Full text: Der Leumund der Sachsen

82 Das Fürstenhaus. 
begehrten Kurfürsten von Sachsen gesehen, als den Fürsten, der 
am besten dazu geeignet wäre, dem Reiche wieder zu Macht, 
Ansehen und Selbständigkeit zu verhelfen — seine Weis- 
sagung ist nicht in Erfüllung gegangen. 
Machdem Friedrich die Kaiserkrone abgelehnt hatte, empfing 
er von dem andern großen Humanisten Erasmus, der für vor- 
sichtiges Handeln Derständnis hatte, das Lob: Is mea sententia 
majori cum laude recusavit imperium, quam alil ambierunt; 
zu deutsch: Er hat rühmlicher daran gethan, die Kaiserkrone 
abzulehnen, als andre daran, sich um dieselbe zu bewerben.-#) 
Allein ungleich wertvoller als diese, mehr durch die geist- 
reiche Form als durch den eigentlich nichtssagenden Inhalt 
bemerkenswerte Anerkennung des Erasmus ist das, was 
Deutschlands größter Mann, nämlich unser Luther, über 
Friedrich den Weisen, seinen Landesherrn, gesagt hat. 
Er war nach TLuthers richtiger Meinung von Gott dazu 
geschaffen, 
„daß er sollte sein ein weiser Fürst, im Frieden zu regieren und haushalten; 
wie er denn auch zu seiner Seit war im römischen Reiche, wie man spricht, 
lux mundi. Er ließ seine Räte raten, und thät er gleichwohl das Wider- 
spiel, doch mit solcher Dernunft und Grund, daß fie nicht kunnten dawider 
reden. Wiewohl etliche Große und viel HPhormiones') ihm nach dem Sügel 
griffen, hätten ihn gern regiert, so setzte er doch seine Börner auf und 
ließ keinem gut noch recht sein, der ihm raten wollte. Er ist der Wunder. 
mann Gottes einer gewest (Luther will nämlich nachweisen, daß alle wahre 
Fürstentugend ein Geschenk Gottes ist). Denn wo er's hätte aus den 
Bänden gegeben und sich lassen regieren, sollt wohl sein Glück und Weisheit 
*) Schmarotzer; Phormio ist die Titelrolle eines Cerenzischen Kustspiels, 
welches die Schmarotzer geißelt.
	        
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