lernte dabei immer mehr mich als Mitglied der großen preußischen
Armee fühlen.
Hinzpeter freilich sah all das nur mit geteilten Gefühlen ...
* * *
In sedem Jahre wurde regelmäßig eine längere oder bürzere Reise
gemacht, in der wir uns erholen und die Welt, insbesondere unser
deutsches Batkerland, kennen lernen sollten. Meist wurden wir von
Hinzpeter begleitet, unsere Eltern nahmen uns nur selten mit, da
sie natürlich gesellschaftliche Berpflichtungen zu erfüllen hatten oder
die Zeit für ihre eigenen Bildungs= und Erholungspläne ausnutzten.
Auf einer Fußwanderung mit Hinzpeter und dem mit mir unge-
fähr gleichaltrigen Erbgroßherzog Friedrich, nachmaligem Großherzog
von Baden, lernte ich im Sommer 1867 den schönen Schwarzwald
kennen. Der ZJauber der noch nie geschauten Berge, das geheimnis-
voll düstere Rauschen der hohen Tannen und das leise Plätschern der
Quellen machte auf mein Kindergemüt starken Eindruck. Auch ent-
sinne ich mich, daß wir einmal einen Fernblick auf den Hohenzollern
gehabt haben, so daß ich damals zum ersten Male die Stammburg
mesnes Geschlechtes zu sehen bekam. Auch daß wir eine Uhren= und
eine Zigarettenfabrik besucht haben, ist mir deutlich in Erinnerung ge-
blieben. Ich weiß auch noch, wie beschwerlich es für mich auf der
Wanderung bei der großen Hitze war, daß Hinzpeter uns das Waseser-
trinken unterwegs verboten hatte. Es entsprang das einer veralteten
hogientschen Anschauung der damaligen Zeit, die auch im Kriege 1866
viele Opfer gefordert hat, erst später erkannte man, daß der menschliche
Körper auf dem Marsche der Flüssigkelt bedarf und daß ein kalter
Trunk nur während der Ruhe nach dem Marsche schadet.
Im Frühfahr des nächsten Jahres gingen die Eltern mit uns nach
Reinhardsbrunn in Thüringen. Dieser Aufenthalt ist deshalb be-
merkenswert, well ich damals die spätere Katserin zuerst gesehen und
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