpfen 
in Nord-Kamerun bekannt gewordenen General 
Cunliffe, beteiligt waren. Die Engländer haben 
also die zurückgezogenen südafrikanischen Verbände 
(etwa zwei berittene Brigaden) durch westafrika- 
nische farbige Truppen ersetzt. 
Gleichzeitig mit der fortschreitenden Vorwärts- 
bewegung der feindlichen Streitkräfte nach Süden 
hatte unter Mitwirkung des englischen Blockade- 
geschwaders eine Besetzung der wichtigsten Küsten- 
orte stattgefunden. Nacheinander fielen Sadani 
und Bagamojo, am 4. September die Hauptstadt 
Daressalam, am 7. September Kilwa-Kisiwani 
und Kilwa-Kiwindje und Mitte September Lindi 
und Mikindani kampflos in die Hände des Gegners. 
Es war zu erwarten, daß General Smuts 
versuchen würde, von den südlich der Rufiji= 
mündung besetzten Küstenorten aus ins Innere 
vorzustoßen. Diese Versuche scheinen bis jetzt nicht 
von Erfolg gewesen zu sein. Ein von Kilwa aus, 
wahrscheinlich in Richtung Liwale angeblich 60 km 
weit unternommener Vorstoß, von dem vor kurzem 
in einer englischen Meldung die Rede war, ist 
anscheinend mißglückt. 
  
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In einer vom 15. Dezember 1916 datierten 
englischen Meldung heißt es, daß bei Kibata in 
den Matumbibergen südlich des Rufijideltas seit 
dem 5. Dezember heftige Kämpfe stattfänden. 
Starke deutsche, Abteilungen hätten wiederholt die 
von den englischen Vortruppen gehaltenen Stel- 
lungen angegriffen, seien jedoch stets zurück- 
geschlagen worden. 
Die Richtigkeit dieser Meldung kann zur Zeit 
nicht nachgeprüft werden. Denkbar wäre aller- 
dings auch, daß der Fall umgekehrt liegen könnte. 
Nach einer von Reuter als amtlich be- 
zeichneten Meldung des Oberbefehlhabers in Ost- 
afrika soll es ferner den Kolonnen des Generals 
Northey gelungen sein, die noch westlich des Ru- 
hudje-Kilombero, östlich von Lupembe befindlichen 
deutschen Abteilungen teils nach Osten, teils nach 
Südosten über diesen Fluß zurückzuwerfen und in 
letzterer Richtung Ifinga auf dessen rechtem Ufer 
zu erreichen, wo sie die Verbindung mit einer 
anderen von Ssongea nordostwärts vorgehenden 
Kolonne aufnahmen. 
Einzelheiten über diese Bewegungen berichtet 
Reuter nicht. Man gewinnt vielmehr aus der 
Darstellung den Eindruck, daß das Zurückweichen 
der deutschen Abteilungen über den Ruhudje- 
Kilombero weniger auf unmittelbaren Druck der 
Kolonnen des Generals Northey, als planmäßig 
injolge des Auftretens feindlicher Streitkräfte von 
Ssongea her erfolgt ist. 
Über die Ereignisse auf den anderen Kriegs- 
schauplätzen, worüber uns, mit Ausnahme des 
ersten Teils der belgischen Offensive bis Mitte 
Juni 1916, nur Meldungen aus feindlichen Quellen 
vorliegen, wäre folgendes zu sagen: 
Mitte April begannen die unter dem Befehl 
des Generals Tombenr in der Gegend des Kiwu- 
sees und am Russissifluß versammelten belgischen 
Streitkräfte ihre Angriffsbewegungen gegen Deutsch- 
Ostafrika. Der Vormarsch erfolgte in vier Ko- 
lonnen und zeitlich in nachstehender Reihenfolge: 
Südlich des Kiwusees über den Russisi auf 
Tschangugn und Rubengera und von da 
weiter auf Njansa. 
. Nordöstlich des Kiwusees aus der Landschaft 
Mpororo, beiderseits des Mohasisees vorbei 
auf Kigali. 
. Nordltch des Kiwusees über Kissenji auf 
Njansa und mit einem Teil auf Kigali. 
. Nördlich des Tanganjikasees über den Rus- 
sis auf Usumbura und dann teils in süd- 
licher Richtung den See entlang, teils zu- 
nächst auf Gitega und dann nach Süden 
auf Udjidji. 
Eine fünfte Kolonne erschien erst später. Sie 
wurde über den Tanganjikasee nach der an dessen 
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