Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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fremder Kolonialvölker über deutsche Eingeborenen- 
erziehung, denen es nichts schaden würde, wenn 
sie zunächst erst einmal bei den auf Fernando Poo 
untergebrachten farbigen Soldaten Kameruns 
wenigstens äußerliche Sauberkeit lernen würden. 
Um die Hölzer, Rinden, Palmblätter und 
Rippen zum Bau ihrer Häuser herbeizuholen, 
waren die Soldaten vielfach tagelang unterwegs 
gewesen; und nicht nur für ihre eigenen Woh- 
nungen hatten sie die Baustoffe weit her beschaffen 
müssen, auch für die Europäerhäuser und für alle 
möglichen Dienstgebäude, Waschhäuser, Schuppen, 
Abortanlagen, Werkstätten und Pferdeställe, die 
je nach Bedürfnis bei den Soldatendörfern er- 
richtet wurden. 
Von den Häusern der Deutschen bei den 
Kompagnien waren einige auf Pfahlrosten aufgebaut; 
anfänglich hatte dazu ein deutscher Zimmermeister 
aus Santa Isabel die Pfähle und Fußböden ge- 
liefert, nachher wurden Balken und Bretter von 
den Kompagnien selbst geschnitten und hergerichtet. 
Bei der Anlage der Europäerhäuser kam auch 
der Geschmack ihrer Erbauer und Bewohner zur 
Geltung; Gemüse= und Ziergärten wurden rings- 
herum angelegt, wo es der Platz erlaubte, und 
so trugen die Wohnungen der Deutschen ganz 
wesentlich dazu bei, das Landschaftsbild freundlich 
und mannigfaltig zu beleben. Am schönsten waren 
wohl die Anlagen am Strande mit den Häusern 
der Lagerleitungen und der Offiziersmessen. Dort 
war ehedem die trostloseste Einöde des Urwaldes, 
der bis an die vom Wasser zerklüfteten und zer- 
nagten steilen Uferränder heranreichte. Ein herr- 
licher Garten zog sich dort einige Monate später 
500 m längs der See hin, landeinwärts allmäh- 
lich in das nutzbare Land der Kompagnie über- 
gehend. Durch Pfahldämme, Steinmauern und 
Sandaufschüttungen waren die Ufer befestigt und 
boten so den ansehnlichen, geräumigen Häusern 
einen festen, dauerhaften Untergrund. Künstlerisch 
angeordnete Beete voll Blumen und Ziersträucher 
umgaben die einzelnen Wohnungen; einzelne 
Bäume mit breiter, schattiger Krone hoben sich 
malerisch von dem blauen Meere ab, in dessen 
friedlicher kleiner Bucht einige stattliche seetüchtige 
Kanus, die Werke der eingeborenen Soldaten aus 
den stärksten Stämmen des geschlagenen Urwaldes, 
schaukelten. Unter all' den Häusern am Strande 
ragte eines durch Größe und Ansehnlichkeit be- 
sonders hervor: die ehemalige Messe der deutschen 
Offiziere, die sich allerdings nur kurze Zeit ihres 
geräumigen und wohnlichen Erholungsheimes er- 
freuen durften. Sie erstand, als alle anderen 
Arbeiten des Lagers beendet, als die Soldaten 
zur Ruhe gekommen waren, und als nach acht 
Monaten saurer Arbeiten die deutschen Offiziere 
Muße fanden, auch einmal ein Werk zu schaffen, 
  
bei dem an Stelle der Zweckmäßigkeit, gefällige 
Form und künstlerische Anordnung frei walten 
durften. Die Freude an diesem Schaffen sollte 
der Hauptgewinn des Messehauses bleiben: Wenig 
Wochen nach seiner Vollendung mußten die meisten 
von denen, die dort Geselligkeit und Erholung 
finden wollten, Fernando Po verlassen. 
Das Lager III im Osten der Stadt Santa 
Isabel entstand auf einem hügeligen, von tiefen 
und breiten Schluchten durchzogenen Gelände, 
das von mehreren gänzlich verkommenen Farmen 
und weiter landeinwärts von dichtem Urwald ein- 
genommen war. Zu einem zusammenhängenden 
geschlossenen Lager für alle 4 Kompagnien bot 
das zur Verfügung gestellte Land keinen Raum. 
Ursprünglich war dafür die Puentefarm in Aus- 
sicht genommen, die im Norden ans Meer 
grenzend, sich in südwestlicher Richtung zwischen 
2 tief eingeschnittenen Flußläufen etwa 500 m 
weit bei ungefähr gleicher Breite landeinwärts 
erstreckte. Auf dem überaus günstigen Gelände 
kanden aber nur 2 Kompagnjen (die 9. u. 11.) 
Platz; eine (die 10.) siedelte sich weiter südlich 
an, durch eine breite Mulde von der Puentefarm 
getreunt, auf einer hoch gelegenen Fläche im Ur- 
wald; die 12. Kompagnie endlich fand beinahe 
eine halbe Stunde weiter ostwärts im Busch, ans 
Meeresufer grenzend, ihr Unterkommen. 
Das äußere Ansehen der einzelnen Kompagnien 
ähnelte im wesentlichen dem der Lager I und II. 
Den eigentlichen Soldatendörfern der 9. und 
11. Kompagnie fehlte jeder landwirtschaftliche 
Reiz, da das Gelände vorher mit dornigem Ge- 
strüpp und verkrüppelten Bäumen bestanden war, 
Pfützen, Löcher und Haufen von Scherben und 
sonstigem Unrat aufwies, und erst nach voll- 
ständiger Säuberung mit Axt, Hacke, Spaten und 
Feuerbrand zum Bau menschlicher Behausungen 
einigermaßen brauchbar wurde. Nach der See zu 
war die Farm mit größeren Bäumen bestanden, 
so daß dort Gartenanlagen und Europäerhäuser 
dasselbe abwechslungsreiche Bild boten wie am 
Strande der Lager I und II. An Sümpfen und 
Bodenunebenheiten war die Farm überall gleich 
reich gewesen. Wochenlang hatten Hunderte von 
Soldaten vom Meeresstrand Sand und Steine 
schleppen müssen, um durch das Sumpfgelände 
auch nur einen gangbaren Weg hindurchzuführen, 
und Monate vergingen mit der gleichen Arbeit, 
um die allenthalben verbreiteten übelriechenden 
Wasserlachen zuzuschütten und überall trockenen, 
ebenen Boden zu schaffen. Auf der Ost= und 
Westseite siel das Gelände nach den Wasserläufen 
zu an 15 m fast senkrecht ab. Die gegenüber- 
liegenden Ufer stiegen dagegen ganz allmählich 
zur gleichen Höhe an und bildeten ausgedehnte 
Hänge. Die beiden Täler, die so zu beiden Seiten
	        
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