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und was für ein herrlicher Schmuck werden diese
Pflanzungen für Sokode sein, wenn sie in wenigen
Jahren die prächtigsten Wälder bilden werden!
Überall den Straßen entlang standen mit Früchten
reich beladen (von der deutschen Regierung ein-
geführte) Mangobäume.
Das sind einige Auszüge aus dem in Friedens-
zeit verfaßten Reisewerke eines Schweizers.
Hören wir nun zum Schlusse das, was der
englische Minister Balfour zur Kriegszeit sagt:
Es scheint mir auch, daß Deutschland seine
Kolonien wieder zurückhaben will. Ich habe nicht
die Absicht, über diese Frage mit Deutschland in
eine Diskussion einzutreten, aber ich wünsche mit
dem größten Nachdruck zu erklären, daß auch in
dieser Beziehung kein Mißverständnis walten darf.
Die Deutschen haben von dieser Frage eine Auf-
fassung, die sich mit der unfsrigen keineswegs deckt.
Es ist kaum zu denken, daß wir durch irgendwelche
gründlichen Auseinandersetzungen so große
Schwierigkeiten aus der Welt schaffen und daß
man daran denken könnte, Deutschlands Gewalt
über diese unglücklichen Bevölkerungen wieder-
herzustellen, die von ihm so sehr mißbraucht wurde.
Vermischtes.
zu Bormanns neunzgigstem Geburtstage.
In bewundernswerter Frische des Geistes und
Körpers feierte am 15. Dezember d. Is. der Ge-
heime Ober-Regierungsrat z. D. Friedrich Bor-
mann, früher langjähriger technischer Direktor
der ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft, seit seinem
80. Geburtstage Mitglied ihres Verwaltungsrates,
im Kreise seiner Familie das seltene Fest seines
90. Geburtstages. Zahlreiche Glückwünsche liefen
bei dem Jubilar ein oder wurden ihm von be-
freundeter Seite persönlich überbracht. Der Herr
Staatssekretär des Reichs-Kolonialamtes hatte
dem hochgeschätzten Fachmanne nachstehendes
Handschreiben übersandt:
Sehr geehrter Herr Geheimrat!
Zu dem hohen und seltenen Jubelfeste,
das Sie am 15. d. Mts. als an Ihrem neun-
zigsten Geburtstage feiern, beehre ich mich,
Ihnen zugleich im Namen des Reichs-Kolonial-
amts und der deutschen Kolonialverwaltung
meine herzlichsten Glückwünsche darzubringen.
Gerade Sie, mein lieber Herr Geheimrat, an
diesem Ehrentage zu beglückwünschen, gereicht
mir um so mehr zu hoher Genugtuung, als
die Kolonialverwaltung in Ihrer Person von
jeher einen besonders tätigen und erfolgreichen
Kämpfer für die koloniale Sache Deutschlands
erblicken durfte. Sie haben zu einer Zeit, als
der koloniale Gedanke in Deutschland noch
wenig Wurzel geschlagen hatte, unsere kolonialen
Interessen durch Wort und Tat mit jugend-
licher Begeisterung und zähem Nachdruck ver-
treten, und Ihr langes, reich gesegnetes Leben
mit heiligem Eifer und glücklichsten Erfolgen
in den Dienst der kolonialen Sache gestellt,
wofür der Bau der Tanganjikabahn in Deutsch-
Ostafrika stets ein beredtes Zeugnis sein wird.
Dafür Ihnen den wärmsten und aufrichtigsten
Dank der Kolonialverwaltung auszusprechen,
ist mir Bedürfnis, wie sehr auch das koloniale
Herz jedes Vaterlandsfreundes heute von
schwerster Sorge erfüllt sein muß.
Möge des Himmels reicher Segen auch
auf Ihrem Lebensabend ruhen und mögen
Ihnen noch viele frohe Tage in unveränderter
Frische Ihres Geistes und Körpers beschieden
sein!
Mit herzlichsten Grüßen
Ihr aufrichtig ergebener
gez. Dr. Solf.
Wir dürfen bei diesem Anlaß daran erinnern,
daß Bormann im Jahre 1895, ungeachtet seiner
damaligen 67 Jahre, die Mühen und Gefahren
der Tropenreise auf sich nahm, um im Auftrage
eines besonderen Komitees in Deutsch-Ostafrika-
persönlich Erhebungen und Vorarbeiten über die
Linienführung der deutschen Tanganjikabahn aus-
zuführen. Bormann war u. a. in den Jahren
1884 und 1885 Mitglied der Generalsynode in
Berlin und von 1882 bis 1888 Mitglied des
Reichstages, wo er als Nachfolger des Herrn
v. Stumm für den Kreis Ottweiler-St. Wendel-
Meisenheim gewählt und in der seltenen Lage
war, die Eisenbahntechniker im Parlament mit
seiner Stimme zu vertreten. Bormann ist auch
heute noch, trotz seines vorgerückten Alters, ein
eifriges Mitglied des Vorstandes der Abteilung
Charlottenburg der Deutschen Kolonialgesellschaft.
Möchte ihm trotz der Schwere der Zeiten ein
sonniger Lebensabend beschieden sein!
Postverbindung mit den deutschen Schutzgebleten.
Nach Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika,
Deutsch-Neuguineg und Samoa werden außer
den bisher dorthin zugelassenen Kriegsgefangenen-
sendungen künftig auch gewöhnliche Briefe und
Postkarten an die in diesen Schutzgebieten in