v. Gottberg auf dem Kurfürstenhügel den Gang der berühmten
Schlacht vortrug. Am Nachmittag standen wir in Wustrau am
Grabe des großen Reiterführers Hans Joachim v. Zieten und ge—
dachten der Siege, die er seinem großen Könige in drei Kriegen ge-
wonnen hatte. Am nächsten Tage weilten wir in Rheinsberg, wo
einst der junge Fritz die schönsten Jahre seines Lebens zugebracht
und sich auf sein Königtum vorbereitet hatte. Park und Schloß
machten als Zeugen dieser großen geschichtlichen Erinnerung tiefen
Eindruck auf ung Knaben. Im Arbektszimmer des Königs, wo
unter anderem der Antimachiavell entstanden ist, fand mein Vater
unter der Tünche die alte goldfarbige Malerei der friderizianischen
Zeit, und sogleich machte er sich mit unserer eifrigen Unterstützung
daran, mit der Scheuerbürste die Leimfarbe abzuwaschen. Ich habe
späkter die ursprüngliche Malerei vollkommen freilegen lassen.
Diese Wanderfahrten bedeuteten in unserem Schulleben immer
höchst angenehme Unterbrechungen, die uns nicht oft genug beschert
werden konnten. Ich glaube wohl, daß wir auf ihnen mehr an ge-
schichtlicher Erkenntnis gelernt haben als aus tausend Büchern.
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AIm Jahre 1871 machte ich wiederum mit meinen Eltern und
Geschwistern eine Reise nach England. Die erste Zeit brachten wir
in London zu, die letzte auf der Insel Wight. Da ich großes Inter-
esse für Seeschiffe und Seewesen überhaupt hatte, so fuhr ich öfters
nach dem gegenüberliegenden großen Kriegshafen Portsmouth und
sah dort die Schiffe alter und neuerer Konstruktion nebst den Werften
und Werkstätten. Ich war auch auf dem Linienschiff „Victory“,
welches der große Seeheld Nelson in der Schlacht von Trafalgar
kommandierte und auf welchem er den rühmlichen Tod fürs Bater-
land starb. Uberhaupt versuchte ich, sovkel als ich nur konnte, meine
Kenntnisse in bezug auf Glottenwesen zu bereichern, einmal auch war
ich in dem noch viel größeren und berühmteren Hafen Blopmouth.=
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