Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

der Usambara-Kaffeegesellschaft, die sich ebenfalls in 
diesem Gebiete niedergelassen und mit dem Roden 
begonnen hat, zur Folge gehabt. 
Auch mit Vanille sind einige Versuche gemacht 
worden. Die französische Mission in Bagamoyo hat 
seit einer langen Neihe von Jahren in ihrem Garten 
Vanille gebant und gute Resultate erzielt. Neuer- 
dings, seit etwa zwei Jahren, sind zwei Plantagen, 
eine bei Bagamoyo und eine bei Tanga, angelegt 
worden, über welche ein abschließendes Urtheil noch 
nicht zulässig ist, da die Vanille fünf Jahre braucht, 
um sich bis zur ersten Ernte zu entwickeln. Der jetzige 
Stand beweist jedenfalls, daß diese Pflanze auch in 
Deutsch-Ostafrika eine Zukunft hat, wenn auch erst 
mit Bezug auf die Natur des Landes besondere 
Erfahrungen gesammelt werden müssen. Die Versuche, 
welche auf einer Pflanzung bei Tanga mit Gummi 
kürzlich gemacht worden sind, scheinen, soweit nach 
dem bisherigen Wachsthum zu urtheilen ist, einen 
vorzüglichen Erfolg zu haben. 
Der Viehsland in Ostafrika läßt viel zu wünschen 
übrig. Die Seuche, welche im Jahre 1891 fast das 
gesammte Rindvieh vernichtet hat, ist noch immer 
nicht erloschen. Alle Versuche, Nindvieh einzuführen 
und allmählich den Abgang wieder zu ersetzen, sind 
fehlgeschlagen. Es ist sogar mangels einer geeigncten 
Kraft die eigentliche Natur der Seuche noch nicht 
festgestellt worden, so daß ein Versuch in größerem 
Maßstabe gar nicht gewagt werden kann. Nur in 
einzelnen Gegenden hat sich Rindvieh erhallen, 
so auf der Insel Mafia und in der Landschaft 
Ussekuma. 
Das Kleinvieh ist von der Seuche nicht ergriffen 
worden, Ziegen und Schase sind in genügender 
Menge vorhanden. 
Stapellauf der Dampser „Novuma“ und „Ruftyi“. 
Der Stapellauf der auf der Schiffswerft Ger- 
mania in Kiel erbauten beiden Ersatzdampfer „Vesuv“ 
ist am 6. d. Mts. glücklich erfolgt. Die Schiffe, 
welche die Namen „Rovuma“ und „Rufiyi“ tragen, 
werden Ende d. Mts. von den zur Zeit hier auf 
Urlaub befindlichen Schiffskapikänen Thomaschewski 
und Graf Pfeil nach Deutsch-Ostafrika übergeführt 
werden. - 
Togv. 
Besahrung des Sio. 
Der Zolldirektor Boeder hat über eine Unter- 
suchung des Sioflusses, welche er in Begleitung des 
Wegebauers Woeckel vorgenommen hat, folgenden 
Bericht erstattet: 
Am Sonnabend den 4. Oktober nachmittags 
fuhren wir in fünf mit Aexten, Beilen, Sägen, 
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Stricken, Geschenken und dem nöthigen Proviant be- 
ladenen Kanus von Sebbe nach Kpeme ab, um von 
hier aus am anderen Morgen möglichst früh in 
einem vorausgeschickten Segelboot die meist ver- 
wachsene und schwer auffindbare Mündung des Sio 
zu suchen. Der Segelpartie schloß sich der Stabs- 
arzt Wicke an. Infolge ungünstigen Windes und 
starken Stromes erreichten wir erst um 10 Uhr 
morgens dos am Eingang des Togosees belegene 
Dorf Togo, in dem die katholische Mission ihre 
dritte Station errichtet hat. Nach kurzem Aufent- 
halt in der auf einer Höhe wunderbar schön belegenen 
und eine weite Fernsicht über den See und Porto 
Seguro nach dem Meer zu bietenden Missionsstation, 
die dem Fleiß der Brüder einen mit fast allen 
europäischen Gemüsen bestandenen Garten zu ver- 
danken hat und über eine die prächtigsten Bausteine 
liesernde Ziegelei verfügt, setzten wir trotz des Ab- 
rathens der Brüder, die bei der fortwährend an 
Stärke zunehmenden Briese ein Kentern des nicht 
sehr großen Bootes befürchteten, unsere Fahrt fort. 
Leider wurde der Wind so ungünstig, daß wir nach- 
mittags 4 Uhr unverrichteter Sache umkehren mußten 
und erst bei Einbruch der Dunkelheit stark durchnäßt 
in Kpeme wieder eintrasen. So traten wir denn 
am anderen Morgen auf gut Glück mit den Kanus 
die Fahrt nach der Siomündung an. Der heftige 
Wind zwang uns dicht an dem mit Oel-, Dattel- 
und Agopalmen, in einzelnen Exemplaren auch mit 
dem Baumwollen= oder Kanubaum bewachsenen Süd- 
ufer des Togosees zu bleiben. In der Nähe von 
Porto Seguro sahen wir zum ersten Mal eine größere 
Herde von Meerkatzen, ohne jedoch zu Schuß zu 
kommen. Um 12 Uhr 10 Minuten fanden wir die 
ziemlich freie und ungefähr 10 Meter breite Mün- 
dung des Sio nach kurzem Suchen. Die Strömung 
war derarlig stark, daß die bis dahin von uns be- 
nußte Gig mit einem kleinen Kann vertauscht wer- 
den mußte. 
Nach kurzem Aufenthalt wurde die Fahrt fort- 
gesetzt. Auf dem Fluß herrschte Todesstille. Weder 
Vögel noch sonst irgend welche Thiere waren zu sehen, 
mit Ausnahme zweier Alligatoren, die trotz des 
Lärmens der Kanuleute auf 2 Meter Entfernung 
ruhig liegen blieben. Ein Vorwärtskommen war 
bei der starken Strömung und der Tiefe nur da- 
durch möglich, daß die Bootsleute das Kanu mit 
den langen, am Ende mit Holzgabeln versehenen 
Bambus von den an den Ulfern befindlichen Zweigen 
von einem Ufer zum anderen stießen. Rechts und 
links befand sich überschwemmte, mit Buschsavanne 
wechselnde Grassavanne. In 1500 bis 2000 Meter 
Entfernung erblickte man auf beiden Seiten des 
Flusses niedrige Höhenzüge, welche mit niedrigem, 
von den fast blätterlosen Affenbrotbäumen durch- 
brochenem Busch und streckenweise am Fuße mit Oel- 
palmen bewachsen waren. Um 5 Uhr nachmittags 
erreichten wir den großen, äußerst unsauberen Fetisch= 
platz Lebbe, den noch vor nicht langer Zeit ein
	        
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