178 III. 3. Troppau und Laibach.
beschworen, und zudem so unfähig, daß er kaum eine Depesche zu Ende
lesen konnte. Seinen Begleiter, den Minister Herzog von San Gallo ließen
sie nicht vor, weil sie die revolutionäre Regierung nicht anerkannten. Statt
des Zurückgewiesenen berief der König den Fürsten Ruffo zu sich, einen
fanatischen Reaktionär, der sich zu allen Geschäften ebenso unbrauchbar
zeigte, wie sein Herr. Beide verlangten, da der Ausgang noch nicht ganz
sicher war, daß der Congreß für sie und ohne sie handle.“)
Nach langen Berathungen beschloß die Versammlung, dem neapoli-
tanischen Grundgesetze die Anerkennung zu versagen und ein österreichisches
Heer einrücken zu lassen um die Gewalt des Königs in Güte oder durch
die Waffen herzustellen. Ferdinand erwiderte, da er nur noch die Wahl
habe zwischen dem Kriege und der Verleugnung der Revolution, so ziehe
er Letzteres vor, und befahl seinem Kronprinzen brieflich, sich den Befehlen
des Congresses zu unterwerfen. Nunmehr ward auch der unglückliche
Herzog von San Gallo, der unterdessen in dem nahen Görz hatte bleiben
müssen, herbeigerufen um den Urtheilsspruch Europas zu vernehmen.
(30. Jan.) Vor dem versammelten Congresse verkündigte ihm Metternich
die Beschlüsse der Mächte und fügte drohend hinzu: sollten die Neapolitaner
auf die väterliche Stimme ihres Königs nicht hören, dann würden die
Menschen, welche aus Fanatismus oder aus noch ruchloseren Beweg-
gründen die Augen des treuen Volkes verblendet hätten, die alleinige
Verantwortung tragen und selber die ersten Opfer des über ihr Vaterland
hereinbrechenden Unheils werden.““") Währenddem steckte Fürst Ruffo
nebenan in Metternich's Cabinet und beobachtete durch ein Loch, das ihm
seine Gönner in die Thür gebohrt hatten, die Demüthigung seines constitu-
tionellen Landsmanns. Der aber bewahrte die dreiste Geistesgegenwart
des südländischen Buffo; er lächelte verbindlich zu Metternich's schnöden
Vorwürfen, als ob er sich geschmeichelt fühlte, und versprach dann sehr
artig, den erhaltenen Auftrag daheim auszurichten. Keiner der Anwesenden
schien zu empfinden, wie frevelhaft hier die Sache der Legitimität durch
ihre eigenen Anhänger geschändet wurde.
Auch die Preußen nahmen an dem unwürdigen Spiele keinen Anstoß,
sondern ließen den österreichischen Freund in Allem gewähren und wider-
sprachen ihm erst, als er die Bürgschaft der großen Allianz für ein k. k. Kriegs-
anlehen verlangte. Auf eine solche Zusage, welche leicht zur Vermehrung
der soeben geschlossenen Staatsschuld führen konnte, wollte sich Hardenberg
nicht einlassen, und der König sprach ihm dafür seine besondere An-
erkennung aus.““) Bei den letzten Berathungen hatten auch die Vertreter
*) Rundschreiben an die preußischen Gesandtschaften, 12. Febr.; Bernstorff an
Ancillon, 30. Januar 1821.
*“) Allocution du Prince de Metternich, 30. Jan. 1821.
*“) Hardenberg's und Bernstorff's Bericht, 6. Februar; Albrecht an Hardenberg,
17. Febr. 1821.