ständigen Menschen einfallen, ihn zu sich zu Tische zu laden"). Der
Geschichtsunterricht betraf auch gerade mein Lieblingsthema, nämlich
die Geschichte des Mittelalters, zu Hause las ich im Kohlrausch und
Menzel das nach, was wir in der Schule durchgenommen hatten.
Auch bildete ich mit einigen Kameraden ein Geschichtskränzchen zur
Repetition der ganzen Geschichte der alten Zeit wie des Mittelalters,
im Kränzchen wurden auch freie Vorträge gehalten und diese von
den jedesmaligen Zuhörern zensiert und protokolliert. Neben dem
Demosthenes lasen wir in der Klasse auch die Elektra des Sophokles,
welch ein Geist lebt in dem Stück, welch ein tiefes sittliches Gefühl
ist in den Chorliedern und den Reden und welch eine Innigkeit des
Gemüts ist in dem Charakter der Elektra vertreten!
Bei diesem Stück lernte ich wieder viel Neues in bezug auf das
hellenische Schauspiel, sowohl was den Bau des Theaters angeht,
als auch was die Einrichtung der Bühne, die Zahl und Bekleidung
der Schauspieler und ihr Spiel betrifft. Auch da kamen mir die
Vorträge des trefflichen Professors Bötticher über das hellenische
Theater und Schauspiel sehr gelegen.
Zu Ostern kamen wir in die Oberprima. Hier lasen wir des
Horaz Satiren, die mir den Rest von Achtung, welchen die Oden
mir übriggelassen hatten, schnell benahmen und ihn in meinen Augen
in die unterste Klasse der Genußmenschen herabsetzten. Im Lateinischen
lasen wir die Rede des Cicero „pro Sestio“", welche er mit Fug
und Recht „p# Cicerone“ hätte betiteln können, denn der B. Sesiius
wird kurz hier und da einmal erwähnt, sonst aber handelt die Rede
vorzugsweise von der Trauer des populus Romanus um den Clodius
und seine Bande und von der Freude des populus Romanus, als
der Cicero wieder zurückberufen ward. Und da soll man den prahl-
süchtigen Schönredner nicht verachten, wenn man daneben den herr-
lichen Demosthenes hat?
*] *o) Ich kann diese Stellen heute nicht ohne sillle Hesterkelt lesen.
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