Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

jagen ja doch alle Ansiedler und in den letzten zehn Zahren 
neu Zugewanderten aus dem Lande hinaus. Es wird voll 
werden in dem verkleinerten Pferch. Aus Rumänien, aus 
Kleinasien, aus China, aus fast allen Ländern der Welt sind 
die Deutschen bereite heimgeschafft, zu Zehntausenden kommen 
sie her. Der Engländer hat dieses „Compound-System" zuerst 
für die Reger, die in den Diamantgruben in Kimberley arbei- 
ten, eingeführt, und jetzt sollen auch die Deutschen unter herme- 
tischem Abschluß fronden. 
Wie gesagt, die Ostmärker eilen heim. Auch Abgeordnete 
aus anderen Gebieten, die preisgegeben worden sind. In der 
Nationalversammlung beraten heute die Zurückgebliebenen 
das Krankenkassengesetz. Es wird hastig in allen drei Lesungen 
angenommen. HOann entläßt Fehrenbach das Haus bis zum 
nächsten Dienstag und gibt der Hoffnung Auedruck, daß die 
Herren inzwischen Zeit haben werden, ihre Wähler auf- 
zuklären. " 
Zeit schon; und auch die Notwendigkeit dazu wird sich 
wohl herausstellen. Aber kaum einer der Volksvertreter wird 
dazu imstande sein, auch nur mit annähernder Genauigkeit 
zu schildern, „wie alles kam“. Zu häufig waren bei der Mehr- 
beit die Umfälle. Noch kurz vor der letzten Abstimmung waren 
nicht weniger als 68 Zentrumsleute wieder irre geworden. 
Wollten gegen die ehrlose Unterwerfung sich erklären. Alles 
schwankte wie Schilf im Winde. Man hat den preußischen 
Generalen von 1806 Mangel an Entschlußkraft, man hat ihnen 
Feigheit und Schwäche in entscheidungeschweren Stunden 
vorgeworfen. Die Sozialdemokraten haben in ihrem agita- 
torischen Bokabularium eine ganze Seite für diese „Zunker- 
Erbärmlichkeit“. Aber selbst der zittrigste Greis von 1806 in 
irgendeinem kleinen alten Fort ist ein aufrechter Riese, ein 
ragender Roland im VBergleich zu den Froschmolluskenbrei- 
naturen, die das parlamentarische Sostem uns erzeugt hat. 
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