Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Kamerun. 
Erforschung des Sannaga. 
Nach einem Berichte ". stellvertretenden Gou- 
verneurs von Kamerun, Dr. Seitz, hat der Vor- 
steher der Station Edea .y.y v. Brau- 
chitsch, welcher nach einer früheren Mittheilung 7) 
den oberen Lauf des Sannaga erforschen sollte, nun- 
mehr die zu diesem Zweck in Aussicht genommene 
Neise angetreten. In seiner Begleitung befindet sich 
Lientenant Schmidt nebst dem Bootsmannsmaaten 
Dillinger. Für die Erforschung des Flußlaufes 
des Sannaga war Vorbedingung die Beschaffung 
eines geeigneten Fahrzeuges. Mit Rücksicht hierauf 
war bereits im Sommer 1895 bei der F Firma Holst 
in Harburg ein zerlegbares Stahlboot in Auftrag 
gegeben worden. Dies Boot ist am 11. November 
1895 in Kamerun eingetroffen. Der Versuch, die 
Zusammensetzung desselben vorzunehmen, gelang ohne 
Weiteres. Die Probefahrten, welche in Kamerun 
unter Zuziehung des Premierlieutenants v. Brau- 
chitsch vorgenommen wurden, hatten das beste Er- 
gebniß; Konstruktion und innere Einrichtung des 
Bootes erwiesen sich als vorzüglich. Das Boot soll 
auf dem Wasserwege von Kamerun nach Edea be- 
fördert, hier auseinandergenommen und auf dem 
Landwege an den Herbertsfällen vermittelst Träger 
dorthin geschafft werden, wo der Sannaga wieder 
schiffbar ist. 
Das nächste Ziel der Vorexpedition des Premier= 
lieutenants v. Brauchitsch ist die Errichtung einer 
fliegenden Station in Mangambe. Von dort aus 
soll versucht werden, mit den Ndogodjes in friedliche 
Verhandlungen zu treten. Wenngleich dieser Stamm 
sich bei früheren Durchzügen von Europäern miß- 
trauisch gezeigt hat, glaubt man in Kamerun, bei dem 
durch den Bakokofeldzug gesteigerten Ansehen des 
Gouvernements auf friedlichem Wege 
kommen zu können. 
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Da das hier zu gewinnende Feuerungsmaterial voll- 
ständig ausreicht, so wird der „Soden“ während 
seiner Stationirung auf dem Sannaga nur mit Holz 
geheizt werden. 
  
vorwärts inst 
können. 
Das weitere Ziel der Expedition ist die Befah- 
rung des Sannaga mit dem Stahlboot bis zur 
Einmündung des Mbam. Bei günstigen Verhältnissen 
soll auch dieser Flußlauf noch eine kurze Strecke 
aufwärts erforscht werden. 
Um eine regelmäßige Verbindung zwischen dem 
Gouvernementssitz und der Station Edea herzustellen 
und in dauernder Fühlung mit der Expedition zu 
bleiben, wird für die nächste Trockenzeit der Dampfer 
„Soden“ auf dem Sannaga (in Edea) stationirt. 
Der „Soden“ wird am 15., jedes Monats in Ndoko- 
tunda (Ausmündung des Kwakwa) eintreffen, um die 
Post von Edea an den zu gleicher Zeit von Kamerun 
dort ankommenden Motor zu übergeben und um- 
gekehrt die Post von Kamerun zu empfangen. Für 
die Fahrten des „Soden“ auf dem Sannaga wird das 
Heizungsmaterial auf den neu eingerichteten Holz- 
stationen in Edea, Ndokotunda und Malimbe geliefert. 
Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1895, S. 516. 
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Drutsch-Südwoelkafrika. 
Anlage von Brunnen. 
Nach einer Meldung der Kaiserlichen Landes- 
hauptmannschaft sind am Baiweg — in Sneyrevier 
und Quaipüts — eine Anzahl aus Doautschland be- 
zogener Pumpen zur Aufstellung gelangt. 
Deutsch-Neu-Guinra. 
Bismarck= Archipel. 
Einem Schreiben des Kaufmanns Parkinson 
über einen im Juni v. Is. ausgeführten Besuch der 
Nordküste der Insel Bougainville entnehmen wir 
Folgendes: 
Wenn man von Norden kommend die Insel 
Bougainville ansegelt, erblickt man bereits aus weiter 
Ferne ein hohes und steiles, meist mit Gras bewach- 
senes Gebirge, das deutlich über die flache Ufer- 
niederung hervorragt. Ja man sieht die hellgrünen 
Abhänge bereits, ehe man die König Albertstraße 
passirt. Dies leicht erkennbare Gebirge wird von 
den Eingeborenen Babin genannt. Sowohl im Osten 
wie im Westen des Gebirges bilden tiefe Einschnitte 
vorzügliche Häsen. Der östliche Hasen, Land ge- 
nannt, ist der vorzüglichste, er ist gegen alle Winde 
geschütt und die Einfahrt ist tief und breit genug 
selbst für die größten Schiffe. Die Ufer dieses Hasens 
sind flach, aber die Wassertiefe unmittelbar am Ufer 
ist so, daß große Schiffe beinahe am Lande anlegen 
Unbedeutende Werftanlagen auf dem den 
Hafen umsäumenden Korallenriff würden das Löschen 
wie Laden der größten Schisse ohne Mühe möglich 
machen. Im inneren Winkel des Lauähafens mündet 
ein Bach, der während des ganzen Jahres hin- 
reichendes Wasser von vorzüglicher Güte liefert. 
Verläßt man den Lauähafen und steuert östlich, 
so hat man auf einer Strecke von etwa sieben See- 
meilen eine flache Küste, theilweise mit einem schmalen 
Strandriff, welches nur da unterbrochen wird, wo 
Bäche und Flüsse sich ins Meer ergießen. Mit 
Booten kann man bei Südost= und Nordwestwinden 
fast überall landen. Diese flache Küste endet plötzlich 
dort, wo ein zweiter tiefer Einschnitt abermals einen 
guten und sicheren Hafen bildet. Dieser Hafen wird 
von den Eingeborenen Tinputs genannt, hat einen 
breiten und tiesen Eingang, und Schiffe liegen= im 
inneren westlichen Winkel gegen alle Winde geschützt. 
Die Uferverhältnisse sind ganz wie in dem Lauühafen. 
Schiffe aller Größen können fast unmittelbar bis an 
i den Strand gehen und Landungsanlagen würden mit
	        
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