Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

hervorragendes Verständnis und unermüdliche Unterstützung 
durch die himmlischen Scharen oben hinter dem 2. Rang, 
die zumeist aus Berlin dorthin kommandierten Fernsprech- 
gehilfinnen unter ihrem Vorstand, dem jungen Telegraphen- 
sekretär Stahl. 
Nach allen Richtungen der Windrose haben pier ihre 
Chronistenpflicht 76 Zeitungeleute zu erfüllen, ungerechnet 
diejenigen, die nur mit behäbiger Briefpost arbeiten. An 
Trommelfeuertagen bringen sie es zusammen bie auf mehr 
als 4000 Ferngespräche. Wie in der Befehlszentrale eines 
Kriegeschiffes ziehen sich hier die Kabelwürste an den Wänden 
entlang. Die Damen haben alle Hände voll zu tun. Ein 
kleiner liebenswürdiger Rotkopf kommandiert. „Für UAllstein 
Zelle 14 frei!“ „Herr von Wangenheim, Düsseldorf ist da!“ 
„Hirsch soll gestrichen werben!“ „Rundschau, bitte, kommt 
in 2 Minuten!“ Türen klappen auf und zu, Apparate knacken, 
klingeln, schnurren, unerzogene Sprecher reklamieren grob; 
aber mit stets gleichbleibender Freundlichkeit schweben und 
huschen die Fernsprechgehilfinnen umher, suchen die Zei- 
tungsmenschen auf der Tribüne, in der Wandelhalle, im 
Flur, im Lesezimmer auf, holen sie heran und „verbinden“ 
sie ohn' Ermatten. 
In der hastigen Arbeit ist man kaum zu ruhigem Umblick 
gekommen. Man stand im Kampfe. Zetzt sieht man auf das 
Schlachtfeld zurück. Aue jenem Getümmel haftet am meisten 
das Bild des niedergebrochenen Parlamentariers. Nieder- 
gebrochen waren zum Schluß fast alle. Die moderne Gesetz- 
gebungemaschine ruiniert Nerven und — Intellekt. 
ODas sind die mildernden Umstände, die unseren Parla- 
mentariern zugebilligt werden müssen: das Parlament ist 
die große Verdummungeanstalt. 
Vormittags hat das Mitglied der Nationalversammlung 
Ausschußsitzung, nachmittage Plenarsitzung, abends Fraktions- 
10
	        
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