Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXX. Jahrgang, 1919. (30)

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daß wir getreu und loyal den Friedensvertrag erfüllen 
werden, soweit das irgendwie in unseren Kräften steht. 
Ich unterschreibe und unterstreiche das gern. Aber 
zugleich darf ich als Leiter des Kolonialministeriums 
doch daran den Wunsch und auch die Hoffnung knüpfen 
daß eine friedliche Auseinandersetzung zu einer Revision 
des Friedensvertrags auch in bezug auf unsere Ko-= 
lonien führen werde. 
Denn, meine Damen und Herren. dar sei der 
Schlußgedanke meiner Anusführungen : soll der 
Völkerbund die Gewähr dauernden Bestandes in sich 
tragen und au Stelle des völkergerfleischenden Welt- 
krieges der von allen Menschenfreunden ersehnte Welt- 
friede treten, dann dürfen wir mit gesundem Opti- 
miemus trotz der entsetzlichen Erfahrungen der Ver- 
gangenheit von dem hoffentlich nahen Zeitpunkte, wo 
beim Wiedererwachen des Weltgewissens Haß und Ver- 
blendung der Vernunft und Gerechtigkeit weichen 
müssen, im Wege friedlicher Verständigung eine ge- 
rechte Erfüllung unseres berechtigten Anspruches auf 
lälige Mitwirkung an der zivilisatorischen und koloni- 
satorischen Arbeit der Kulturnationen und auf Wieder- 
herstellung deutschen Kolonialbesitzes erwarten. (Leb- 
hafter Beisall., 
II. 
Meine Damen und Herren: Beiden Herren Vor- 
rednern?) bin ich für ihre Ausführungen dankbar, und 
ich danke ihnen ganz besonders noch einmal für das 
große Interesse, das sie den Beamten des Rolonial= 
ministeriums gewidmet haben, und dann für ihre opti- 
mistischen Hoffnungen auf Deutschlands koloniale 
Zukunft. 
Was dic Kolonialbeamten anlangt, so möchte ich 
zur Beseitigung ausgetretener Benuruhigungen noch 
einmal mit allem Nachdruck betonen. daß das Reichs- 
kolonialministerinm alles daransetzen wird, um die 
Beamten in anderen gecigneten Reichsstellen unterzu- 
bringen. Es ist von mir zu diesem zweck ein Zirkular 
an alle beteiligten Reichsbehörden gerichtet worden, 
des Inhalts, daß es die Ehrenpflicht des Reichs sei. 
derade dir Reichskolonialbeamien in erster Linie bei 
Neubesetzung von Stellen zu berücksichtigen. Weiter 
wird an die einzelnen Beamten das Ersuchen gerichtet. 
ihre Wünsche begüglich anderweitiger Anstellung im 
Rcichsdienst anzugeben und insbesondere zu vermerken, 
bei welcher Stelle sie nach ihren Fähigleiten und ihren 
pralktischen Erfahrungen untergebracht zu werden 
wünschen. Ich hoffe, daß es auf diese Weise möglich 
sein wird, einen beträchtlichen Teil der bewährten 
Beamtenschaft des Reichskolonialministeriums ander- 
weitig unterzubringen. Das gilt namentlich auch von 
den neu zu errichtenden Stellen, insbesondere dem Ab- 
wanderungsamt und dem nenen Ministerium für den 
Wiederaufbau Nordfrankreiche. Bereits im Haupt- 
*) Den Abgeordneten Dr. Böhmert (D. D. P. 
und Luverreng (Duil. V. P.). 
  
auoschuß habe ich darauf hingewiesen, daß sofort nach 
Errichtung des Ministeriums für den Wiederaufbau 
Nordfrankreichs und nach der Amtsernennung des 
neuen Ministers ich mich mit ihm zu diesem Zwecke in 
Verbindung setzen werde. In welcher Weise dann die 
Ausführung des Gesetzes über die Kolonialdoutschen 
erfolgen soll, darüber werde ich mich mit ihm zu ver- 
ständigen suchen. 
Wenn der Herr Vorredner weiter die Frage ge- 
stellt hat, ob auch beabsichtigt sei, ein Gesetz für die 
Schadloshaltung derjenigen Beamten einzubringen, die 
trotz dieser Bemühungen nicht anderweitig bei Reichs- 
stellen oder in sonstiger Weise untergebracht werden 
konnten, so kann ich ihm erklären, daß ein derartiges 
Gesetnz in Vorbereitung ist. Eine Ubereinstimmung 
über den Inhalt ist in manchen schwierigen Punkten 
bisher noch nicht vollständig erzielt worden, aber es 
wird die Aufgabe des Reichskolonialministeriums sein. 
so schlennig als möglich auch dieses Gesetz einzu- 
bringen. 
Schließlich haben die beiden Herren Vorredner 
übereinstimmend eine Auffassung über die koloniale 
Bulunft Deutschlands zum Ausdruck gebracht, über die 
ich mich von Herzen gefreut habe. Ich hoffe, daß 
alle Stände und alle Schichten der deutschen Be- 
völkerung dazu beitragen mögen, um so schleunig als 
möglich diesen Optimismus zu verwirklichen. (Bravol) 
III. 
Meine Damen und Herren! Sic werden gewiß 
von mir nicht erwarten (Ruse bei den Unabhängigen 
Sozialdemokraten: Nein! Nein!), daß ich dem Herrn 
Vorredner") auf alle seine Ausführungen, die eine 
würdige Fortsetzung seiner gestrigen Rede bedeuten, 
antworte. (Sehr richtig!) Der Herr Vorredner hat 
offenbar ein deutsches Parlament mit irgendeinem 
parlamentarischen Versammlungsort im Auslande für 
seine Ergüsse verwechselt. (Sehr gut!) 
Nur auf einen Punkt will ich ihm antworten. Ich 
hatte vorhin geglaubt, sagen zu dürfen, daß alle 
Parteien dieses hohen Hauses einig seien in der Ver- 
urteilung der Gründe, die zum Raube unserer Kolonien 
geführt hätten, und daß deswegen das Haus vom 
Standpunkte der nationalen Ehre aus Protest ein- 
legen müsse gegen diese Begründung unserer Ver- 
gewaltigung. Nach den Ausführungen des Herrn 
Vorredners, der erklärt hat, daß nationale Ehre eine 
Redensart sei und daß er sich und seine Parteifreunde 
von diesem Protest ausnehme, muß ich meine Er- 
klärung dahin einschränken, daß alle Parteien in 
diesem hohen Hause, dic noch Verständnis für nationale 
Ehre haben, in diesem Punkte einig sind. (Lebhafter 
Beifall.) 
*) Abgeordneter Oenke (II. S. P.). 
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