Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

deshalb in der Nacht vom 26. zum 27. d. M. 
mit Unteroffizier Weinberger und 60 Mann 
nach dem bedrohten Dorfe, denn, wenn dieses 
genommen war, lag den Angreifern der Weg 
nach Tununguo vollständig offen. Der Jumbe 
wußte nichts von dem beabsichtigten Ueberfall, 
erklärte aber, er besitze 56 Gewehre (Vorderlader) 
und würde sich damit sehr gut halten können; 
zog sich aber für seine Person in unser Lager 
zurück und erwartete dort mit uns den nächsten 
Morgen. Das Dorf hat eine sehr starte, aber 
unpraktisch angelegte Boma; wenn man deren 
Lisiere besetzen wollte, so gebrauchte man min- 
destens 500 Mann, die aber auch nicht viel 
hätten sehen können, da gerade dort, wo die 
Mafitis einbrachen, die Boma in einen großen 
dichten Urbusch übergeht. Das Dorf enthält 
etwa 600 Menschen, man kann daraus sehen, 
wie groß die Umwallung sein muß. Die Boma 
ist aus fast undurchdringlichem Wald mit 
Dornen durchzogen hergestellt; wo am Rande 
sich lichte Stellen zeigen, ist derselbe durch aus. 
Boritis hergestellte, über mannshohe Zänne ge- 
sichert. Der Eingang ist schmal, so daß zwei 
Mann nur nebeneinander gehen können und 
bildet einen langen Gang, der durch drei mit 
Hölzern versetzte Thore geschlossen wird; die 
Thore sind nur einzeln zu passiren. Das Dori 
selbst besleht aus verschiedenen Theilen, in denen 
zerstreut eine Menge Hütten liegen, die im 
Verein mit großen Bananenpflanzungen die 
Uebersicht sehr erschweren, so daß ein gedecktes 
Herankommen an den Hauptplatz des Dorfes 
bis auf enva 25 m überall möglich ist. Der 
Eingang ist die reine Falle, an seinen Thoren 
tritt, wenn eine größere Kolonne passirt, ein 
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schon eingezogen, erhob sich von Norden her 
ein furchtbarer Lärm; die Mafitis waren näm- 
lich in großen Mengen, die von Mhunzi auf- 
gestellten Posten überrennend, in die Boma 
eingedrungen und versuchten Frauen und Kinder 
zu stehlen. Alles flüchtete sich in unseren 
Kreis, an dem auch bald die Mafitis er- 
schienen. Die Salve ging sofort in Schuell- 
feuer über, denn es wurde durch die Mhunzileute 
ein solcher Lärm gemacht, daß man sein eigenes 
Wort nicht verstehen konnte. Dichte Massen 
drängten gegen den Kreis an; aber man sah 
auch die Wirkung des Feuers; denn Schaaren 
der Masitis fielen ins Gras; aber die anfangs 
25 m entfernten Gegner giugen weiter vor, und 
erst 10 m von uns entsernt, kam der Strom 
zum Stehen und zum Weichen. — In unsere 
Stellung war kein Mahenge gekommen; aber 
es sah in derselben furchtbar aus; ein Mann 
des Mhunzi hatte bei der Flucht durch eigene 
Schuld einen Schuß durch die Brust bekommen 
und lag in seinem Blute, während an ein Be- 
ruhigen der verängstigten Franen und Kinder 
nicht zu denken war, es mußte, um wenigstens 
einige Ruhe zu erlangen, sehr scharf vorge- 
gangen werden. — Unterdessen fanden sich 
immer mehr Eingeborene ein. Um den Kreis 
zu verstärken, nahm ich die 56 von Mhunzi 
erwähnten Gewehre vor, ich sah deren nur etwa 
15, und diese konnten für mich von gar keinem 
Nuben sein, da die dazu gehörigen Besitzer 
wie Espenlaub zikterten, so daß ich dieselben 
bald wieder aus der Linie entfernte. Während 
der etwa ½ stündigen Pause, in welcher der 
nach Hongo gesandte Bedschawisch zurückkam, 
erhielt ich von diesem und abgesandten Pa- 
Aufenthalt unvermeidlich ein. — Es wurde in 
Kreisform gelagert; die Stellung war aber 
nicht gut, eine bessere aufzufinden war un- 
möglich, denn es war Nacht, als ich ankam, 
und außerdem war nicht bekannt, von welcher 
Seite die Mahenges in das Dorf eindringen 
würden. Zur Sicherung diente eine seitwärts 
aufgestellte Wache, die nach allen Richtungen 
Posten ausstellte. Auf meine Veranlassung 
schicke der Jumbe Leute nach Hongo und 
Korongo, um festzustellen, ob sich dort Mafitis 
gczeigt; dieselben hatten es aber für besser ge- 
halten, das Dorf nicht zu verlassen. 
Am nächsten Morgen 6½ Uhr sandte ich 
den Bedschawisch Ramadan mit 10 Mamn nach 
Hongo, von wo er sich zur Abpatronillirung 
der Gegend nach Kisaki begeben sollte. Ich 
beschloß, da die Mafitis ihre Ueberfälle für 
gewöhnlich bei Tagesgrauen auszuführen pflegen, 
um 7 Uhr abzumarschiren, um dabei Gomero 
und Sungomero zu durchsuchen. Als ich 
gerade abmarschiren wollte, die Posten waren 
  
trouillen die Nachricht, daß sich große Schaaren 
des Gegners von Norden nach Osten und 
Westen zögen. — Es erfolgte dann gegen 
7l¼ Uhr Morgens von drei Seiten auf uns 
ein neuer Angriff, der mit noch mehr Energie 
ausgeführt wurde als der erste. Mit großen 
Sprüngen kamen die durch Nachfolgende 
gedrängten Leute an, Schlachtgeschrei ließen sie 
nicht hören. Die Askaris waren nicht zu halten, 
der Fahnenträger führte einen Kriegstanz auf, 
die Salven gingen wieder in Schnellseuer über; 
aber nach kurzer Zeit drang mein Kommando 
durch. Viele Masitis benutten geschickt die 
Häuser als Deckung und kamen bis auf 
fünf Meter an uns heran, wurden aber durch 
die Salven vollständig zurückgeschlagen. Ein 
Mafiti, es muß ein Häuptling gewesen sein, 
denn er hatte einen viel besseren Schild als 
die Anderen, fiel fünf Schrikte vor der Front; 
nach seinem Falle fand eine wilde Flucht siatt, 
die Masitis waren plötlich verschwunden, 
wurden aber durch Feuer verfolgt, denn wenn
	        
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