Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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mit den Arbeitern waren nur in geringem Maße 
zu bemerken. In Fall River, dem bedeutendsten 
Zentrum der Baumwollindustrie, wurde die Wirkung 
der im Mai 1907 eingeführten gleitenden Lohn- 
skala sehr wohltuend empfunden. Im Mai 1907 
mußte, den großen Profiten der Fabriken ent- 
sprechend, der vereinbarte Maximallohn von 
23,96 Cents für 1 Stück Druckstoff gezahlt werden, 
und während man noch im November 1907 bei 
der Neufestsetzung des Lohnsatzes für das nächste 
halbe Jahr jenen höchsten Lohn beibehalten mußte, 
hatten sich bis Mai 1908 die Verhältnisse so un- 
günstig verschoben, daß ein Lohn von nur 
19,66 Cents bewilligt werden konnte, der auch 
die schnelle und ruhige Zustimmung der Arbeiter 
fand. Entsprechend dem Webelohn wurden alle 
anderen Lohnsätze reguliert. Die Bewegung der 
Webelöhne in Fall River in den letzten sieben 
Jahren war folgenden 
für 1 für 1 Seück 
Jahr * Jahr d 
19009092 27. E i 19006 189,00 
19068 19,,80 später: 21,78 
1904 17,32 1907 . 21,78 
1905 17,32 
später: 23,96 
später: 18,00 1908 . 23,86 
später: 19,66 
Die Normallänge eines Stückes Drucktuch 
64 X 64 von 28 Zoll Breite ist in Fall River 
auf 47½ Nards festgesetzt bei Benutzung eines 
gewöhnlichen 32zölligen oder schmäleren Stuhles. 
Für die Erzeugung von Baumwollenwaren 
wird 1907/08 auf lange Zeit als ein Jahr mit 
einem gründlichen Umschwung der Verhältnisse 
bemerkenswert bleiben. Zu Anfang des Baum- 
wolljahres waren alle Spindeln stark beschäftigt, 
die Ausbeute der Webstühle auf ziemlich lange 
Zeit im voraus verkauft und die Geschäftsaussicht 
derart, daß man auf volle Beschäftigung das 
ganze Jahr hindurch rechnen konnte. Schon vor 
Ende Dezember machte sich der verderbliche Einfluß 
der Geldkrisis im Oktober stark bemerkbar. Mangel 
an neuen und Widerrufung von alten Bestellungen 
zwang die Fabriken, zur Einschränkung der Er- 
zeugung ihre Zuflucht zu nehmen, um einer allzu 
reichlichen Ansammlung von Vorräten vorzubeugen. 
Seitdem wurde in den meisten Teilen des Landes 
für längere oder kürzere Zeiträume Verkürzung 
der Arbeitsstunden oder gänzliche Stillegung der 
Betriebe notwendig. Zeitweise trat infolge von 
Preisherabsetzungen für Stapelartikel eine Be- 
lebung der Nachfrage ein, die eine stärkere Arbeits- 
leistung zur Folge hatte und die Hoffnung auf 
Rückkehr besserer Zeiten erweckte. Noch sind solche 
nicht eingetroffen, wenn auch neuerdings Gründe 
vorhanden waren, an einen wohltätigen Einfluß 
des voraussichtlich günstigen Ernteausfalls zu 
glauben. 
  
Besonders unangenehm empfunden wurde in 
der Baumwollindustrie auch der fortgesetzte Rück- 
gang der Ausfuhr von Baumwollenwaren. Schon 
1906/07 hatte sich der Absatz solcher Fabrikate 
nach dem Auslande gegenüber 1905/06 merklich 
verringert und 1907/08 nahm dieser Ausfall 
einen noch größeren Umfang an. China bezog 
1904/05 aus den Vereinigten Staaten 474909510 
Yards Baumwollenzeuge, im folgenden Jahre 
sogar 498 521 402 Yards, während 1906/07 nur 
noch 86 454 028 Yards und 1907/08 gar nur 
49 876 671 Yards dorthin gingen. Man darf 
wohl annehmen, daß China wieder ein willigerer 
Abnehmer amerikanischer Baumwollenwaren wird, 
sobald die durch übertriebene Einfuhr in den 
Jahren 1904 und 1905 dort angehäuften Vor- 
räte aufgebraucht sind. Aber auch nach anderen 
Ländern gestaltete sich das Geschäft 1907/08 un- 
befriedigend. Südamerika kaufte nur 33165601 
Yards gegen 51737.034 Yards im Jahre 1906/07 
und 51072310 Yards 1905/06; der Absatz nach 
Westindien und Mittelamerika erreichte nur 
65 871390 Yards gegen 79379956 ards und 
79453579 Yards in den beiden Vorjahren; nach 
den Philippinen gingen 9 909 417 Yards gegen 
20551231 Yards im Jahre 1906/07, nach dem 
übrigen Ozeanien, Asien und Afrika zusammen 
nur 30 401 046 Yards gegen 61383 353 Yards. 
Die Gesamtausfuhr von allen statistisch nach dem 
Maße angeschriebenen Baumwollenwaren stellte 
sich für 1907/08 auf 205 994 812 Yards gegen 
326340 329 Yards für 1906/07 und 711493054 
VYards für 1905/06, so daß, ganz abgesehen von 
dem günstigen Jahre 1905/06, ein Rückgang um 
37 v. H. gegenüber dem schon mäßigen Export- 
jahre 1906/07 zu verzeichnen war; beim Werte 
dieser Waren war der Ausfall etwas geringer 
(33 v. H.) infolge der hohen Preise in den ersten 
Monaten des Fiskaljahres 1907/08. Die Aus- 
fuhrwerte sämtlicher Baumwollenwaren nach den 
hauptsächlichsten Absatzgebieten waren für die letzten 
drei Fiskaljahre die folgenden: 
.. c7s - 5 
Bestimmung hean ssthniue, in a#oe 
Europa 1784190 1833 100 1744805 
Kanada 1469550 1731338 1893 400 
Westindien. 3295276 3551944 3216075 
Mittelamerika 2078011 2219216 1840847 
Südamerika 2454954 3542028 3342011 
Chines. Reich 3390498 5933678 29770978 
Andere Länder 
(einschl. Abfall 
u. Garn nach 
all. Ländern) 10705279 13494 108 11 135917 
Summe 25177758 32305 412 52944033 
davon: 
1. Halbjahr 12459 429 18441779 28424764 
2. Halbjahr 12718329 13863 633 24519269
	        
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