verpflichtet zu nichts, steht nur in dem Stenogramm der heu-
tigen Sitzung, kommt aber nicht unter die Ratifikationsurkunde,
nicht in die Bücher der Geschichte. Er ist genau so wirkungeloe,
wie das Umherspringen des kopflosen Huhns, nachdem es
geschlachtet ist; eine Augenweide für die rohen Buben der
dreiundzwanzig feindlichen Mächte. Neben dem Protest er-
lassen die Abgeordneten Krätzig und Spahn noch sentimentale
Abschiedsgrüße an die aus dem Reiche ausgestoßenen und ver-
lassenen sieben Millionen Deutscher, ein schwächliches Getue,
das auf die Verratenen nur übelkeiterregend wirken kann.
In den 90er Jahren hat ein Abgeordneter einmal gesagt,
ein Gramm MNitarbeit wiege schwerer als ein Zentner Mit-
gefühl. Mit dem Mitgefühl derer, die den Friedensvertrag
unterschrieben haben, retten die an Polen, Dänen und Fran-
zosen verkauften Stammeebrüder nicht ihre deutsche Kultur.
Ohne widersprechen zu können, läßt sich die Mehrheit von
dem Albgeordneten Henke sagen, daß die bedingungelose
Unterwerfung der Initiative der Unabhängigen zu verdanken
sei. Diese historische Feststellung ist richtig. Um eine
möglichst imposante Abstimmung zu erzielen, wurde ja am
22. Zuni die ursprüngliche Formel durch die bekannte Erz-
berger-Schiebung verändert, so daß auch die Unabhängigen
mittun konnten, nachdem die regierende Mehrheit umgefallen
war. Scheidemann und Erzberger haben uns zum Abgrund
geführt, Cohn und Haase haben uns bineingestoßen, hinter
ihnen aber steht das Volk der Straße, die kleine Minderheit
der Pöbelaufstände, der als Matrosen verkleideten Geld-
schrankknacker und Zuhälter. Da haben wir den „Geist von
Weimar“, der uns von dem Geist von Potsdam angeblich
erlösen wollte. Der gutgekleidete junge Mann freilich, der
heute wie ein Raponchef bei Wertheim die Natifizierungs-
vorlage aus seinem Warenlager empfiehlt, der Sozialdemokrat
Müller, neunt sich Minister der auswärtigen Angelegenheiten.
201