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meiden. Aber schmerzlich war es doch, als schon am 29. Juni
der Draht die Nachricht von dem ruhmvollen Übergang des
Prinzen Friedrich Karl mit den preußischen Truppen nach der
Insel Alsen brachte. Schon um Mittag waren die Dänen nach
der südlichen Halbinsel Kekenis gedrängt; am 1. Juli war kein
Feind mehr auf der Insel. Auf den bei Kekenis wartenden
Transportschiffen waren sie nach Fünen geflüchtet mit Hinter-
lassung von 1200 Toten und Verwundeten, 2800 Gefangenen,
108 Geschützen und 2000 Gewehren. In den folgenden Tagen
rückten Gablenz und Vogel von Falckenstein in Jütland über
den Tymsfjord vor, zwangen die dort noch stehenden Dänen, sich
ebenfalls nach Fünen einzuschiffen, und pflanzten am 13. Juli
ihre Banner an der Nordspitze Jütlands am Kap Skagen auf.
Leider sollte die Freude hierüber, die man auch in Sachsen
empfand, durch ein übles Vorkommnis gestört werden. Auf die Nach-
richt vom 29. Juni flaggten in dem von sächsischen und hannover-
schen Truppenteilen besetzten Rendsburg — es lag auch ein preußi-
sches Bataillon in dem jenseits der Eider befindlichen Stadtteil
Kronwerk — einige Bürger mit österreichischen und preußischen
Farben. Der hannoversche Kommandant des Platzes, Oberst-
leutnant Dammers, ließ diese Fahnen entfernen, weil ihre Aus-
hängung ohne seine Erlaubnis und an einer Stelle erfolgt war,
über die der Militärbehörde zweifellos das Verfügungsrecht zu-
stand. Soweit auch diese Maßregel formell gerechtfertigt werden
konnte, so war sie doch auf alle Fälle zum mindesten eine Un-
geschicklichkeit, wenn nicht eine durch partikularistische Taktlosigkeit
und Feindseligkeit diktierte Maßregel. Im Bundesgquartier faßte
man sie von der minder günstigen Seite auf, und preußischer-
seits wurde die Ablösung des hannoverschen Truppenteils durch
preußische Truppen verlangt, die am 19. Juli stattfinden sollte.
Zwei Tage vorher entstand an einem Sonntag nachmittag in
einem Tanzlokale, in dem ein preußischer Unteroffizier den Wacht-
dienst versah, ein Streit zwischen hannoverschen und preußischen
Soldaten. Der Streit wurde nun zwar von den anwesenden sächsischen
und hannoverschen Unteroffizieren und Feldwebeln vorläufig beige-
legt, entbrannte aber beim Verlassen des Tanzsaales aufs neue, und