Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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chon früher an etwa 20 Jahre altem Pfeilgift 
feststellen, daß die Wirkung des Pfeilgiftes durch 
jahrelanges Lagern, obwohl von Laien oft das 
Gegenteil behauptet wird, keine Einbuße erleidet. 
Ferner sandte uns das Kaiserliche Biologisch- 
Landwirtschaftliche Institut in Amani vor einigen 
Monaten Wurzeln von Aristolochia densivenia 
Engl. mit dem Bemerken, daß diese Wurzeln als 
Gegenmittel („Lunkulwe") bei Pfeilgistwunden 
von den Eingeborenen angewendet werden sollen. 
Zahlreiche Tierversuche usw. zeigten, daß in diesen 
Wurzeln keine Substanz enthalten ist, die imstande 
wäre, die Pfeilgistwirkung zu beeinflussen; auch 
konnten sonst weder wirksame noch giftige Sub- 
stanzen nachgewiesen werden. In dem üÜber- 
sendungsschreiben ist ferner angegeben, daß die 
Blätter dieser Pflanze giftig sein sollen. Schafe 
und Ziegen sollen, wenn sie von diesen Blättern 
gefressen haben, bald eingehen. Wir haben daher 
in Amani um Übersendung von Blättern von 
Aristolochia densivenia gebeten, ebenso um 
Blätter von Dichapetalum Stublmannü (Nchen- 
chere), die für Schafe und Ziegen ebenfalls ge- 
fährlich sein sollen. Sobald wir die Pflanzen 
erhalten und untersucht haben, werden wir die 
Resultate mitteilen, die auch in wirtschaftlicher 
Beziehung von Interesse sein dürften." 
  
*mzxl 
fiamerun. 
Sine Forschungsreise durch Uordwest-Kamerun. 
Vor einigen Wochen sind nach nahezu 13= 
monatiger Abwesenheit die beiden Mitglieder der 
Kamerun-Expedition, Professor Dr. Hassert und 
Professor Thorbecke, nach Hause zurückgekehrt, 
die das Reichs-Kolonialamt auf Veranlassung der 
„Kommission für die landeskundliche Erforschung 
der Schutzgebiete“ nach Nordwest-Kamerun 
entsandt hatte. Hauptaufgaben der Expedition 
waren die geographische Untersuchung des Ka- 
merungebirges, der Gebirgsstöcke des Manenguba- 
Systems und der sich nördlich und nordöstlich 
anschließenden Hochländer sowie die Lösung der 
Frage, ob und wie weit die eigentümlichen 
Grabenbildungen Ost= und Zentralafrikas im west- 
afrikanischen Graben ihr Gegenstück finden. Eine 
Reihe anderer Arbeiten auf wirtschaftlichem, zoolo- 
gischem, botanischem und ethnographischem Gebiet 
sollte mit den Hauptaufgaben Hand in Hand gehen. 
Am 13. Oktober 1907 trafen die Expeditions= 
teilnehmer in Victoria ein und begannen ihre 
Tätigkeit zuerst im Kamerun-Gebirge, das auf 
fünf Wanderungen umgangen und bestiegen 
wurde. Mitte Dezember wurde das Standgquartier 
nach der Station Johann-Albrechtshöhe verlegt 
  
und von hier aus das Balue-Gebirge, die Bakundu- 
Senke und das Balundu-Tiefland durchstreift. 
Im Februar und in der ersten Hälfte des März 
1908 wurden die Horst= und Vulkangebirge des 
Manenguba-Systems (Kupe, Bafarami, Manen- 
guba, Nlelako) kreuz und quer durchzogen und 
dann bis zum Schlusse der Reise die Urwalds- 
gebiete mit den Grasfluren des Hochlandes ver- 
tauscht. Die Ausgangspunkte für die nun fol- 
genden Wanderungen bildeten die Militärstationen 
Dschang und Bamenda. Die letzte große Rund- 
wanderung, die über zweieinhalb Monate dauerte, 
galt zunächst der Landschaft Bafum in Nord- 
kamerun mit ihren Seen und ihren eigentümlichen 
Granitwollsackgebieten, führte dann in ästlicher 
Richtung über den Mauwesee (wohl den höchst 
gelegenen Bergsee unseres Schutzgebietes) ins 
Banssoland und ins Lamidat Banjo, das west- 
lichste der unter dem politischen Begriff Adamaua 
zusammengefaßten Sultanate. Durch das Tikar- 
land und das Reich Bamum wurde Ende Juli 
Bamenda wieder erreicht und endlich bei voller 
Regenzeit über Bali, Tinto und Johann-Albrechts- 
höhe der Rückmarsch zur Küste angetreten. 
Reiche Sammlungen verschiedenster Art, deren 
Bearbeitung die Fachleute längere Zeit in An- 
spruch nehmen wird, sind mitgebracht worden, und 
vielfach wurden ganz neue Aufschlüsse über die 
Oberflächengestalt und den inneren Bau der durch- 
zogenen Landschaften gewonnen. Die Expedition 
hat vom ersten bis zum letzten Marschtage ein 
ununterbrochenes Itinerar ausgenommen, das, 
464 Blatt in Groß-Quart umfassend, rund 
2500 km Weglänge im großen Maßstabe 
1:15 000 enthält und gleichzeitig geologischen 
Interessen Rechnung trägt. Gegen 2000, mit 
4 Aneroid-Barometern und 3 Siede-Thermo- 
metern gewonnene Höhenmessungen von 614 ver- 
schiedenen Punkten tragen nebst zahlreichen Pei- 
lungen zur Vervollständigung des Kartenbildes 
bei. Bei den Höhenmessungen wurde nicht bloß 
den Geländeformen, sondern auch den Höhen- 
grenzen Aufmerksamkeit geschenkt, z. B. der Wald- 
grenze, der Siedlungsgrenze, den Höhengrenzen 
von Ol= und Kokospalmen usw. 
Die Gesteinszusammensetzung des durchwan- 
derten Gebietes ist verhälmismäßig einfach und 
einförmig, wie auch die mitgebrachten Handstücke 
(rund 1500 Nummern) dartun. Den Untergrund 
bilden weitaus überwiegend Granite und Ur- 
gesteine, die von einer mehr oder minder mäch- 
tigen Lateritschicht oder von ausgedehnten Basalt- 
decken überlagert werden, während häufig jugend- 
liche, meist noch recht gut erhaltene Domvulkane 
und Kraterberge einen charakteristischen Schmuck 
der Landschaft darstellen. 
So einförmig die geologische Zusammen- 
setzung des Reisegebietes ist, um so mannigfacher
	        
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