und wer sich und seine Provinz oder seinen Staat retten will,
der behauptet natürlich stets: ein guter Deutscher bleibe er
trotzdem. Die „zentrifugalen"“ Kräfte werden deshalb
überall frei, weil die Schwerkraft, die Anziehungskraft
Preußens und des Reiches dahin ist, und die ersten
und eigentlichen Landesverräter sind diejenigen, die durch
Revolution und Waffenstreckung das verschuldet haben.
ODas böse Gewissen treibt vor allem die roten Genossen
dazu, in mitunter schreiendem Tone die Schuld an unserem
Nationalunglück — den anderen zuzuschieben. In dem
Vernichtungefrieden ernte die Rechte, was sie selber gesät
habe, sagt der Unabhängige Stöcker. Und das, nachdem die
Unabhängigen wiederholt sich gerühmt haben, daß sie den
Zusammenbruch des Heeres organisiert hätten! Kein Wun-
der, daß die nationalen Parteien aufbegehren. Die Unab-
hängigen im Parterre sekundieren ihrem Redner. Ein
wildes Rufen hinüber und herüber, ein ohnmächtiges Wim-
mern der präsidialen Glocke, die man in dem Lärm nur
wie aus weiter Ferne hört. Vor dem Tisch des Hauses bilden
sich Knäuel von Menschen, der Zehn-Gebote-Hoffmann schiebt
sich langsam nach rechts; nun steht er mit geballten Fäusten
schon vor dem Platz des Abgeordneten Stendel von der
Deutschen Volkspartei, der von seinem Ecksitz in der ersten
Bank aus seine Zwischenrufe macht, man fürchtet schon die
große Holzerei, — da löst sich noch einmal das Gewimmel,
Hoffmann zieht sich Schritt vor Schritt zurück, die Mauer
der „Neutralen“ versinkt.
Zetzt hört man wieder den Präsidenten. „gch bitte die
Herren, ihre Plätze einzunehmen!“
„Aur kteene Uffrejung, det wäre nich der erste dumme
Zunge, dem eine runnerjehauen wäre!“ ruft Hoffmann mit
speckiger Stimme dem Präsidenten zu. Und — wird nicht
zur Ordnung gerufen. Gequält setzt man das Verfahren foxt,
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