Verhandlungen mit Droste. 281
ihm für seine Lebenszeit einen Koadjutor ernenne.*) Begleitet von dem
Grafen Fürstenberg-Stammheim, einem der Wortführer des ultramon—
tanen rheinischen Adels, reiste Schadow um Weihnachten nach Münster,
und der Erfolg war, wie ihn jeder Menschenkenner vorauswissen mußte.
Aus Ehrfurcht vor dem großen Märtyrer wagten die beiden klerikalen
Abgesandten nicht einmal die Aufträge des Königs auszurichten; sie
nahmen nur demütig die Willensmeinung des Erbosten entgegen und
berichteten dann harmlos: Droste verlange unbedingt seine Wiederein—
setzung, späterhin denke er sich bei Gelegenheit aus Köln zurückzuziehen.
Mit der ganzen politischen Unschuld des Künstlers fügte Schadow hinzu:
sehr wünschenswert erscheine auch die Beglaubigung eines Nuntius beim
Bundestage; der könne unter OÖsterreichs Schutz die deutsche Kirche leiten,
Preußen brauche dann nur noch einen Geschäftsträger für die laufenden
Angelegenheiten in Rom zu unterhalten; so würde freilich „eine Art
Staat im Staate“ entstehen, aber da doch alles Heil von der katholischen
Kirche ausgehen müsse, so komme der Segen auch den Akatholiken zu Gute!
Diese „saubere Bescherung“ erschien selbst dem gütigen Monarchen un—
heimlich und er schrieb traurig: „Der Geist, der das Ganze durchweht,
stimmt mich mutlos, nicht weil ich sehe, was ich lange weiß, daß die
beiden Herolde verstockte Papisten sind, sondern weil die ganze Einleitung
mir nun klar ist und von Capaccini (dem sanftesten, nachgiebigsten der
päpstlichen Umgebung) wahrscheinlich noch so viel als möglich gemildert
worden ist.“*)
Unterdessen begann der Vatikan doch zu fühlen, daß er mit einer
mächtigen Krone so nicht spielen durfte. Im Februar 1841 erschien mit
Aufträgen des Papstes ein neuer Unterhändler bei Droste: der Bischof
von Eichstädt, Graf Reisach. Auch dieser Name versprach nichts Gutes.
Reisach war der weltkluge Führer der jesuitischen Partei in Bayern
und machte dem Rufe zweideutiger Verschlagenheit, der noch von den
napoleonischen Tagen her an seinem Hause haftete, alle Ehre. Unter
ihm war das liebliche Städtchen im stillen Felsentale der Altmühl
zu einem kleinen bayrischen Rom geworden; drunten im alten Dome
lag das Grab des heiligen Willibald, droben in der Bergkirche sickerte
aus dem Felsen das wundertätige Ol der heiligen Walpurgis; hier gab
es Mirakel, soviel das Herz begehrte, und wieder wie einst in den Tagen
des bayrischen Konkordats versammelte sich in dem stattlichen Residenz-
schlosse des Bischofs ein Eichstädter Bund von handfesten Ultramontanen.““")
In den Münchener Priesterkreisen erzählte man sich überall, wohl mit
*) Gröbens Bericht an den König, 28. Okt.; Thiles Aufzeichnung über die Be-
fehle des Königs, 5. Nov. 1840.
**) Berichte von Fürstenberg und Schadow, 2. Jan., von Gröben, 3. Jan.; König
Friedrich Wilhelm an Thile, 8. Jan. 1841.
***) S. o. II. 346.