Full text: Sagenbuch des Königreichs Sachsen

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Schatz gar wohl verwahren und nicht abwendig von ihrem Ge— 
schlechte werden lassen, sonst werde ihre ganze Familie durch Armut 
verderben, da sie sonst die Hülle und Fülle oder Überfluß in allen 
Sachen haben könne, sofern sie dieses Andenken richtig verwahre. 
Darauf ist die Magd wieder weggegangen; die Frau aber soll das 
Geschenk nach ihrem Tode ihren drei Söhnen mit obenerwähnter 
Vermahnung übergeben haben. Davon haben noch bis in die 
Mitte des 17. Jahrhunderts zwei Herren dieses Stammes ihr Gold— 
stück besessen, das dritte aber ist von einer Frau verwahrlost worden. 
Diese ist endlich gar armselig zu Prag gestorben und hat also mit 
ihrer Linie eine Endschaft genommen. 
482. Der Aix bei Grimma und am Schlosse Döben. 
Gräße, Bd. J, Ar. 315. 
Wenn man die von der Stadt Grimma nach dem Kloster 
Aimbschen führende Straße geht, sieht man jenseits der Mulde 
einen großen hervorspringenden Felsen, der Trompeterfelsen genannt, 
weil im Dreißigjährigen Kriege einmal ein von den Feinden ver- 
folgter Trompeter hier mit seinem Bosse glücklich in die vorbei- 
fließende Mulde sprang und sie durchschwamm. Dieselbe ist hier 
unergründlich tief und sieht man angeblich den Muldennix in weißen 
Hosen mit seinen Töchtern im Sommer unter diesem Felsen sitzen 
und die Schwimmer anlocken. Auch verlangt derselbe jährlich hier 
sein Opfer von einem Menschenleben. Unter einer andern Gestalt 
zeigt er sich unterhalb der Stadt Grimma beim Schlosse Döben. 
Dieses alte Schloß liegt auf einem hohen, schroff von der Müulde 
aufsteigenden Felsen, an dessen Fuße ein schmaler Fußpfad, Kkaum 
für eine Person breit genug, nach der eine Biertelstunde entfernten, 
romantisch gelegenen Golzermühle führt. Vor mehreren Jahrzehnten 
hörte man von den Bewohnern der dortigen Umgegend oft, der 
Mluldennix zeige sich unter der Gestalt einer Bäuerin in alt- 
fränkischer Tracht, in schwarzer Schoßjache und rotem Friesroche, 
den Kopf mit einer schwarzen Haube, die mit breiten, weißen, ge- 
preßten Streifen besetzt sei, bedecht. Diese sitze an heißen Sommer- 
tagen gegen Abend auf dem erwähnten Felsenpfade mit nach dem 
Wasser herabhängenden Beinen da, wenn aber jemand sich nähere,
	        
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