Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

Zentrum und die Demokraten schämen sich, ein solches „Aue- 
nahmegesetz“ in eine freistaatliche Verfassung hereinzunehmen, 
außerdem wissen sie ganz genau, daß, wenn einmal eine 
überwältigende Mehrheit bei uns einen Führer aus könig- 
lichem Geblüt an Stelle des jetzigen Landesvaters aus der 
Parteidestille verlangen sollte, sie auch diesen Paragraphen 
natürlich glatt mit dem Ä2rmel auswischen könnte. Das ist 
den Sozialdemokraten selbstverständlich ebenfalls klar. Aber 
draußen stehen unverständige Massen. Wie sag' ich's meinem 
Kinde? Oer rote Sprecher, Abgeordneter Loebe-Breslau, 
tut es in der Form, daß er gegen den „bürgerlichen Block“ 
vom Leder zieht und — die Unabhängigen schreien ironisch: 
„Heil dir im Siegerkranz“ — die Drohung ins Land binein- 
ruft: „Oie lebendige Entwicklung der VBerhältnisse wird 
stärker sein als die papiernen Bestimmungen dieser Ver- 
fassung!“ « 
SofprichtderböfeZaubereramTauftagederneugebores 
nen Verfassung mit lästerlichem Fluch. Aber als gute Feen 
erheben sich zwei Minister und reden sanft und lieblich. 
Bauer findet, daß wir heute zum ersten Male den Fuß wieder 
auf festen Boden setzen, wo die Fahne der neuen Republik 
am Maste dieses Hauses emporsteige. Notabene, sie steigt 
nach Sonnenuntergang empor. Und wie fest der Boden ist, 
auf dem wir stehen, das wird der nächste Generalstreik ja 
zeigen. Noch verwunderlicher ist es, was David über die 
Verfassung zu sagen weiß: daß wir durch sie zum freiesten 
Volk der Erde gemacht würden. Jetzt braucht man nur den 
Text des Friedensvertrages daneben zu halten und durch- 
zustudieren, dann wissen wir ganz genau, wie frei wir sind. 
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