Nachklänge zu Weimar
Berlin, 25. Zuni
Zn Weimar brach, wie vom Blitz gefällt, der Parlamentaris-
mus in die Knie. Die Luft ist aber noch voll Spannung, hie
und da gibt es ein Nachgewitter, und in der preußischen Land-
stube hört man das Grollen von allen Seiten. Ee ballen sich
überall neue Wolken zusammen. Hoffmann, Cohn und Rosen-
feld sprechen mit einer Deutlichkeit, die ohne Deckung durch
die Immunität schon nicht mehr möglich wäre, von der dicht
bevorstehenden „endgültigen“ Revolution und der Aufrich-
tung der Pöbelherrschaft. Hoffmann schreit es unter Trom-
meln auf das Rednerpult hinaus, Cohn spricht in dem gleich-
mäßigen Tonfall des Monomanen, Rosenfeld lispelt es;
aber alle die Redner der Unabhängigen sagen dasselbe: Warte
nur, balde. . Sie richten eine förmliche Anfrage an die
preußische Regierung, wie sie sich habe unterstehen können, im
Reichskabinett ihr Gutachten gegen den Unterwerfungsfrieden
abzugeben, ohne von der Landesversammlung dazu ermächtigt
zu sein. Hirsch und Heine antworten darauf. Hirsch trocken,
wie immer, daß er doch nur den einmütigen Beschluß der
Landesversammlung vom 11. April und 8. Mai ausgeführt
habe und nichts dafür könne, daß die Unabhängigen (und
auch Zhre Mehrheitssozialdemokraten, Herr Hirsch!) seitdem
umgefallen seien; und Heine etwas temperamentvoller, wobei
er sich unter großem Lärm der Hoffmann-Cohn-Rosenfeld
K Co. gegen deren „knotige Bemerkungen“" verwahrt. Die
völlig nutzlose Debatte, die sich in allen 25 Einzelparlamenten
Deutschlands und wohl gar noch in den Kommunen wieder-
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