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neuem Leben erhob. Die Stadt Leipzig schenkte in der Nähe des Napoleonsteines
einen durchaus geeigneten Platz und machte erhebliche Geldzuwendungen, durch die
zähe und unermüdliche Energie Thiemes begannen weiteste Kreise im Reich sich zu
interessieren und weitere Gelder flüssig zu machen, und so konnte-am 19. Oktober 1900
ein neuer Grundstein in feierlichster Weise und unter großer Beteiligung gelegt
werden. Durch Sammlungen aller Art, namentlich aber durch eine sehr beliebt
gewordene Lotterie, die schwer verständlicherweise nur in Preußen noch keine Ge-
nehmigung erhalten hat, sind die Mittel im wesentlichen dank der nimmer rasten-
den Tätigkeit Thiemes herangeschafft worden, um den von Bruno Schmitz, dem
Schöpfer des Kyffhäuser- und Porta-Westphalica-Denkmals, ersonnenen Entwurf bis
zur Hundertjahrfeier der Völkerschlacht fertigzustellen.
Zu S. 526 oben. Durch Teilung der Kreishauptmannschaft Zwickau wurde
am 1. Oktober 1900 Chemnitz als fünfte Kreishauptmannschaft ins Leben gerufen.
Zu S. 61. Das erwähnte frühere Logengrundstück ist von der Handelshoch-
schule nur gepachtet worden, bis das eigene Gebäude in der Ritterstraße dafür
fertiggestellt sein wird.
In S. 718. Nach dem Tode ihres Gemahls verbrachte Königin Carola in
stiller Zurückgezogenheit, die nur durch gelegentliche Besuche verwandter Fürsten-
häuser unterbrochen wurde, den Rest ihres Lebensabends auf ihrem Witwensitze,
der Villa Strehlen, hier und da wohl auch die lieben Erinnerungen in Rehefeld
und Sibyllenort auffrischend. Nach wie vor aber blieb sie in den ihr noch be-
schiedenen Jahren den Werken der Liebe und Barmherzigkeit treu, auf die sie fast
ihre gesamten Einkünfte verwandte. Ein schon seit längerer Zeit von den Arzten
konstatiertes Leiden — Blasen= und Nierenbeckenkatarrh — nahm am 11. Dez. 1907
plötzlich eine ernstere Wendung, nachdem die Königin noch am Mittag dieses Tages
bei verhältnismäßig gutem Befinden eine kurze Spazierfahrt im Garten unter-
nommen hatte. Es deutete alles auf eine dem Leiden entspringende Urämie
(Harnstoffvergistung) hin. Nach kurzem Aufflackern der Lebenskraft am 13. Dez.
trat das Ende am 15. Dez. früh 3 Uhr 37 Minuten ein. Am 17. Dez. wurden
die sterblichen Überreste, geleitet von König Friedrich August und den Prinzen des
Königlichen Hauses, abends 9 Uhr nach der katholischen Hofkirche überführt. Hier
fand in Gegenwart der Königlichen Familie und der Vertreter des deutschen und
des österreichischen Kaisers und einer großen Anzahl sonstiger Fürstlichkeiten am
18. Dez. 1907 abends 6 Uhr die feierliche Beisetzung in der herkömmlichen Weise
statt. Die Verewigte fand ihre letzte Ruhestätte an der Seite ihres unvergeßlichen
Gemahls.
Zu S. 799 (bzw. 579). Im Juli 1907 legte der Minister Graf Hohenthal
den Kammern einen Wahlgesetzentwurf vor, wonach von nun an die darin vorge-
sehenen 82 Abgeordneten nach zwei getrennten Verfahren gewählt werden sollten, und
zwar nahezu die eine Hälfte von den amtshauptmannschaftlichen Bezirksverbänden
und städtischen Kollegien, die andere Hälfte in direkter geheimer Wahl nach dem
sogen. Proportionalsystem, wobei dann Grundbesitz, ein Einkommen von 1600 Mk.
und darüber, der Besitz eines Einjährigen--Zeugnisses dem Wähler eine Zusatz-
stimme verschaffen sollten. Da aber schon in den Vorberatungen Anfang Dezember 1907
sowohl Konservative wie Nationalliberale die kommunalen Verbandswahlen ablehnten,
so war damit der Hohenthalsche Entwurf von vornherein so gut wie beseitigt.