Die Reise führte mich über Rehoboth, Hornkranz,
durch die rothen Berge über Areb, Hauchas, Bülls
Port, durch das Naukluftgebirge nach Sessriem weiter
über Karris, Zaris, Grootfontein, Gibeon, Keetmans-
hoop, Warmbad, Vellhon, Jerusalem, Stolzenfels am
Orangefluß, Blydeverwacht, Wamas, Kais, Hasür,
Rietfontein, Kocs, Gochas, Swartfontein, Hoachanas
durch das Schafrevier nach Windhoek zurück. Ich
habe den Eindruck gewonnen, daß das Land voll-
ständig beruhigt ist, wozu hauptsächlich die Militär=
stationen beigetragen haben, die bei auch nur geringer
Stärke mit ihren an guten Wasserstellen gelegenen
lesten Gebänden von großer Bedeutung für das Land
geworden sind. Sie wirken in Friedenszeiten haupt-
sächlich als Polizeistationen, gewähren Weisen und
Eingeborenen Schutz gegen Uecbergriffe Einzelner,
sind in Kriegszciten Allen ein sicherer Zufluchtsort.
Leider herrscht im ganzen Süden grose Trocken-
heit, welche zu der Befürchtung Veranlassung giebt,
daß unter der armen eingeborenen Bevölkerung schwere
Noth eintreten wird.
Bei der näheren Besichtigung des Naukluft=
gebirges habe ich die Ueberzeugung gewonnen, daß
nur derjenige in der Lage ist, die-Leistungen von
Führern und Mannschaften der Truppe in dem
Kampfe gegen Witbooi voll zu würdigen, der selost
das Gebirge gesehen und durchklettert hat, wozu ich
auf dem nächsten Wege bei vorzüglichen Führern
drei Tage und zwei Nächte gebraucht habe.
Das Land um das Naukluftgebirge, der Eingang
zur Naukluft und das ganze Tsoakhaubthal, wie
serner das ganze Terrain von hier aus südlich bis
Karris und Zaris erscheint für eine Ansiedelung be-
sonders Heeignet. Dort ist überall gutes Wasser,
vorzügliche Weide, im Flußbett Gelegenheit zum Ge-
treidebau und endlich ausgezeichnete Jagd. Karris
hat einen starken Wasserfall, den man ½ Stunde
weit hört. Leider liegen diese Plätze etwas weit
von jedem Verkehr ab, den Weg Karris—Groot-
sontein hat nachweislich vor mir noch kein Weißer
gemacht. Doch werden sie wie auch Grootfontein
Einen großen Werth gewinnen, wenn wir in der
Hottenkottenbai einen geeigneten Landungsplatz und
einen Zugang durch die Dünen dorthin finden.
Das Verhältniß der Truppe zu den Missionaren,
den übrigen Weißen und der eingeborenen Bevölke-
rung ist überall ein gutes. Sehr vortheilhaft für
die Entwickelung des Schutzgebietes, und deshalb
wenn möglich zu unterstützen, sind die Bestrebungen
der Missionare, in den Schulen die deutsche Sprache
zu lehren.
» Auf fast allen Stationen werden bis zum Ein-
tritt der Re
bänden untergebracht sein.
Kosten verursacht,
als die Gebäude nicht nur als Defensivkasernen
nöthig waren, sondern gleichzeitig ein Wahrzeichen
deutscher Macht und deutschen Fleißes im Lande
bilden. Die stattlichen Gebäude sind von deutschen
Leßtere haben wohl große
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genzeit die Mannschaften in guten Ge-
sind aber insofern gerechtfertigt,
–
Soldaten erbaut unter Zuhülfenahme der armen Ein-
geborenen, denen auf diese Weise Gelegenheit gegeben
ist, sich ihren Lebensunterhalt verdienen und arbeiten
zu lernen.
Was die Frage nach der Heranziehung von Ein-
geborenen zum Militärdienst betrifft, so sind meines
Erachtens auf allen Stationen zuverlässige Farbige
als Polizeisoldaten sest anzustellen. Diese Leute er-
halten Bewaffnung und ein Pferd und werden im
Schießen, Reiten und Meldedienst ausgebildet.
Im Allgemeinen bemerke ich, daß die Kriegs-
bereitschaft überall nach jeder Richtung hin gesichert
ist. Nur der Zustand der Pferde läßt zu wünschen
übrig, und muß jedenfalls eine Verbesserung des
Pferdematerials allmählich eintreten.
Pockenepidemie in Südwestafrika.
Nach einem Berichte des Kaiserlichen Landes-
hauptmanns zu Windhock vom 15. November 1895
ist im September 1895 in den östlich vom deutschen
Schutgebiete in Südwestafrika gelegenen Gebieten
die Pockenepidemic ausgebrochen und hat in manchen
Orten bereits einen bedrohlichen Umfang angenommen.
Nach Mittheilung von Privatleuten hat sich die
Epidemie von Johannesburg in östlicher NRichtung
über Upington und im Süden von Britisch-Betschuana-
land bis nahe an die Ostgrenze des deutschen Schutz-
gebietes verbreitet. Es sind die erforderlichen Sicher-
heitsmaßregeln sofort getroffen worden, insbesondere
ist der Grenzverkehr nur unter der Bedingung ge-
stattet, daß die von auswärts kommenden Leute mit
einem behördlicherseits ausgestellten Gesundheitsatteste
versehen sind. Auch ist die Beschaffung von Lymphe
behufs Impfung angeordnet. Der in Keetmanshoop
stationirte Assistenzarzt 2. Klasse Dr. Schöpwinkel
ist angewiesen, nach Eintreffen derselben alsbald mit
einer Impfung der weißen und farbigen Bevölkerung
im Bezirk Keetmanshoop zu beginnen.
vom Bersabavolke.
Das dem Kapitän des Bersabavolkes Dietrich
Goliath vom Kaiserlichen Landeshauptmann be-
willigte Jahresgehalt von 1000 Mark ist nach dem
Tode des Kapitäns auf seinen Nachfolger Christian
oliath übertragen worden.
1 Rus dem Bereiche der Wissionen und
der Antisklaverei-Bewegung.
Die evangelische Missionsgesellschaft für
Deutsch-Ostafrika (Berlin III) ist von einem
schweren Verlust betroffen worden. Am 28. Januar
starb Missionar Kraemer in Heluan in Aegypten.
Mifsionar Kraemer war im Jahre 1888 nach