solle nicht etwa mit mehr Arbeit überlastet werden. Hinter
jedem Grundsatz ein Aber, hinter jedem Milliardenplus
ein Fragezeichen, so sprudelt die Rede daher, ohne den Hörer
zur Besinnung kommen zu lassen. Erst nachher empfinden wir
die ungeheuere Leere und den blutigen Hohn, den heute „Er-
sparnisse“ bedeuten. Minister ohne Dienstwohnung bekamen
früher 20 000 Mark Mietsentschädigung, und Herr Schiffer
protzt damit, daß man ihnen heute nur 10 000 Mark geben
wolle, wenn sie keine besonderen Aufwendungen dafür
machen. Aber die Zahl der Minister ist, da die hungrigen
Parteilöwen sich in großer Menge melden, in Wirklichkeit so“
vermehrt worden, daß wir gesteigerte Ausgaben auch bei diesem
Titel haben. So wachsen aus kleinen Beträgen die Milliarden.
Demnächst kommt das Reich auf 200 oder 250 oder 300 Milliar-
den Mark Schulden — oder sind es Billionen oder Trillionen?
Uns packt der Graus. Und wir haben den Eindruck, daß diesen
uns anglotzenden Milliarden weder der Reichsfinanzminister
noch einer seiner Regierungskollegen gewachsen ist.
Die Psyche des Parlaments
Weimar, 10. April
Wenn Reden Taten wären, so hätte die Nationalversamm-
sung mit ihrem heutigen Tagewerk, in dem sie den Riesen-
etat in erster Lesung erledigt und dem Ausschuß überwiesen
hat, Rühmliches geleistet. Aber Reden sind eben keine Taten.
Oie Weltgeschichte wird nicht in Parlamenten gemacht. Par-
lamente sind nicht schöpferisch, sie baben eine durchaus weib-
liche Pspoche und verarbeiten nur, was von außen zu ihnen
kommt. Der alte Reichstag ließ sich ein halbes Jahr vor dem
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