#
lich an der Niedermetzelung der Haussa beteiligten
Dörfer wurden verbrannt, Viehbestände sowie die
Hälfte der Lebensmittel konfisziert, die Sklaven
befreit und die geraubten Güter zurückgegeben.
Fünfzig Haussa erhielten die Freiheit zurück.
Die Expedition verlief ohne ernstlichen Wider-
stand und hatte infolgedessen keine nennenswerten
Verluste.
Die englische Truppe mußte auf Befehl des
Gouverneurs vorzeitig umkehren, da inzwischen
im Bezirk Sokoto, im Nordwesten der Kolonie,
noch weit ernstere Unruhen ausgebrochen waren.
Hier hatte ein wegen Ermordung dreier franzö-
sischer Offiziere aus der französischen Nachbar-
kolonie flüchtig gewordener Mensch namens Dan
Makafo eine Schar Unzufriedener und ent-
laufener Sklaven um sich gesammelt, mit denen
er die Dörfer brandschatzte. In Satirn, einem
Dorfe südlich Sokoto zwang er einen gewissen
Mallam Isa, den Sohn eines Mannes, der
sich im Jahre 1904 zum Mahdi ausgerufen hatte,
die Führerschaft der Bewegung zu übernehmen.
Entgegen den ursprünglichen Gerüchten hatte
Mallam Isa sich aber selbst nicht zum Mahdi
erklärt; er nannte sich nur Annabi Isa (Prophet
Jesu), obwohl es in der Absicht das Dan Makafo
gelegen haben mag, seiner Bewegung mahhdistischen
Charakter beizulegen. Die Aufrührer bildeten
einen regellosen, nur mit Axten, Hacken und
sonstigen landwirtschaftlichen Geräten. versehenen
Haufen.
Auf das Gerücht von der Erhebung eines
Mahdi in Satiru marschierte der Resident
Mr. Hilkary in der Frühe des 14. Februar 1906
mit der Besatzung von Sokoto nach Satiru.
Die Expedition bestand aus fünf Europäern,
70 Mann eingeborener berittener Infanterie,
1 Maximgeschütz und 30 Trägern. Der Resident
hatte die Absicht, zunächst einen gütlichen Versuch
zu machen und nur im Notfall Gewalt zu
brauchen. Sowie man Satiru in Sicht bekam,
sah man auch schon die Scharen des Feindes
aus dem Dorfe herauskommen. Hillary ritt mit
seinen eurvpäischen Begleitern sowie einem Dol-
metscher dem Feind entgegen und ließ ihm in
einer Entfernung von 800 ards zurufen, er
komme nicht als Feind, sondern als Freund.
Die Schwarzen waren dadurch aber nicht zu be-
ruhigen; sie rannten vielmehr im Sturmlauf
heran. -
Leutnant Blackwood, der inzwischen hatte
Karree formieren lassen, wollte den Residenten,
der fest auf seinem Platze blieb, nicht im Stiche
lassen. Er gab den Befehl zum Vorgehen. Das
ungewohnte Kommando, im Karree vorzugehen,
brachte eine ungeheure Verwirrung hervor.
150
Statt in der Hauptfront zu marschieren, behielt
jede Karreeseite ihre eigene Front bei. Das
Ganze lief auf diese Weise einfach auseinander.
Die Europäer bemühten sich vergebens, eine
richtige Front herzustellen. Als dann Leutnant
Blackwood endlich den Befehl zum Halten gab,
war es bereits zu spät. Der Feind war schon
eingebrochen und im Kampf Mann gegen Mann
wurde die Truppe von dem etwa zweitausend-
fünfhundert Mann starken Gegner fast völlig
aufgerieben. Unter den Gefallenen befanden
sich der Resident, sein Adjutant und Leutnant
Blackwood. Das Maschinengeschütz fiel in die
Hände des Feindes, bevor es hatte in Tätigkeit
treten können. Die wenigen überlebenden
retteten sich unter ständigen Kämpfen nach Sokoto.
Zum Glück stieß der Feind nicht sofort nach;
so hatte die schwache Besatzung (30 Mann und
ein Sergeant waren in Sokoto zurückgeblieben)
Zeit, Sokoto zusammen mit den allerdings sehr
demoralisierten Flüchtlingen leidlich zur Verteidi-
gung einzurichten. Was jedoch nicht nur Sokoto
rettete, sondern das Ansehen Englands überhaupt
vor einem nur schwer zu überwindenden Schlage
bewahrte, war die bewundernswerte Haltung der
Emire, namentlich des Mächtigsten unter ihnen,
des Marafo von Godabawa. Auf die Nachricht
von dem unglücklichen Ausgang des Gefechts
hatten die Emire sofort Hilfstruppen nach Sokoto
geschickt. So konnte die Stadt bereits in der
ersten Nacht durch einen Patrouillenring von
mehreren hundert Reitern gesichert werden. Am
16. Februar traf Major Burdon, den die Kunde
von dem Unglück auf der Reise nach Zungern
erreicht hatte, in Sokoto ein und übern ahm den
Oberbefehl.
Mittlerweile hatte der Marafo etwa dreitausend
Mann in Sokoto zusammengezogen. Er brannte
vor Begier, die Rebellen anzugreifen. Moajor
Burdon hatte zwar Bedenken, glaubte aber
anderseits das Ansehen Englands noch mehr zu
gefährden, wenn er den Angriff nicht zulasse.
So gab er dem Drängen des Marafo, auf eigene
Faust angreifen zu dürfen, nach. Am Morgen
des 17. eröffnete der Marafo den Sturm aus
Satiru; es gelang ihm auch, in das Dorf ein-
zudringen. Der Erfolg schien sicher. Da geriet
plötzlich seine Reserve in einen Hinterhalt und
ergriff die Flucht. Dies zwang auch die Haupt-
macht zurückzugehen. Der Marafo selbst entkam
mit knapper Not der Gefangenschaft.
Auch dieser Mißerfolg machte die Treue der
Emire nicht wankend; vielmehr bestürmten sie
den Major Burdon, die Scharte wieder auswetzen
zu dürfen. Ein zweites Mal gab dieser aber
die Erlaubnis zu einem so gefährlichen Wagnis
nicht. Bei dem Gefecht am 16. war der Mallam