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eEinfuhr-zölle auf den britischen Salomons-Inseln.
Durch eine Verordnung des britischen Ober-
kommissars für den Westlichen Stillen Ozean vom
4. Juli d. Is. sind für die britischen Salomons-
Inseln Einfuhrzölle auf Bier, Spirituosen, Wein
und Petroleum festgesetzt worden. Sie betragen
durchschnittlich auf die Gallone:
1 Schilling für Bier,
14 - -Spirituosen,
2 bis 6 - - Wein,
3 Pence . Petroleum.
(Aus einem Berichte des Kaiserl. Generalkonsuls
in Syducy.)
Verschiedene Mitteilungen.
Tarhierte Störche in Rkfrika.
Aufruf der Vogelwarte Rossitten.
Die Vogelwarte Rossitten, Kurische Nehrung
(Ostpreußen), hat mit ihren Storchmarkierungen,
die seit einigen Jahren zwecks Vogelzugsforschung
in größerem Maßstabe durchgeführt werden, bisher
recht gute Resultate erzielt. Den halbflüggen
jungen Störchen wird im Neste je ein etwa
5,5 cm breiter Aluminiumfußring umgelegt, der
die Aufschrift „Vogelwarte Rossitten, Germania“
trägt. Diese breiten glänzenden Marken sind
weithin sichtbar, mit einem guten Glase mehrere
hundert Meter weit. Bisher sind etwa 1800
Störche (Ciconia) in dieser Weise markiert
worden. Es kommt nun vor allem darauf an,
die Verbreitung der Zugvögel in den afrikanischen
Winterherbergen festzustellen, worüber noch sehr
wenig positive Beobachtungen vorliegen. Zwei
durch die Vogelwarte Rossitten markierte Störche
sind bereits in Afrika angetroffen und nach den
Auflaßstationen zurückgemeldet worden.
Der erste, Nr. 163, erhielt seinen Ring am
5. Juli 1907 auf dem Gehöfte des Herrn Franz
Pergande in Streitz bei Groß-Möllen, Bezirk
Köslin in Pommern. Er trat seine Reise nach
dem Süden am 25. August an, wurde am 9. De-
zember 1907 bei Fort Jameson im nordöstlichen
Rhodesia in Südafrika zufällig von Eingeborenen
aus großen Storchflügen herausgeschossen und von
Herrn H. Kornikroft (Native Commissioners Office
Petauke, Fort Jameson) konserviert.
Somit ist der Beweis erbracht, daß die Störche,
welche aus dem Norden Deutschlands stammen,
bis über den Aquator hinaus in das siüdliche
Afrika vordringen.
Der zweite Ringstorch wurde in dem Dorfe
Seligenfeld bei Königsberg in Ostpreußen am
21. Juni 1906 mit Ring Nr. 85 versehen. Er
zog im August nach Süden ab und wurde schon
im Oktober 1906 bei Jawa am Nordrande des
Fittri-Sees, Wadai in Nordafrika, von Eingebo-
renen in Schlingen gefangen. Der abgetrennte
beringte Fuß gelangte in den Besitz des Herrn
Leutnants Loisy vom 1. Kolonial-Infanterie-Regi-
ment in Cherbourg, der damals einen französischen
Militärposten in jener Gegend kommandierte.
Nach Rückkehr in seine Heimat Cherbourg schickte
Herr Leutnant Loisy den beringten Fuß mit einer
Skizze vom Erlegungsort am 30. Juni 1908 an
die Vogelwarte Rossitten ein. Den genannten
Herren gebührt für ihre freundlichen Bemühungen
besonderer Dank. Sie haben sich um die ornitho-
logische Wissenschaft große Verdienste erworben.
Außer Störchen werden auch noch andere
Vögel (Krähen, Möwen, Raubvögel) von der
Vogelwarte Rossitten durch Fußringe markiert,
und zwar mit überraschend gutem Erfolge. Von
diesen Vögeln wurde z. B. eine Lachmöwe in
Afrika angetroffen. Sie erhielt am 26. Juli
1907 in Rossitten den Ring und fand sich am
12. Januar 1908 am Bahira bei Tunis in der
Winterherberge vor. Um Feststellung dieses inter-
essanten Falles haben sich die Herren M. Blanc
und Dr. Beill in Tunis verdient gemacht.
Es kommt nun vor allem darauf an, daß die
vorliegenden Markierungsversuche auch in Afrika
immer bekannter werden, damit etwa erbeutete
Ringe für die Wissenschaft nicht verloren gehen,
sondern stets sofort an die Vogelwarte Rossitten
eingeschickt werden. Wertvoll ist auch die Zu-
sendung der ganzen Ringvögel. Allen Inter-
essenten gegenüber sei die dringende Bitte aus-
gesprochen, nach dieser Richtung hin für die von
der Vogelwarte unternommenen Markierungs-
versuche tätig zu sein. Als Adresse für die Sen-
dungen gilt einfach die Ringausschrift.
Es braucht nicht noch besonders darauf hin-
gewiesen zu werden, daß es der Vogelwarte fern
liegt, etwa einen allgemeinen Vernichtungskrieg
gegen die Störche zu predigen. Wie die obigen
Beispiele zeigen, gelangen auch in den afrikanischen
Winterquartieren oft genug Zugvögel in Menschen-
hände. Möchten sie stets auf etwaige Fußringe
hin geprüft werden!
Dr. J. Thienemann,
Kustos an der zoolog. Sammlung der Universität
Königsberg und Leiter der Vogelwarte Rossitten.