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* Britisch-Ostafrika im Jahre 1906/07.“)
Quelle: Colonial Report No. 557 Cd. 3729/21.
Allgemeines.
Das Jahr 1906/07 ist für Britisch-Ostafrika
deshalb besonders von Bedeutung, weil im Ver-
lauf desselben ein Executive Ccouncil und ein
Legislative Council eingerichtet wurde, welche
im Juli bzw. August 1907 zum ersten Male zu-
sammentraten. Mit einer Ausnahme wurden im
Berichtsjahr die friedlichen Beziehungen zu den
Stämmen der Eingeborenen nicht gestört; nur die
Haltung der Embos, die zum Stamm der Kiluyu
gehören, zwang zu einer kleinen Expedition.
Durch diese wurde ein reicher und produktiver
Distrikt unter die direkte Kontrolle der Verwaltung
gebracht. Die Nandi haben sich in ihrem Reservat
ruhig verhalten.
Finanzen.
Die Gesamteinnahmen des Protektorats be-
liefen sich (ausschließlich des Regierungszuschusses)
auf 461 362 & gegen 270 362 & im Vorjahre.
Der Regierungszuschuß konnte von 214 000 4
auf 164 000 2 herabgesetzt werden. Unter den
Einnahmen erscheinen im Berichtsjahr zum ersten
Male die Bruttoeinnahmen der Uganda-Eisenbahn,
und zwar mit 231375 K. Die ordentlichen Aus-
gaben für die Eisenbahn beliefen sich auf 162 536 L,
so daß der Reingewinn 68 838 K beträgt. Diese
Zahlen bezeugen ein ständiges Anwachsen des
Verkehrs auf der Bahn und sind um so erfreu-
licher, als die Beschaffung der notwendigen Arbeits-
kräfte sehr schwierig ist und der Warenhandel
wegen des geringen Regenfalles und der teilweisen
finanziellen Schwierigkeiten der Händler im Pro-
tektorat zu wünschen übrig ließ.
Die Zolleinnahmen (81 302 T) übersteigen
die des Vorjahres um 7626 K, eine Steigerung,
die nicht zum wenigsten auf die durch die Dale-
Dampferlinie eingeführten niedrigen Frachtraten
zurückzuführen ist. Allerdings sind in dieser
Summe 2600 2 für nach Uganda bestimmte
Waren enthalten, die an dieses Protektorat ab-
geführt werden müssen.
Die Erträgnisse der Hüttensteuer sind von
44 541 K& auf 61 292 K gestiegen, eine Folge
der Ausdehnung der Verwaltung und der Er-
höhung der Hüttensteuer von 2 Rs. auf 3 Rs.
in verschiedenen Provinzen.
Die Ausgaben betrugen 616 088 K gegen
418 839 & im Vorjahre. Wie bei den Ein-
nahmen, so ist auch hier für die Steigerung
hauptsächlich die Aufnahme der Ausgaben für die
Uganda-Bahn verantwortlich. Für militärische
Zwecke sind im Berichtsjahre 30 000 K weniger
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1908, Nr. 14, S. 690 ff.
ausgegeben worden, was hauptsächlich auf die
Reduzierung der Besatzungstruppen um vier Kom-
pagnien zurückzuführen ist. Eine öffentliche Schuld
hat das Protektorat nicht.
Münzwesen.
Am 1. April 1906 wurde die neue Münz-
ordnung von 1905 in Kraft gesetzt, jedoch nur
so weit, als sie die Notenausgaben betrifft. Der
Gesamtwert des in Zirkulation befindlichen Papier-
geldes betrug 160 330 K. Die beschlossene Ein-
führung der 1/10 Rupie-Münze ist auch in diesem
Jahre noch nicht erfolgt.
Bergbau, Landwirtschaft und Industrie.“)
Im Berichtsjahre wurden am Thika-Fluß
Diamanten entdeckt, doch wurden trotz eifriger
Tätigkeit vieler Prospektoren keine Resultate von
Wert gezeitigt. Eine Kupferstufe wurde zu Tsavo
dicht bei der Uganda-Eisenbahn aufgefunden; sie
erwies sich indes nicht als abbauwürdig.
Die Afro-American Trading Company zu Voi
betreibt die Verarbeitung der Faserpflanzen im
großen. Eine Ginmaschine für Baumwolle ist zu
Mombasa aufgestellt worden. Eis= und Soda-
wasserfabriken bestehen zu Mombasa und Nairobi.
Der landwirtschaftliche Betrieb im Hoch-
land zeigt nicht unbedentende Fortschritte, beson-
ders ist die Aufzucht von Groß= und Kleinvieh
auf den meisten Heimstätten im Wachsen. Die
Schafzucht schreitet besonders in der Naivasha-
Provinz vorwärts.
Es wurden verschiedene Weizensorten, die
mehr oder weniger gut dem Rost widerstehen,
mit zufriedenstellenden Resultaten eingeführt.
In den tiefer liegenden Gebieten hat der
Anbau von Baumwolle beträchtliche Fortschritte
gemacht, und zwar besonders zu Malindi und
Kiwo. An der Küste wird der Anbau von Sisal-
hanf mehr und mehr aufgenommen, und auch
der Anbau der Sansevieren dehnt sich aus.
Die Einnahmen aus dem Forstdepartement
beliefen sich auf 2439 L, wozu noch 2523 4
als Wert des hauptsächlich an die Uganda-Bahn
frei gelieferten Holzes hinzutreten. Besonders an
der Küste nehmen die Aufforstungsarbeiten guten
Ausschwung und die angepflanzten Teakbäume zu
Shimba und Mazeras gedeihen. Ein neuer
kautschukliefernder Baum wurde bei den Shimba=
hügeln entdeckt.
Auf den Hochländern glückte am besten die
Anpflanzung von Croton Elliottianus und der
Malangi-Zeder.
*) Über den Handel vgl. „D. Kol. Bl.“ 1908,
Nr. 16, S. 814 ff.