Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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wiederholt worden. Er hat jüngst in der Deputierten- 
kammer erklärt, daß die Alliierten bei der Verjagung 
der Deutschen aus ihren Kolonien gegenüber der miß- 
handelten Bevölkerung ihre Pflicht als Beschützer er- 
füllten. Der Minister Simon hat in dieser Rede auch 
den deutschen Kolonialterror besonders hervorheben zu 
sollen geglaubt und dann an die Massakres unter den 
Hereros mit dem Hinzusügen erinnert: 
Ich brauche nicht die deutschen Methoden in den 
Kolonien hervorzuheben. Es genügt, die Methoden 
anzusehen, die die Deutschen in den besetzten Ge- 
bieten angewendet haben, denn es sind dieselben. 
Eigenartigerweise ist der Herr Rolonialminister Simon 
in dieser Rede auch darauf zu sprechen gekommen, daß 
die großen Landstriche von Togo und Kamernn, die 
Frankreich erhalte, für Dahomé und den Rongo von 
großem Werte seien. Ich glaube, diese wirtschaftlichen 
und finangiellen Erwägungen waren nach seiner eigenen 
UÜberzgeugung durchschlagender als seine von der hohen 
Warte der Moral und des Rechts fadenscheinig vor- 
gebrachte Begründung des Ranbes deutschen Kolonial- 
besitzes. (Sehr richtig!) 
Im übrigen moöchte ich an dieser Stelle nicht noch 
einmal hervorheben, wie schwer gegen das Wilsonsche 
Programm, das als Grundlage des Friedensvertrags 
ausdrücklich vercinbart worden war, durch die Alliierten 
verstoßen worden ist, und wie rücksichtslos namentlich 
der Punkt 5, wonach eine freic, aufrichtige und unbe- 
dingt unparteiische Schlichtung aller kolonialen An- 
sprüche erfolgen sollte, beiseite geschoben worden ist. 
Aber, meine Damen und Herren, angesichts dieser 
in der frangösischen Deputiertenkammer erneut erho- 
benen Vorwürfe, daß wir die Wegnahme deutschen 
Kolonialbesites durch unsere brutale Eingeborenen- 
politik verdient hätten und daß wir dauernd auszu- 
schalten seien aus dem Kreise der Zivilisation und 
Kolonialpolitik treibenden Völker, darf ich zunächst 
darauf verweisen, daß in der nämlichen Sitzung der 
französischen Deputiertenkammer der Abgeordnete Ernest 
Lafont im Namen der sozialistischen Kammerfraktion 
folgende Erklärung verlesen hat: 
Durch die Aufteilung der deutschen Kolonien, die 
unter dem Deckmantel eines Mandats des Völker- 
bundes vollgogen worden ist, beraube man Deutsch- 
land kostbarer Absatzguellen und unumgänglich 
nötiger Rohstoffbezugsanellen, und zwar in dem- 
selben Augenblick, in dem man alle finanziellen 
Hoffnungen des Friedensvertrags auf die Ent- 
faltung seines materiellen Aufschwungs setze. Das 
sei ein schlechtes Geschäft und eine schlechte Hand- 
lung zugleich. 
Leider haben diese sehr verständigen und der Sachlage 
entsprechenden Ausführungen des Abgecordneten Lafont 
ihre Wirkung auf die französische Deputiertenkammer 
verfehlt, obgleich der nämliche Grundgedauke in einer 
Reihe von hochbeachtlichen Kundgebungen und Preß- 
erörterungen nentraler Länder wiedergeklungen ist. 
  
*— 
Indessen, meine Damen und Herren, wir sind 
gegenüber der umunterbrochen fortgesetzten systematischen 
Irreführung der öffentlichen Meinung und namentlich 
gegenüber den mit bodenlosen Beschuldigungen ver- 
knüpften Tendenzen, die Notlage des der feindlichen 
Übermacht nach vierjährigem ehrenvollen Kampfe 
schließlich erlegenen deutschen Volks durch seine Aus- 
stoßung aus den Kulturnationen auszunuten, in der 
Lage und es zu unserer Ehrenrettung uns selbst 
schuldig, uns außer bedeutsamen Auslassungen des 
Auslands auf die klassischsten Zzeugen für unsere Ein- 
geborenenpolitik, nämlich auf die Eingeborenen selbst, 
zu berufen. 
Die Tatjiache darf ich als bekannt voraussetzen, 
wenngleich sie geflissentlich von gewissen Kreisen des 
gegnerischen Auslandes verschwiegen worden ist, daß 
die nämlichen Eingeborenen, die wir nach Angabe der 
Entente so mißhandelt haben sollen, uns im Rriege 
bis zum letzten Augenblicke treu geblieben sind. (Hört! 
hört! und Sehr wahrl) 
Wie wäre es mit der uns zur Last gelegten 
schlechten Eingeborenenpolilik, einer solch brutalen 
Mißhandlung der Eingeborenen in Einklang zu bringen, 
wenn diese nämlichen Eingeborenen, die doch im Laufe 
der Zeit erkennen mußten, daß sie für eine verlorene 
Sache kämpften, trotzdem sich opferwillig unter die 
deutschen Fahnen gestellt und die deutschen Schutz- 
truppen gegenüber dem Feinde aufs nachdrücklichste 
unterstützt haben? (Sehr wahr!) Das gilt von allen 
in Betracht kommenden Kolonien, es gilt von Ostafrika, 
es gilt auch von Südwestafrika, und es gilt nicht an 
letzter Stelle von Kamerun. Die opfermutige und 
erfolgreiche Hilfe, die besonders unsere ostafrikanische 
Heldenschar unter der trefflichen Führung des Generals 
v. Lettow-Vorbeck fand, hat die gerechte Bewunderung 
der ganzen Welt erregt. 
In den letzten Tagen sind mir von zuständiger 
Stelle aus Kamernn Mitteilungen gemacht worden, 
die in ihren Einzelheiten auch mir neu gewesen sind 
und die mir so beachtlich erscheinen, daß ich sie heute 
der breitesten Offentlichkeit mitteilen möchte. Wenn 
die Franzosen und wenn auch andere Kreise der En- 
tente immer noch versuchen, nicht nur im Parlament. 
sondern auch in ihren Preßorganen zur Beeinflussung 
der gesamten Offentlichkeit und insbesondere der Neu- 
tralen Stimmung zu machen gegen uns durch Schauer- 
berichte über unsere Behandlung der Eingeborenen, 
so möchte ich dem gegenüber im Anschluß an meine 
früheren Darlegungen über unsere Eingeborenenpolitik 
in Ostafrika, in Südwestafrika und in den anderen 
Kolonien ganz besonders auf Vorgänge verweisen, die 
sich während des Krieged in Kamerun abgespielt haben. 
Dabei glaube ich vorweg zur Illustration der von der 
Entente gegen uns erhobenen Vorwürfe noch darauf 
hinweisen zu sollen, daß eine Reihe sehr beachtlicher 
Zeugnisse aus den Kreisen der Entente sich gefunden 
hat, die in ihrer Zusammenstellung ein ganz anderes
	        
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